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Struma: Schilddrüsenvergrößerungen erkennen und behandeln

Wie oft kommen Schilddrüsenvergrößerungen vor? Was sind ihre Ursachen und Symptome? Und wie werden die Beschwerden behandelt? Hier geben wir Antworten.

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Was ist eine Struma?

Mit Struma wird eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse bezeichnet. Im Volksmund sagt man auch „Kropf“, meist verursacht durch Jodmangel. Die Vergrößerung kann mit einer normalen, einer Über- oder einer Unterfunktion einhergehen.

Welche Symptome bei einer Schilddrüsenvergrößerung typisch sind und welche Ursachen dahinterstecken können, weiß Prof. Dr. Peter Lamesch, Chefarzt der Klinik für Chirurgie in der Helios Klinik Schkeuditz.

Welche Symptome treten bei einer Schilddrüsenvergrößerung auf?

„Patienten bemerken kleine Strumen und kleine Knoten meist nicht selbst, da diese keine Beschwerden verursachen. Erst mit zunehmenden Größenwachstum kommt es früher oder später zu lokalen Beschwerden am Hals“, sagt Prof. Dr. Peter Lamesch. Solche lokalen Beschwerden sind etwa ein Kloß-, Enge-, oder Druckgefühl, aber auch ein störender Räusperzwang.

Sollte die Schilddrüse auf die Speiseröhre drücken, kann es zu Schluckstörungen kommen. Drückt sie auf die Luftröhre, können zusätzlich Atembeschwerden oder Luftnot auftreten.

Eine Struma kann auch nach innen, hinter das Brustbein wachsen. Die sogenannte retrosternale Struma kann Symptome seitens des Herz-Kreislauf-Systems oder der Atmung hervorrufen.

„Viele Patienten haben sich aufgrund des langsamen Wachstums mitunter an ihre Strumen gewöhnt und trotz sehr großer und sichtbarer Schilddrüse keine oder nur mäßige Beschwerden“, erklärt der Chefarzt.

Wie sieht eine Struma aus?

„Eine Struma kann so dezent sein, dass sie sich nicht immer mit bloßem Auge erkennen oder mit den Fingern abtasten lässt“, sagt Prof. Dr. Peter Lamesch. Derart dezente Befunde lassen sich mit Hilfe der Sonographie objektivieren. Die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse lässt sich anhand klinischer Parameter in drei Stadien einteilen:

  • Stadium Ia: Eine Vergrößerung in der Nähe des Kehlkopfes ist tastbar, aber nicht sichtbar.
  • Stadium Ib: Eine Vergrößerung ist tastbar und bei einer Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar.
  • Stadium II: Eine Vergrößerung ist sichtbar, ohne dass der Kopf in den Nacken gelegt wird.
  • Stadium III: Eine stark vergrößerte Schilddrüse liegt vor, die bereits aus weiter Entfernung sichtbar ist.

Jodmangel

Der menschliche Körper benötigt Jod, um die Schilddrüsenhormone T3 und T4 produzieren zu können. Dazu muss das Spurenelement regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden. In Jodmangelgebieten, wozu Deutschland lange gezählt hat, sind die hier produzierten Lebensmittel arm an diesem Spurenelement. Ein Ausgleich ist durch den Einsatz von jodiertem Speisesalz möglich. Die Jodversorgung in Deutschland ist in den letzten 20 Jahren besser geworden, wird aber immer noch als grenzwertig eingeschätzt.

Bei einem anhaltenden Jodmangel produziert die Schilddrüse zu wenig T3 und T4. Durch das Absinken der Schilddrüsenhormonwerte im Blut schüttet die Hirnanhangsdrüse vermehrt das Hormon TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) aus, welches der Schilddrüse signalisiert, die Hormonproduktion zu steigern.

Morbus Basedow

Bei der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow bildet der Körper bestimmte Abwehrstoffe, wodurch die Hormonproduktion der Schilddrüse gesteigert wird. Dies führt zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Betroffene können zudem eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhlen entwickeln.

Medikamente

Einige Medikamente können ebenfalls zu einer Kropf-Bildung führen. Dazu zählen etwa Antidepressiva mit dem Wirkstoff Lithium sowie Mittel gegen eine Schilddrüsenüberfunktion.

Zysten in der Schilddrüse

„Zysten in der Schilddrüse sind meist harmlos und lassen sich bereits im Ultraschall sehr gut als solche erkennen“, sagt Prof. Dr. Peter Lamesch. Es handelt sich bei Zysten um ein mit Flüssigkeit gefüllten und von einer Gewebekapsel umgebenen Hohlraum.

Helios Klinik Schkeuditz

Chefarzt der Klinik für Chirurgie

Patienten bemerken kleine Strumen und kleine Knoten meist nicht selbst, da diese keine Beschwerden verursachen. Erst mit zunehmenden Größenwachstum kommt es früher oder später zu lokalen Beschwerden am Hals.

Erscheinungsformen einer Struma

Neben der Größe des Kropfes gibt es noch weitere Kriterien zur Einteilung.

Struma diffusa

Die Struma diffusa ist eine gleichmäßig vergrößerte Schilddrüse, bei der es zu keiner zusätzlichen Knotenbildung kommt.

Struma nodosa (Schilddrüsenknoten)

Die Struma nodosa ist gekennzeichnet durch knotige Areale, die sich vom normalen Schilddrüsengewebe unterscheiden.

Bei der Struma nodosa gibt es selten nur einen Knoten, viel häufiger sind gleich mehrere Knoten nebeneinander zu finden. Es kann sogar sein, dass die gesamte Schilddrüse nur noch aus Knoten besteht.

Schilddrüsenadenom

Ein Schilddrüsenadenom entsteht aus einer Wucherung spezieller Schilddrüsenzellen und besitzt eine umgebende Kapsel.

Es wird unterschieden zwischen Adenomen, die Jod aufnehmen und Schilddrüsenhormone produzieren (autonome Adenome) und solchen, die dies nicht tun. Autonome Adenome sind im Szintigramm als „warme“ oder „heiße“ Knoten erkenntlich. Nicht jodspeichernde Adenome hingegen werden als „kalte“ Knoten bezeichnet.

Struma maligna

Schilddrüsenkrebs wird als Struma maligna bezeichnet. Die Krebsart ist im Vergleich zu Knoten in der Schilddrüse selten. Man schätzt, dass weniger als ein Prozent der Schilddrüse bösartig sind. Wie bei anderen Krebsarten gilt auch hier: Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser die Heilungschancen. In den meisten Fällen sind es Tumore, die sich gut behandeln lassen und demzufolge auch eine günstige Prognose haben.

Diagnostik Schilddrüsenvergrößerung: Was wird gemacht?

Patient:innen können zunächst in die hausärztliche Praxis gehen, wo sie in der Regel an einen Endokrinologen für die weitere Diagnostik überwiesen werden.

Abtasten

Eine vergrößerte Struma erkennen Fachärzt:innen oft schon mit bloßem Auge. Ist die Struma nur leicht vergrößert, gewinnt man allein durch das Austasten der Schilddrüse am Hals einen ersten Eindruck.

Ultraschalluntersuchung

Für ein genaueres Bild folgt eine Sonographie, also eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Hiermit lässt sich die exakte Größe und das Volumen der Schilddrüse bestimmen. Zudem lässt sich häufig erkennen, ob es sich um eine Struma nodosa (Schilddrüsenknoten) oder Struma diffusa (Schilddrüsenwachstum ohne Knotenbildung) handelt.

Laboruntersuchungen

Im Labor wird der TSH-Spiegel im Blut untersucht. Die Bestimmung dieses Steuerhormons erlaubt eine Einschätzung des Funktionsstatus der Schilddrüse. Infolge eines Jodmangels kann er beispielsweise erhöht sein.

Szintigrafie

Die nuklearmedizinische Untersuchung dient dazu, kalte von warmen und heißen Knoten zu unterscheiden. Ob ein Knoten kalt, warm oder heiß ist, hängt davon ab, ob und wie viel Jod er bei der Szintigrafie aufnimmt.

Warme Knoten sind immer gutartig, kalte Knoten können bösartig sein. Entgegen einer immer noch weit verbreiteten Meinung bedeutet kalter Knoten nicht, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. 

Wie wird eine Struma behandelt?

Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrundeliegenden Erkrankung und kann medikamentös, nuklearmedizinisch und operativ erfolgen“, sagt Prof. Dr. Peter Lamesch.

Medikamente

Ist der Verdacht einer bösartigen Erkrankung der Schilddrüse ausgeschlossen, können Betroffene Schilddrüsenhormone und/oder Jod einnehmen. Diese können zur Verkleinerung der Schilddrüse beitragen.

Operation

Haben Patient:innen bereits sehr lange eine Struma, reicht eine medikamentöse Behandlung meist nicht mehr aus. In solchen Fällen ist die Operation das Mittel der Wahl, um die Schilddrüse komplett oder subtotal (teilweise) zu entfernen. Wenn möglich, kann ein Teil der Drüse belassen werden, sodass die Patient:innen nicht auf eine lebenslange Hormontherapie angewiesen sind. Sollte dies jedoch nicht möglich sein, ist die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig.

Ablauf der Operation

Bei der Operation setzen die Chirurg:innen einen kleinen Hautschnitt in eine Halsbeugefalte. Sie legen die Schilddrüse frei und entnehmen entweder nur die erkrankten Teile aus der Schilddrüse oder sie entfernen die Schilddrüse vollständig.

Hierbei achten sie sorgfältig darauf, die Stimmbandnerven und die Nebenschilddrüsen, die den Kalziumstoffwechsel regeln, zu schonen. Zur sicheren Darstellung und Identifizierung der Stimmbandnerven wenden wir in den Helios Kliniken routinemäßig das sogenannte Neuromonitoring an, das während der Operation die andauernde Überwachung der Nerven mittels Elektrostimulation ermöglicht.

Mit dieser Maßnahme sichern wir zusätzlich die medizinische Qualität unserer Schilddrüsenoperationen. Die Operateur:innen verschließen die Wunde unter kosmetischen Gesichtspunkten. Die Operation ist heute komplikations- und risikoarm. Die kosmetischen Ergebnisse sind sehr gut. Bluttransfusionen werden in der Regel nicht notwendig.

Nach der Operation

Der weitere stationäre Aufenthalt hängt von der körperlichen Verfassung der Operierten ab. Patient:innen mit guter Konstitution können das Krankenhaus bereits nach zwei Tagen wieder verlassen. Die Erholungsphase nach einer solchen Operation beträgt – wie bei anderen Operationen – etwa zwei bis drei Wochen. Ist die Wunde verheilt, brauchen sich die Patient:innen bei sportlichen Aktivitäten nicht mehr einzuschränken. Das Risiko einer erneuten Schilddrüsenvergrößerung (Rezidiv) ist gering, wobei die Operierten in der Regel Jodtabletten oder Schilddrüsenhormone zur Rezidivverhütung einnehmen. Zudem sollte eine sorgfältige ärztliche Nachuntersuchung und Nachkontrolle des Befundes bei der Hausärztin oder dem Hausarzt erfolgen.

Abpunktion

Patient:innen mit großen symptomatischen Zysten können eine Reduzierung der Beschwerden durch eine Punktion der Zystenflüssigkeit erreichen. Allerdings kommt es häufig zu einem Rezidiv (Rückfall), die Zysten füllen sich wieder und verursachen erneut Beschwerden.

Radiojodtherapie

Liegt ein erhöhtes Operationsrisiko vor oder tritt die Struma nach medikamentöser Behandlung immer wieder auf, kommt die Radiojodtherapie zum Einsatz. Hierbei wird den Patient:innen radioaktives Jod verabreicht, welches sich in der Schilddrüse ansammelt. Durch das Jod wird das Gewebe der Schilddrüse teilweise verkleinert, wodurch sich ihr Volumen um bis zu 50 Prozent reduziert.

Struma ist nicht immer erkennbar

Eine Struma ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, da Betroffene meist viele Jahre später erste Beschwerden wahrnehmen. Ursachen für die Struma können vielseitig sein, sodass die Abklärung durch Spezialist:innen aus den Fachbereichen Innere Medizin beziehungsweise Endokrinologie erfolgen sollte. Diese können eine geeignete Therapie festlegen.

Häufig gestellte Fragen bei Schilddrüsenvergrößerung

Rund um die vergrößerte Schilddrüse gibt es viele Fragen. Prof. Dr. Peter Lamesch beantwortet die Wichtigsten in aller Kürze:

Was tun bei einer vergrößerten Schilddrüse?

Aktiv kann man selbst nichts gegen eine vergrößerte Schilddrüse tun und sich selbst therapieren. Für den Morbus Basedow besteht ein Zusammenhang zwischen Rauchen und Erkrankungsverlauf. Eine medikamentöse Therapie sollte nur durch Spezialist:innen aus den Fachbereichen Innere Medizin beziehungsweise Endokrinologie verordnet werden.

Gewichtszunahme wegen vergrößerter Schilddrüse?

Per se führt eine vergrößerte Schilddrüse allerdings nicht zu einer Gewichtszunahme. Grundsätzlich kann es bei einer Schilddrüsenunterfunktion zu einer Gewichtszunahme kommen, bei der Schilddrüsenüberfunktion hingegen zu einer Gewichtsabnahme.

Wie ist die Prognose bei einer Schilddrüsenvergrößerung?

Eine globale Prognose lässt sich nicht geben, da es grundsätzlich von der Grunderkrankung der Patientin oder des Patienten abhängt.

Wie kann man einer Struma vorbeugen?

Im Allgemeinen lässt sich einer Schilddrüsenerkrankung durch Jodanreicherung des Speisesalzes vorbeugen. Aber: Die Folgen einer erhöhten Jodeinnahme werden aktuell unter anderem mit der Zunahme von Autoimmunerkrankungen diskutiert.

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