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Tabuthema Hämorrhoiden

Was viele gar nicht wissen: Hämorrhoiden sind zunächst einmal keine Erkrankung, sondern ein wichtiges Element unseres Darms, das wir normalerweise gar nicht wahrnehmen. Unangenehm wird es erst, wenn sie sich krankhaft vergrößern und verlagern. Im Folgenden finden Sie alle wichtigen Informationen im Überblick.

Patienten Beratungsgespräch

Was sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden sind natürliche Schwellkörper, die aus einem gut durchbluteten Gefäßgeflecht von Venen und Arterien im oberen Analkanal bestehen. Neben den Schließmuskeln (grobe Kontinenz) sind sie für die Feinabdichtung notwendig.
Dies ist ein komplexer Mechanismus: Soll ein Stuhlgang verhindert werden, spannt sich der Schließmuskel an und das Blut kann nicht mehr abfließen. In der Folge schwillt das Gefäßgeflecht an und dichtet den Enddarm zusätzlich ab. Wird der Schließmuskel zur Darmentleerung entspannt, kann das Blut abfließen und der Stuhl kann sich entleeren.

 

(Entzündliche) Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Was versteht man unter Hämorrhoidalleiden?

Symptomatische Hämorrhoiden beziehungsweise das Hämorrhoidalleiden entstehen durch die Vergrößerung der oben genannten, normalerweise vorhandenen Gefäßpolster und die langsame Verlagerung derselben nach außen. Diese Vergrößerung und Lageveränderung der Gefäßpolster wird je nach Ausprägung des Tiefertretens in den Analkanal in vier Grade eingeteilt:

Grad 1: Die Hämorrhoiden sind vergrößert, aber weder tastbar noch von außen sichtbar. In diesem Stadium verursachen sie oftmals noch keine Beschwerden.  

Grad 2: Die Hämorrhoiden sind stärker vergrößert und können beim Stuhlgang oder körperlichen Aktivitäten aus dem After hervortreten. In der Folge ziehen sie sich wieder von selbst ins Innere zurück. Betroffene können neben hellrotem Blut auf dem Toilettenpapier auch ein Nässen, Brennen oder Jucken im Bereich des Afters sowie eine kurzzeitige „Schwellung“ bei der Reinigung bemerken.  

Grad 3: Die Hämorrhoiden sind so stark vergrößert, dass sie beim Stuhlgang oder körperlichen Anstrengungen aus dem After heraustreten. Sie ziehen sich nicht mehr von selbst in ihre ursprüngliche Lage zurück, aber können mithilfe der Finger wieder in an ihren ursprünglichen Platz im Körper zurückgeschoben werden. Neben den oben beschriebenen Beeinträchtigungen leiden Patient:innen an analen Schmerzen und an einer Einschränkung ihrer Stuhlhaltefähigkeit. Das heißt, es kommt zu dem sogenannten Stuhlnachschmieren, die Unterhose kann verschmutzt sein. Häufig kommt ein Fremdkörpergefühl oder der Eindruck einer unvollständigen Darmentleerung hinzu.

Grad 4: Die Hämorrhoiden sind sehr stark vergrößert, treten dauerhaft aus dem After hervor und können auch nicht mehr manuell in ihre ursprüngliche Lage zurückgedrückt werden. Zusätzlich kann ein Stück der Analschleimhaut sichtbar werden. Mediziner:innen sprechen in diesem Fall von einem Analprolaps. Bleibt ein solcher Prolaps über längere Zeit unbehandelt, so kann dieser sich zu einem fixierten und damit permanenten Analprolaps entwickeln.

Ursachen von Hämorrhoidalleiden

Hämorrhoiden entstehen bei erhöhtem Druck auf den Analkanal. Dabei gibt es einige Risikofaktoren, welche die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen und die wir teilweise durch unser Verhalten beeinflussen können.

  • Das willentliche Unterbrechen des Entleerungsreflexes durch Anspannung des äußeren Schließmuskels führt zu einer längeren Verweildauer des Stuhls im Enddarm. Dort wird dem Stuhl weiter Wasser entzogen, sodass es zu einer weiteren Verfestigung des Stuhls kommt.
  • Auch eine chronische Verstopfung aufgrund einer überwiegend sitzenden Arbeits- und Lebensweise sowie eine ballaststoffarmen Ernährung in Verbindung mit einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme zählt zu einer verbreiteten Ursache für Hämorrhoidenleiden. Das hierdurch notwendige verstärkte Pressen beim Stuhlgang übt vermehrten Druck auf die Schwellkörper aus und drückt diese nach unten. Geschieht dieses Pressen, ohne dass der Entleerungsreflex ausgelöst ist, ist der Schwellkörper mit Blut gefüllt. Der ausgeübte Druck nach unten behindert dann den Abfluss des Blutes aus den Schwellkörpern, wodurch sich diese vergrößern können. Schwere körperliche Tätigkeiten und das damit verbundene Heben schwerer Lasten oder das Ausüben von Kraftsportarten führt ebenfalls zu einer Druckerhöhung auf den Bauchraum.
  • Eine Schwangerschaft führt ebenfalls zu einer Erhöhung des Drucks auf den Bauchraum und somit zu Behinderung des Blutabflusses. Aufgrund der hormonellen Umstellung erweitern sich zusätzlich die Gefäße und lockern das Bindegewebe auf. Dadurch können insbesondere kurz vor oder während der Geburt Hämorrhoidalprobleme entstehen.
  • Auch genetische Veranlagungen für eine Venen- oder Bindegewebsschwäche können die Entstehung eines Hämorrhoidenleidens positiv beeinflussen.
(Entzündliche) Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Wie kann man Hämorrhoiden vorbeugen?

Ernährung: Eine abwechslungsreiche und ballaststoffreiche Ernährung begünstigt einen schmerzfreien Stuhlgang. Als besonders ballaststoffreich gelten Vollkornprodukte, Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte (zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Linsen). Da Ballaststoffe von unserem Körper nicht verdaut werden können, füllt sich der Enddarm schneller als bei einer ballaststoffarmen Ernährung. Je schneller der Enddarm die Stuhlmenge angesammelt hat, die den Reflex zur Entleerung auslöst, desto weicher ist der Stuhl. Je länger der Stuhl jedoch im Enddarm verbleibt, desto mehr Flüssigkeit wird ihm entzogen und fester wird er.

Flüssigkeitszufuhr: Ein weicher Stuhlgang wird auch durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2 Litern pro Tag erreicht. Empfehlenswert sind dabei vor allem kalorienarme Getränke wie Wasser oder ungesüßter Tee.

Regelmäßiger Stuhlgang: Wann immer möglich, sollte die Toilette aufgesucht werden, wenn der Stuhldrang ausgelöst wird. Gleichzeitig sollten jedoch „Dauersitzungen“ oder ein zu starkes Pressen für ein Erzwingen des Stuhlgangs vermieden werden.

Bewegung und sportliche Aktivitäten: Regelmäßige Bewegung und Sport fördern die Verdauung, dies ist für einen unproblematischen Stuhlgang wichtig. Zusätzlich wird das Auslösen des Entleerungsreflexes gefördert. Auch Gymnastik zur Stärkung des Beckenbodens kann einem Hämorrhoidenleiden vorbeugen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Hämorrhoidalleiden

Die Behandlung von Hämorrhoidalbeschwerden richtet sich nach den Beschwerden und dem Grad des Hämorrhoidalvorfalls. 

Bei Hämorrhoiden ersten Grades sollte die Lebensweise dahingehend angepasst werden, dass für eine abwechslungs- und ballaststoffreiche Ernährung, eine großzügige Trinkmenge und ausreichend Bewegung gesorgt wird. Dem Stuhldranggefühl sollte mit einem Toilettengang nachgekommen und Pressen beim Stuhlgang vermieden werden. Ziel eines solchen Verhaltens ist es, dem Schwellkörper die Chance zur Erholung zu geben oder ein Fortschreiten des Hämorrhoidalleidens zu verhindern. Zur raschen Linderung von begleitenden Beschwerden, wie zum Beispiel Juckreiz, können zeitweilig Salben und Zäpfchen genutzt werden. 

Bei Hämorrhoiden zweiten Grades ist häufig eine Verödungsbehandlung (Sklerosierung, Einspritzen eines Medikaments bringt Hämorrhoidalknoten zum Schrumpfen) oder die Anlage von Gummibandligaturen (erweiterte Blutgefäße werden mithilfe eines kleinen, engen Gummirings abgeschnürt) sinnvoll.

Bei der Sklerosierung werden die Hämorrhoidalknoten durch das Einspritzen eines Medikaments zum Schrumpfen gebracht.

Wenn diese beiden Behandlungsmaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg haben, ist eine Laserbehandlung der Hämorrhoiden möglich. Diese minimalinvasive Therapie zählt allerdings zu den operativen Methoden. 

Hämorrhoiden dritten und vierten Grades erfordern als Behandlung in der Regel operative Eingriffe. Welche Operationstechnik geeignet erscheint, hängt von dem individuellen Befund ab.

(Entzündliche) Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs.
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