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Epilepsie: Tipps für Angehörige

Epilepsien zählen zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Rund 400.000 bis 800.000 Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Was viele nicht wissen: Epilepsien können in jedem Alter beginnen. Wie sich Angehörige und Hilfeleistende bei einem epileptischen Krampfanfall richtig verhalten, erfahren Sie hier. 

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Was ist eine Epilepsie?

„Eine Epilepsie entsteht durch Hirnveränderungen, bei denen die elektrische Erregbarkeit erhöht ist“, erklärt Dr. Rakicky, der jährlich etwa 300 Patienten als Notfall nach einem epileptischen Anfall stationär in die Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt aufnimmt. „Ihre Ursache ist vielfältig, aber oft nicht eindeutig. Umstände wie Schlafmangel oder Flimmerlicht können ebenso einen Krampfanfall auch bei Gesunden auslösen wie Hirnschäden durch Schlaganfall, unfallbedingte Verletzungen, Entzündungen oder Tumore.“ 

Die Erscheinungsformen einer Epilepsie variieren je nach Ursprungsort im Gehirn. Sie reichen von wenigen Sekunden andauernden Aussetzern, sogenannte Absencen, über Zuckungen einer Extremität bis hin zu komplexen Bewegungs- und Bewusstseinseinschränkungen. Gelegentlich ist es zudem überaus schwierig, zum Beispiel ein Herz-Kreislauf-Problem und einen epileptischen Anfall zu unterscheiden.

Wie wird eine Epilepsie diagnostiziert?

„Jeder Zehnte erlebt bis zu seinem 80. Lebensjahr einmal einen epileptischen Anfall. Er ist also keineswegs eine Seltenheit“, sagt der Helmstedter Neurologe. „Ein einzelner epileptischer Anfall bedeutet jedoch nicht, dass eine Epilepsie besteht. Etwa ein Prozent der Deutschen hat eine aktive Epilepsie. Die Diagnose hängt insbesondere von der Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls ab.“ Um eine Epilepsie diagnostizieren zu können, bedarf es genauer Informationen zum Ablauf des Anfalls. Betroffene haben häufig keine Erinnerung daran. Hier setzt Dr. Rakicky auf hilfreiche Beschreibungen, zum Beispiel durch Angehörige.

Tipps bei Epilepsie: So können Angehörige und Laien helfen

Laien sind meist unsicher, wenn sie einen epileptischen Anfall miterleben. Der Neurologe versichert: „Das richtige Verhalten ist gar nicht so kompliziert.“ Grundsätzlich ist es am wichtigsten, Ruhe zu bewahren und die betroffene Person nicht allein zu lassen – auch nicht, um Hilfe zu holen. „Die meisten Anfälle sind nicht gefährlich und nach ein, zwei Minuten vorbei. Patienten sollten vor Verletzungen geschützt und aus Gefahrenbereich gebracht werden“, informiert Dr. Rakicky zur Ersten Hilfe bei einem Anfall. „Wichtig ist, auf den Kopf zu achten und möglichst eine Jacke oder ein Kissen darunter zu legen. Auf keinen Fall sollten Betroffene während ihres Anfalls festgehalten oder zu Boden gedrückt werden. Dem Anfall sollten Hilfeleistende soweit es geht seinen Lauf lassen.“

Die Atemwege seien zudem möglichst freizuhalten – zum Beispiel durch eine Seitenlagerung. Sitzt die Kleidung am Hals eng, sollte sie gelockert werden. Wem seine Finger lieb sind, sollte während des Anfalls keinesfalls den Mund öffnen und einen Beißkeil zwischen die Zähne schieben. 

Nach dem Anfall ist es wichtig, die Atemwege zu kontrollieren. Bestehen Atemprobleme, muss der Notarzt gerufen werden. „Schauen Hilfeleistende während des Anfalls auf die Uhr, können sie dessen Dauer für den behandelnden Arzt dokumentieren“, sagt Dr. Rakicky. „Dauert ein epileptischer Anfall nämlich länger als fünf Minuten, handelt es sich um einen Notfall und ein Notarzt muss gerufen werden.“ Manche Menschen mit Epilepsie tragen ein Notfallmedikament bei sich. Überschreitet ein Anfall die fünf Minuten, können Hilfeleistende dieses Medikament einsetzen. 

Erleiden Betroffene ihren ersten Anfall oder mehrere Anfälle hintereinander, kommt es währenddessen zu Verletzungen, oder die Person nicht wieder zu sich, sollten Hilfeleistende ebenfalls den Notruf wählen.

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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