ENDO-Studie: Eine neue radiologische Klassifikation des distalen Femurs als Prädiktor für aseptische Lockerungen nach gekoppelten Knietotalendoprothesen

von links Knochenmodell, kleine Schlittenprothese, Oberflächenersatz, gestielte Knieendoprothesen zur Stabilisierung des Kniegelenkes

Primäre gekoppelte Knietotalendoprothesen (KTEP) können bei ausgeprägter Varus- und/oder Valgusdeformität implantiert werden. In der Helios ENDO-Klinik werden zwei unterschiedliche Implantate genutzt: Die Rotationsknieprothese (Endo-Modell® Rotations-Kniegelenkprothese, ROKNEP, Waldemar Link, Hamburg) oder die Scharnierknieprothese (Endo-Modell® Scharnier-Kniegelenkprothese, TOKNEP, Waldemar Link, Hamburg), wobei gute funktionelle und klinische Ergebnisse erzielt werden konnten 1-3. 

Im Rahmen der ersten Studie analysierten wir die Risikofaktoren für aseptische Lockerungen nach gekoppelten Knietotalendoprothesen. Hierzu wurden die Akten von 1.235 Patienten ausgewertet, die in unserem Zentrum eine primäre KTEP mit einer gekoppelten KTEP erhielten. Insgesamt wurden 125 Patienten erneut operativ versorgt, wovon 33 Patienten aufgrund einer aseptischen Lockerung revidiert wurden. Diese Patientengruppe wurde mit einer Gruppe von 30 Patienten, bei denen keine Revisionsoperation erforderlich war, verglichen. Bei allen Patienten wurden radiologische Messungen durchgeführt. Die Mehrheit der Patienten mit aseptischer Lockerung hatten eine Lockerung der Femurkomponente. Interessanterweise wurde festgestellt, dass der innere Femurdurchmesser bei 20 cm proximal des Kniegelenks bei Patienten mit aseptischer Lockerung deutlich weiter war. Wir konnten zeigen, dass ein Innendurchmesser des Femurs von >19 mm auf den anteroposterioren Röntgenbildern eine Sensitivität von 91 % und eine Spezifität von 87 % für die Vorhersage der Notwendigkeit einer Revisionsoperation bei Patienten mit aseptischer Lockerung aufwies.

Basierend auf dieser Studie konnten wir eine neue radiologische Klassifikation des distalen Femurs beschreiben. Hierzu wurden insgesamt 200 Patienten eingeschlossen, die standardisierte anteroposteriore (a.p.) und laterale Röntgenaufnahmen des Kniegelenks erhielten. Auf den a.p.-Röntgenaufnahmen haben wir den Abstand zwischen dem Innendurchmesser des Femurs 20 cm proximal vom Knie und 2 cm proximal vom Adductor tubercle gemessen. Als neues Indexverhältnis wurde das Verhältnis des Innendurchmessers des Femurkanals bei 20 cm proximal des Kniegelenks zum Innendurchmesser des Markraums bei 2 cm proximal des Adductor tubercle verwendet. Für jedes Geschlecht konnten drei unterschiedliche Formvarianten des distalen Femurs herausgearbeitet werden. Die neuartige Klassifikation stellt drei verschiedene Typen des distalen Femurs für männliche und weibliche Patienten dar. Typ C hat einen weiteren diaphysären Innendurchmesser und ein höheres Risiko für aseptische Lockerungen nach einer gekoppelten KTEP im Vergleich zu Typ A mit einem schmaleren inneren Diaphysendurchmesser.

Mit Hilfe beider Studien konnten wichtige neue Kenntnisse mit klinischer Relevanz gewonnen werden. Die neue radiologische Klassifikation nach Citak kann die Endoprothetik revolutionieren. Anhand dieser Klassifikation kann präoperativ das Implantatdesign entsprechend ausgewählt werden, um frühzeitige Lockerungen zu vermeiden. Diese Studie ist ein wichtiger Grundbaustein für weitere Studien, um das optimale Implantatdesign bei Patienten mit einer Typ C Formvariante des distalen Femurs zu implantieren.

Diese Studie wurde bereits in 2 renommierten orthopädischen Zeitschriften (Journal of Bone Joint Surgery American, Impact Faktor 5,284; Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery Impact Faktor 3,067) veröffentlicht.