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Zeckenbiss: Keine Panik vor dem Zeckenstich

Zecken sind weit verbreitete Plagegeister. Sie gehören zu den Spinnentieren und zur Klasse der Milben. Doch nicht jeder Stich der Blutsauger ist gefährlich. Wie man Zecken selbst entfernt und bei welchen Symptomen man lieber die hausärztliche Praxis aufsuchen sollte, erklärt Hautexperte Prof. Dr. Michael Tronnier vom Helios Klinikum Hildesheim.

tick insect warning sign in forest

Hochsaison von Zecken

Zur warmen Jahreszeit sind sie eine Plage: Zecken. Hat man einen Zeckenstich entdeckt, sollte man den kleinen Blutsauger zeitnah entfernen. Aber welche Technik ist dafür am besten geeignet und was muss man bei der Entfernung beachten?

Zeckenstich: Kein Grund zur Panik

Zecken sind hauptsächlich zur warmen Jahreszeit von März bis Oktober aktiv. In dieser Zeit ist vor allem nach einem Waldspaziergang Vorsicht geboten. „Ein Zeckenbiss ist per se kein Grund zur Panik und die meisten Stiche sind harmlos. In bestimmten Fällen sollte man jedoch aufpassen. Denn Zecken können Krankheiten wie Borreliose (Infektionskrankheit) und vor allem im Süden Deutschlands die Frühsommer-Meningoenzephalitis (Hirnhautentzündung), kurz FSME, übertragen.

Die Übertragung einer Borreliose erfolgt in der Regel erst etwa 24 Stunden oder später nach dem Stich und natürlich nur dann, wenn die Zecke die Erreger auch in sich trägt“, gibt Prof. Tronnier Entwarnung.

Das bedeutet, längst nicht jedem Stich einer befallenen Zecke folgt auch eine Infektion. Außerdem führt nicht jede Infektion zu Krankheitserscheinungen.

Helios Klinikum Hildesheim

Chefarzt Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie / Leiter Onkologisches Zentrum

Ein Zeckenbiss ist per se kein Grund zur Panik und die meisten Stiche sind harmlos. In bestimmten Fällen sollte man jedoch aufpassen.

Zecke entfernen: Was ist zu beachten?

Hat man eine Zecke entdeckt, lässt sich diese in den meisten Fällen gut selbst entfernen. Ein Besuch in der ärztlichen Praxis ist somit nicht unbedingt erforderlich. Dabei ist allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Am besten entfernt man den Holzbock langsam und kontinuierlich mit einer feinen Pinzette, einer Zeckenzange oder -karte.

Wichtig ist, die Zecke dicht über der Haut zu packen, möglichst nicht zu quetschen und sie vollständig zu entfernen.

Drehbewegungen sollte man dabei unterlassen, denn Zecken verankern sich mithilfe kleiner Widerhaken an ihrem Stachel und setzen sich dann fest. „Sollten Sie die Zecke nicht vollständig erwischt haben, bleiben Sie trotzdem ruhig. In der Regel sind dies nur die Beißwerkzeuge, die der Körper nach kurzer Zeit von selbst abstößt.

Entzündet sich die Hautregion sollten Sie am besten ihre Ärztin oder ihren Arzt aufsuchen. Tritt eine langsam zunehmende Rötung, eine sogenannte ‚Wanderröte‘, um die Stichstelle auf oder zeigen sich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, müssen sie dies in jeden Fall abklären lassen“, so der Hautexperte.

Zeckenstichen vorbeugen

„Ziehen Sie am besten hohe, geschlossene Schuhe an, wenn Sie einen Spaziergang im Grünen unternehmen. Tragen Sie eine lange Hose und bleiben Sie besser auf breiteren Wegen. Auch Insektenschutzmittel sind hilfreich. Nach dem Ausflug sollten Sie sich gründlich nach auffälligen, dunklen Pünktchen absuchen, die sich auf Haut oder Kleidung befinden. Haben Sie Kinder oder waren mit dem Hund unterwegs, suchen Sie diese gleich mit ab. Vorsicht ist auch bei der Gartenarbeit geboten“, rät Prof. Tronnier.

Was muss man über Zecken wissen?

Zecken sind Überlebenskünstler, können bis zu einem Jahr ohne eine Blutmahlzeit auskommen und überdauern auch die kalte Winterzeit. Zecken beißen nicht. Sie stechen mit ihrem mit Widerhaken besetzten Stechrüssel (Hypostom). Ein Zecken-Weibchen produziert abhängig von der aufgenommenen Blutmenge durchschnittlich 2.000 Eier. Normalerweise sind sie von April bis November aktiv. Aufgrund der milden Winter begeben sich die kleinen Spinnentiere jedoch mittlerweile das ganze Jahr hindurch auf Wirtssuche. 

Die Zahl und Ausbreitung dieser blutsaugenden Parasiten hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Und es kommen stetig Risikogebiete hinzu. Zecken können auch von Haustieren wie Hunden oder Katzen auf den Menschen übergehen. In Deutschland gibt es allein über zehn Millionen Hunde, was das Potenzial für Zeckenstiche erhöht. Ein Zeckenstich ist kein Grund zur Panik, dennoch sollte man das Risiko einer Infektion ernstnehmen.

Was ist FSME und wie verläuft die Krankheit?

FSME ist ein Virus, das in der Regel durch den Stich einer infizierten Zecke übertragen wird. Die Erkrankung verläuft meist harmlos, kann aber auch Entzündungen im Gehirn, der Hirnhaut oder dem Rückenmark verursachen. Die Erreger gelangen durch den Zeckenstich in die Blutbahn und lösen dort die Krankheit aus.

Wie verläuft die Krankheit?

Die FSME-Inkubationszeit beträgt in der Regel sieben bis 14 Tage und kann in seltenen Fällen bis zu 28 Tage andauern. Nach der ersten Krankheitsphase tritt bei ungefähr 70 Prozent der symptomatischen Patienten nach circa einer Woche ein zweiter Krankheitsschub auf. FSME kann zu Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarksentzündungen führen.

In schweren Fällen können Lähmungen in Armen und Beinen, Atemlähmungen und extreme Schläfrigkeit auftreten. Schwere Verläufe erfordern oft eine Krankenhausbehandlung, manchmal sogar auf der Intensivstation und können bleibende Schäden verursachen. Je älter die Betroffenen sind, desto häufiger treten Komplikationen auf. Nach Überstehen der Infektion besteht eine Immunität.

Ist FSME behandelbar und wie kann man sich schützen?

Für FSME gibt es keine spezifische Behandlung. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, helfen keine Medikamente. Auch ein seltener schwerer Verlauf kann nur symptomlindernd behandelt werden. Daher ist Prävention der Schlüssel. Eine Impfung wird dringend empfohlen, insbesondere für Personen in Risikogebieten oder solche, die viel Zeit im Freien verbringen wie Förster, Waldarbeiter oder Jäger. Die Impfung erfordert drei Dosen für eine wirksame Immunität, gefolgt von Auffrischungsimpfungen je nach Alter alle drei bis fünf Jahre. Ist man bereits infiziert, kann die Impfung den Ausbruch der Krankheit allerdings nicht mehr verhindern. In den mehr als 60 Hausarztpraxen in Deutschland von Helios Ambulant kann man sich beraten und impfen lassen.

Wie gefährlich ist Borreliose?

Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. Die gute Nachricht ist, dass diese bakterielle Infektionskrankheit mit Antibiotika gut behandelbar ist. Ohne frühzeitige Behandlung können im weiteren Verlauf allerdings schwerwiegende Symptome auftreten, die das Gehirn, die Nerven, das Herz oder die Gelenke betreffen und zu dauerhaften Schäden führen können. Dazu gehören Lähmungserscheinungen, Nervenschmerzen (Lyme-Neuroborreliose) und Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis). Daher ist es wichtig, eine Borreliose-Erkrankung zeitig zu erkennen und zu behandeln, um Komplikationen zu vermeiden.

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