Da die Myasthenie eine Autoimmunerkrankung ist, ist eine Regulation der fehlgeleiteten Immunreaktion durch Immuntherapien oft notwendig. Besonders bei Patienten mit einer generalisierten Myasthenie wird dadurch eine krisenhafte Verschlechterung (myasthene Krise) verhindert. Da die Gefahr der myasthenen Krise bei Patienten mit Thymom und die Komplikationsrate bei betagten Patienten besonders hoch sind, ist die Immunsuppression für diese Patienten immer notwendig. Zugelassen sind Prednisolon (Wirkung nach Tagen bis Wochen) und Azathioprin (Wirkung nach einigen Monaten). Als Reservemedikament ist Eculizumab zugelassen. Off label (individuelle Behandlungsentscheidung, oft genehmigungspflichtig) werden Mycophenolatmofetil, Methotrexat und Ciclosporin A, als Reservemedikament Rituximab verwendet. Letzteres wirkt sehr gut bei Musk-AK-Myasthenie.
Prednisolon:
Nebenwirkungen der Prednisolon = (Kortikosteroid) Therapie sind dosisabhängig u.a. Veränderungen des Blutzuckerstoffwechsels, Zunahme des Körpergewichts, Wassereinlagerungen, Bluthochdruck und Osteoporose. Daher sollte die Dosis von Kortikosteroiden langfristig so gering wie möglich gehalten werden. Als Osteoporose Vorbeugung wird zusätzlich Vitamin D, gegebenenfalls in Kombination mit Kalzium, angewendet.
Weitere Immunsuppressiva:
Als kortikoidsparendes Immunsuppressivum ist Azathioprin zugelassen und wird am häufigsten eingesetzt. Unter der Therapie mit Azathioprin müssen regelmäßig Blutbild, Leberwerte und Lipase (Pankreasenzymen) kontrolliert werden. Nebenwirkungen sind Veränderungen der oben genannten Parameter, Magen-Darm-Beschwerden, Allergien oder langfristig ein erhöhtes Risiko an Haut-und anderen Tumoren. Daher muss die Haut konsequent gegen Sonne geschützt und alle Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden. Streng kontraindiziert ist die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol (Gichtmittel), da dadurch toxische Nebenwirkungen von Azathioprin auf das Blutbild eintreten. Auch bei allen anderen Immunsuppressiva sind obengenannte Vorsichtsmaßnahmen notwendig.
Reservetherapien:
Durch Rituximab werden langfristig bestimmte weiße Blutkörperchen (B-Lymphozyten) aus dem Blut entfernt. Daraus kann eine erhöhte Infektgefährdung resultieren. Eculizumab wird bei therapierefraktärer schwerer Myasthenie als Reservemedikament eingesetzt. Vor der Behandlung muss der Impfstatus, besonders Meningokokkenimpfung vervollständigt werden, da es zu schweren Infektionen kommen kann. Grundsätzliches Prinzip der Immuntherapie ist immer eine ausführliche Nutzen-/Risikoabwägung. Alle obengenannten Medikamente sind seit vielen Jahren bei der Myasthenie eingesetzt und bewährt.