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Stillen oder die Flasche geben? Die Vor- und Nachteile

Schon zu Beginn der Schwangerschaft stellen sich viele werdende Mütter die Frage: Soll ich meinem Kind die Brust geben oder doch eher auf die Flasche zurückgreifen? Hier lesen Sie, worauf Sie bei der Ernährung Ihres Babys in den ersten Wochen und Monaten achten sollten.

Newborn baby boy sucking milk from mothers breast. Portrait of mom and breastfeeding baby.,Newborn baby boy sucking milk from mothers breast. Portrait of m

Kann jede Frau stillen?

Grundsätzlich ist jede Frau dazu in der Lage, ihr Baby zu stillen. Es gibt nur wenige Kontraindikationen, die dagegensprechen, etwa eine HIV-Infektion oder das Einnehmen von bestimmten Medikamenten. Die Brustgröße spielt in der Regel keine Rolle bei der Milchbildung. Nach einer Brustvergrößerung oder -verkleinerung kann es aber zu einer verringerten Milchbildung kommen.

Vor- und Nachteile des Stillens

Ob Ihr Kind gestillt oder mit der Flasche gefüttert werden soll, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Es gibt jedoch zahlreiche gesundheitliche Vorteile sowohl für die Mutter als auch für das Kind, die für das Stillen sprechen.

7 Vorteile des Stillens für die Mutter

  1. Fördert die Rückbildung der Gebärmutter
  2. Trägt zu einer stabilen emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind bei
  3. Stillen macht glücklich: stimmungsaufhellende Hormone sorgen für Entspannung
  4. Muttermilch ist immer verfügbar: Zeit- und Geldersparnis, gut für die Umwelt
  5. Vermindert das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken
  6. Vermindert das Risiko von Osteoporose, postpartaler Depression (Depression nach der Geburt) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  7. Geringeres Risiko nach Schwangerschaftsdiabetes an manifestem Diabetes zu erkranken

7 Vorteile des Stillens für das Kind

  1. Optimale Zusammensetzung der Muttermilch: Die Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt (zum Beispiel wässrigere Milch in heißeren Regionen, fetthaltigere Milch in skandinavischen Gebieten) und ist sehr gut verdaulich
  2. Fördert die gesunde Entwicklung der Zähne und des Kiefers
  3. Muttermilch bietet Schutz gegen pathologische (krankmachende) Keime und beugt Allergien vor
  4. Gestillte Kinder sind seltener, weniger schwer und weniger lange krank: Studien zeigen, dass gestillte Kinder seltener an Magen-Darm-Erkrankungen leiden und nachweislich weniger Krankenhausaufenthalte haben. Frühgeborene erkranken seltener an Nekrotisierender Entercolitis (NEC), einer schweren Durchfallerkrankung.
  5. Geringeres Risiko im Erwachsenenalter an Diabetes Typ 2 und Adipositas (Fettleibigkeit) zu erkranken
  6. Verringert das Risiko der Kindersterblichkeit
  7. Hinweis auf einen höheren durchschnittlichen Intelligenzquotienten gestillter Kinder

Beide brauchen das Stillen

Es gibt kaum körperliche Gründe, die gegen das Stillen sprechen. Einige sehen das Stillen auch als „körperliche Abhängigkeit" auf beiden Seiten: Das Baby ist auf die Mutter als Nahrungsquelle angewiesen, die Mutter wiederum braucht das Kind zur Entleerung der Brust.

Klappt das Stillen nicht auf Anhieb, setzen sich viele Mütter selbst unter Druck. Zudem ist das Stillen in der Öffentlichkeit auch heute noch ein viel diskutiertes Thema. Glücklicherweise nimmt die Akzeptanz aber immer mehr zu.

Probleme mit dem Stillen und deren Ursachen

Nicht immer klappt das Stillen von Anfang an problemlos. Doch wunde Brustwarzen, eine zu geringe Milchbildung oder ein Milchstau können meist vermieden werden.

Wunde Brustwarzen sind in aller Regel auf nicht korrektes Anlegen zurückzuführen. „Das Stillen selbst tut nicht weh, oft ist die falsche Anlegetechnik der Grund für Schmerzen. Das Baby trinkt nämlich nicht an der Brustwarze, sondern an der Brust. Wenn das Baby richtig angelegt ist, liegt die Brustwarzenspitze hinten am weichen Anteil des Gaumens beim Baby", erläutert Ute Voß, Still- und Laktationsberaterin des Mutter-Kind-Zentrums im Helios Klinikum Krefeld.

Eine geringe Milchbildung ist meist auf zu wenig Stimulation zurückzuführen: Säuglinge sollten in den ersten ein bis zwei Tagen acht- bis zwölfmal oder häufiger an die Brust angelegt werden, um die Milchbildung anzuregen. Und nicht nur in den ersten Tagen ist häufiges Anlegen das beste Mittel gegen einen Milchstau.

Gute Unterstützung hilft beim Stillen

Deshalb sind ein gutes Stillmanagement und viel Beratung und Anleitung schon kurz nach der Geburt wichtig. Mütter, die einen guten Stillbeginn haben, stillen nachweislich besser und länger. Die psychische Betreuung durch Hebammen, Geburtshelfer oder Stillberater:innen in den ersten Tagen ist wichtig, da das Stillen zu diesem Zeitpunkt auch anstrengend sein kann und Motivation verlangt.

Probleme beim Stillen: Das können Sie tun

Eine zu geringe Milchbildung kann meist durch mehr Stimulation, also häufigeres Anlegen oder zusätzliches Pumpen, behoben werden. Hier sind auch aufmunternde Gespräche und Aufklärungen über die Milchbildung ganz wichtig. Holen Sie sich Unterstützung von Hebammen oder Stillberater:innen Ihres Vertrauens oder aus der Familie.

Wunde Brustwarzen können oft mit korrekter Anlegetechnik behoben werden, ansonsten gibt es auch Salben, Auflagen und Laser zur Behandlung. Es ist ein Irrglaube, dass wunde Brustwarzen vom zu häufigen Stillen kommen: Vielmehr ist das nicht korrekte Erfassen der Brustwarze durch das Baby der Grund.

Milchstau ist meist auf Stress der Mutter oder nicht korrektes Saugverhalten zurückzuführen. Hier helfen Ruhe für Mutter und Kind, eine gute Brustentleerung mit anschließendem Kühlen der Brust, leichte Massagen nach Wärmeauflagen. Es sollte auf keinen Fall versucht werden, die Milch mit Druck aus der Brust „auszupressen". Vibrationsmassagen zur Lockerung des Drüsengewebes werden zudem oft als angenehm erleichternd empfunden. Eventuell kann auch die Gabe von entzündungshemmenden Analgetika wie zum Beispiel Ibuprofen helfen. Bei einer Brustentzündung (Mastitis) gilt: Sollte nach 24 Stunden keine deutliche Symptomlinderung eingetreten sein, ist ein Antibiotikum erforderlich

3 Tipps für erleichterndes Stillen

Tipp 1: Eine gute Vorbereitung hilft viel: Informieren Sie sich bei Stillberater:innen oder Hebammen über Stillzeiten und -häufigkeiten, korrekte Anlegetechniken und die Stillzeichen des Säuglings. Auch Stillgruppen mit anderen Müttern sind hilfreich, um sich auszutauschen und bei Problemen Hilfestellungen zu bekommen.

Tipp 2: Stillen Sie Ihr Kind mindestens acht- bis zwölfmal am Tag. Auch sehr häufiges Stillen zum Beispiel stündlich über ein paar Stunden hinweg ist normal. Babys regulieren ihre Nahrungsaufnahme eigenständig, das heißt, sie trinken nur so viel Milch, wie sie benötigen – vorausgesetzt, Sie haben uneingeschränkten Zugang zur Brust und können Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten bestimmen. Diese Aspekte sowie die Effektivität des Saugens entscheiden darüber, wie viel Milch von der Mutter gebildet wird. In anderen Worten: Die Nachfrage regelt das Angebot.

Tipp 3: Verzichten Sie insbesondere in den ersten Lebenswochen auf die Verwendung von Schnullern. Da durch den Schnuller andere taktile Reize (den Tastsinn betreffend) angesprochen werden, kann das Baby verlernen, wie es die Brust richtig entleert, was zu Problemen beim Stillen führen kann.

Abstillen: Das Kind von der Brust entwöhnen

Stillprobleme sind kein Grund zum Abstillen, denn sie können bei guter Betreuung relativ rasch behoben werden. Es gibt nur sehr wenige mütterliche Indikationen zum Abstillen, wie etwa Einnahme von kontraindizierten Medikamenten. Die meisten geläufigen Medikamente sind jedoch stillverträglich.

Nicht stillen – schlecht für das Kind?

Jede Frau sollte nach einer guten Aufklärung für sich selbst entscheiden, ob sie stillen möchte oder nicht. Eine Mutter, die sich dagegen entscheidet, ist deshalb keine Rabenmutter.

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass auch die beste Ersatzmilch die Muttermilch qualitativ nicht ersetzen kann, da diese optimal auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist. Zudem ist sie leichter verdaulich als Ersatzmilch.

Die Bindung wird durch das Füttern mit der Flasche jedoch nicht negativ beeinflusst, denn ausschlaggebend ist nicht das Stillen selbst, sondern der damit verbundene Hautkontakt zwischen Mutter und Kind. Hier werden alle Sinne des Babys und fast alle der Mutter angesprochen. Behält man diese Fakten beim Füttern im Hinterkopf, steht einer gesunden Beziehung nichts im Weg.   

Brust oder Flasche: Unterschiede und Zeitpunkt des Wechsels

Bei der Flaschenernährung sollte man bestimmte Dinge beachten, die sich im Rahmen des Stillens von alleine ergeben, wie zum Beispiel

  • Haut- und Blickkontakt beim Füttern.
  • Legen Sie Ihr Kind abwechselnd auf den rechten und linken, nackten Arm.
  • Das Kind muss die Flasche nicht leer trinken, denn es sollte von selbst ein Sättigungsgefühl entwickeln. Füttern Sie Ihr Kind nach Bedarf und nicht zu festen Zeiten.
  • Für eine gesunde Bindung ist es wichtig, dass das Kind in den ersten Wochen nur von wenigen, engen Bezugspersonen gefüttert wird.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Kinder im ersten Lebenshalbjahr ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Berufstätige Mütter können auch abpumpen und dann mit der Flasche füttern. Übrigens: Ihr:e Arbeitgeber:in muss Ihnen Zeit für regelmäßiges Abpumpen gewähren.

Mom2B – bestens beraten durch die Schwangerschaft: Stillen und Wochenbett: Tipps & Tricks

Kuscheln, genießen, erholen. die ersten Wochen nach der Geburt, das Wochenbett, sind eine ganz besondere Zeit für Mutter und Kind. Sibylla Fehn, Hebamme und Manuela Schneider, Kinderkrankenschwester, Stillberaterin aus der Helios Frankenwaldklinik Kronach haben Tipps für die erste gemeinsame Phase, um gut durchs Wochenbett zu kommen und Ratschläge, wie Sie entspannter stillen können.

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