SOP Endokarditisprophylaxe
Patienten mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern sowie nach Klappenoperationen benötigen perioperativ einen besonderen Antibiotikumschutz. Wie wir dies in der Praxis umsetzen, ist Inhalt dieser SOP.
Inhaltsverzeichnis
1 Wer benötigt eine Endokarditisprophylaxe?
ausschließlich Hochrisikopatienten, das sind Patienten mit
- Herzklappenprothesen (mechanisch, biologisch, Homografts)
- rekonstruierten Herzklappen unter Verwendung von Fremdmaterial bis 6 Monate nach der Herzoperation
- früherer Endokarditis
- angeborenen Herzfehlern, wie:
- nicht operierte zyanotische Herzfehler, einschließlich palliativer Shunts und Conduits
- vollständig reparierte Herzfehler mit implantiertem Fremdmaterial während der ersten 6 Monate nach chirurgischer oder kathetertechnischer Einpflanzung
- reparierte Herzfehler mit noch vorhandenen Defekten an oder in der Nachbarschaft prothetischer Patches oder Prothesen
- Z. n. Herztransplantation mit einer Herzklappenerkrankung
2 Wann ist eine Endokarditisprophylaxe nötig?
- bei Eingriffen im Mund und Rachen, bei denen das Zahnfleisch, die Mundschleimhaut oder der Kieferknochen verletzt wird (z. B. Zahnsteinentfernung, Zahnextraktion oder Zahnimplantation)
- bei Eingriffen an den oberen Luftwegen, bei denen die Schleimhaut verletzt wird (z. B. Tonsillektomie, Polypentfernungen und Bronchoskopien mit Entnahme von Gewebeproben)
- vor Zystoskopien und Anlagen von Blasenkathetern sollte bei einer Infektion oder Kolonisation mit Enterokokken vorab eine Eradikation erfolgen.
- bei Notfalleingriffen muss ein enterokokkenwirksames Antibiotikum vorab gegeben werden.
3 Wann ist KEINE Endokarditisprophylaxe nötig?
- bei Eingriffen am Magen-Darm-Trakt sowie an gesunder Haut, wenn keine Infektion vorliegt
- bei bestehenden oder vermuteten Infektionen im operierten Bereich muss die antibiotische Therapie bei Hochrisikopatienten die Risikoerreger der Endokarditis (Streptokokken, Staphylokokken, Enterokokken, ggf. MRSA) erfassen
4 Medikamente
oral oder i. v. 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff | |
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Kinder | - Amoxicillin 50 mg/kg (max. 2 g) - Alternative: V-Penicillin 50.000 E/kg (max. 2 Mega) |
Erwachsene | Amoxicillin 2 g |
Kinder mit Penicillinallergie | Clindamycin 20 mg/kg (max. 600 mg) |
Erwachsene mit Penicillinallergie | Clindamycin 600 mg |
Die perioperative Prophylaxe mit Cefuroxim (1 x 1,5 g i.v.) ist bei Eingriffen im Mund und Rachen sowie an den oberen Atemwegen ausreichend.
5 Literatur
- Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Der Kardiologe 4/2007
- AWMF Leitlinie "Infektiöse Endokarditis und Endokarditisprophylaxe im Kindes- und Jugendalter" 023/024 der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie
Dr. med. Torsten Meinig
Oberarzt
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