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Therapie von Essstörungen nach Phasenmodell

Mithilfe unserer aufeinander aufbauenden Phasen helfen wir unseren Patient:innen die Freude beim Essen wieder zu entdecken und ein sicheres Hunger-und Sättigungsgefühl zu spüren. Erfahren Sie hier alles zu den einzelnen Phasen im Rahmen der Therapie.

Arbeitskreis - Team - Beratung

Das erwartet Sie im Rahmen der Therapie

Unser Behandlungsangebot berücksichtigt individuelle Gegebenheiten und beruht auf wöchentlichen Gewichtsverträgen, um die Entwicklung unsere Patient:innen optimal zu unterstützen. Am Aufnahmetag wird für Sie gemeinsam mit dem Behandlungsteam ein Gewichtsvertrag vereinbart.

In diesem Vertrag werden im gegenseitigen Einverständnis die Regeln für die anschließende Therapie festgehalten. Unabhängig von diesem auf die speziellen Erfordernisse angepassten Therapievertrag gelten die allgemeinen Stationsregeln, die vor allem das Zusammenleben unserer Patient:innen erklären.

Unsere Therapie bei Essstörungen orientiert sich am sogenannten Phasen-Modell. Alle Patient:innen mit Essstörungen nehmen das Essen gemeinsam ein. Die Mahlzeiten werden überwiegend vom therapeutischen Personal begleitet. Die Idee des Phasen-Modells ist, dass Sie als Patient:in schrittweise Verantwortung für ihr Essverhalten und die Zusammenstellung Ihrer Mahlzeiten übernehmen.

Das Phasen-Modell im Überblick

Phase 1

Patient:innen mit Essstörungen haben häufig die Orientierung darüber verloren, was eine normale Mahlzeit beziehungsweise Portion ist. Aus diesem Grund wird bei Untergewicht gemeinsam mit Ihnen eine Portionsgröße festgelegt und in einem Behandlungsvertrag Gewichtsziele festgelegt.

Das Pflegepersonal unterstützt bei der Auswahl der Speisen. Sie werden motiviert verschiedene Lebensmittel auszuprobieren, um die häufige Aufteilung in „erlaubte“ und „verbotene“ Lebensmittel wieder aufzuweichen. In der „Phase 1“ werden die meisten Mahlzeiten vom Personal begleitet, um Ihnen möglichst viel Sicherheit und Hilfe zu bieten. Eine entspannte Atmosphäre beim Essen ist dabei eine gute Unterstützung.

Zu Ihrem Schutz werden keine Lebensmittel in den Patientenzimmern aufbewahrt und es sollte nicht außerhalb der festgelegten Mahlzeiten gegessen werden. Der Ausgang kann je nach medizinischen Gefährdungsaspekten eingeschränkt sein.

Übergewichtige Patient:innen erhalten in unserem Non-Diät-Konzept regelmäßige ausgewogene normokalorische Mahlzeiten.

Phase 2

Nachdem sich Ihr Essverhalten gebessert hat, können Sie Ihre Mahlzeiten aus den angebotenen Menüs selbst wählen.

Auch in der „Phase 2“ erhalten Sie vom Pflegepersonal und therapeutischen Team Rückmeldung, ob die von Ihnen ausgewählten Lebensmittel einer vollwertigen Kost entsprechen. Weiterhin werden die meisten Mahlzeiten begleitet.

Phase 3

Nach mehreren Wochen erfüllter Gewichtsverträge und zunehmender Selbständigkeit beim Essen, dürfen Sie sich das Mittagessen ohne Begleitung in unserer Cafeteria selbst auswählen und dort zu sich nehmen.

Portionsgrößen wieder erlernen

Wir arbeiten nur intern bei der Essensbestellung mit Kalorienwerten. Das Pflegeteam achtet auf die Speisenauswahl und die Portionsgrößen. Wenn unsere Patient:innen stabiler sind, können sie selbst an den Belastungswochenenden andere, schmackhaftere Lebensmittel ausprobieren. Das Essen wird nicht abgewogen.

Unsere Patient:innen werden stufenweise an Portionsgrößen herangeführt. Als Maß gilt beispielsweise ein Esslöffel, eine Tasse, ein Glas, ein Schälchen, eine Hand voll.   

Ziel ist es, eine bei Unter- wie Übergewicht bestehende Fehl- und Mangelernährung auszugleichen. Eine vegane Ernährung ist bei uns nicht möglich. Häufig ist bei untergewichtigen Patient:innen eine Ergänzung mit Calcium und Vitamin D zur Vermeidung einer Osteoporose erforderlich. Bei Vegetarier:innen kann eine Vitamin-B12 Gabe erforderlich sein.

Refeeding-Syndrom vermeiden

Bei sehr untergewichtigen Patient:innen bieten wir zur Ergänzung anfangs Trinknahrung an und es erfolgt in den ersten Tagen ein engmaschiges, metabolisches Monitoring zur Verhinderung eines Refeeding-Syndroms. Das Refeeding-Syndrom ist ein lebensgefährlicher Zustand, der nach einer langen Hungerperiode auftreten kann.

Es ist gekennzeichnet durch eine Mineralstoffwechselstörung mit Auftreten von Ödemen und Herzinsuffizienz. Daher kann die vorrübergehende Einnahme von Vitamin-B1 und Phosphatpräparaten erforderlich sein.

Non-Diät-Konzept

Bei übergewichtigen, essgestörten Patient:innen greift unser Non-Diät-Konzept. Durch die regelmäßige Einnahme normaler Mahlzeiten stellt sich langsam wieder ein sicheres Hunger- und Sättigungsgefühl ein, Essanfälle treten seltener auf oder fallen ganz weg.

Durch die gleichzeitige Motivation zu etwas mehr Bewegung kommt es zu einer langsamen, aber steten Gewichtsabnahme und Besserung aller Parameter eines möglicherweise bereits vorliegenden metabolischen Syndroms (Blutfetterhöhung, Bluthochdruck, Zuckerstoffwechselstörung).

Über richtige Ernährung aufklären

Viele essgestörte Patient:innen haben sich über Ernährungsthemen auch im Internet informiert. Häufig haben sie Ernährungsheillehren für sich übernommen, deren Umsetzung erst in die Essstörung führten. Kalorien- und Fettgehalt von Lebensmitteln sind einigen Patient:innen sehr genau bekannt.

Häufig besteht jedoch ein Mangel an Wissen, was "normal" ist, wofür zum Beispiel Fett im Körper erforderlich ist und welche kurz-, mittel und langfristigen medizinischen Folgen Essstörungen haben können.

In den ärztlichen Visiten und Pflegekontakten, vermitteln wir gerne entsprechende Themenbereiche und klären auf.

Gemeinsam einkaufen und kochen

Da viele Patient:innen auch nach der Entlassung Unterstützung brauchen, stellen wir bei Bedarf eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung für eine ambulante Ernährungsberatung aus und vermitteln auch an regionale Berater:innen, welche sich auf Essstörungen spezialisiert haben.

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