Ziel ist es, bei allen Formen von Essstörungen, die überwertige Beschäftigung mit Lebensmitteln und Figur zu reduzieren und die dahinterliegenden Konflikte und Probleme mit Ihnen gemeinsam heraus zu arbeiten.
Dabei ist eine feste Mahlzeitenstruktur hilfreich. Die Portionsgrößen werden an die aktuelle Situation angepasst.
Über unseren Caterer bieten wir Ihnen eine ausgewogene, vollwertige Krankenhauskost an. Sie können aus 3-4 Menüs wählen. Essen ist bei uns "Medizin". Es hilft den Patienten, die unter unkontrollierten Essanfällen leiden, nicht durch besonders delikate Speisen angetriggert zu werden.
Bei Patienten mit Essanfällen ist es wichtig Blutzuckerschwankungen zu vermeiden, da diese Essanfälle auslösen können.
Bei untergewichtigen PatientInnen ist es wichtig, teils durch mehrere kleine Portionen, einen ausreichend hohen Blutzuckerspiegel zu erreichen, um dadurch auch die Stimmungslage zu stabilisieren und die Teilnahme an den Psychotherapien zu ermöglichen.
Wir arbeiten nur intern bei der Essensbestellung mit Kalorienwerten. Das Pflegeteam achtet auf die Speisenauswahl und die Portionsgrößen. Wenn die Patienten stabiler sind, können sie selbst in den Belastungswochenende andere, schmackhaftere Lebensmittel ausprobieren. Das Essen wird nicht abgewogen. Die Patienten werden stufenweise an Portionsgrößen heran geführt. Als Maß gilt z.B. ein Eßlöffel, eine Tasse, ein Glas, ein Schälchen, eine Hand voll.
Ziel ist es, eine bei Unter- wie Übergewicht bestehende Fehl- und Mangelernährung auszugleichen, eine vegane Ernährung ist bei uns nicht möglich. Häufig ist bei Untergewichtigen eine Ergänzung mit Calcium und Vitamin D zur Vermeidung einer Osteoporose erforderlich und bei Vegetariern kann eine Vitamin B12 Gabe erforderlich sein.
Bei sehr untergewichtigen PatientInnen bieten wir zur Ergänzung anfangs Trinknahrung an und es erfolgt in den ersten Tagen ein engmaschiges, metabolisches Monitoring zur Verhinderung eines Refeedingsyndroms. Diesbezüglich kann die vorrübergehende Einnahme von Vitamin B1 und Phosphatpräparaten erforderlich sein.
Bei übergewichtigen, essgestörten Patienten greift unser Non- Diät-Konzept. Durch die regelmäßige Einnahme normaler Mahlzeiten stellt sich langsam wieder ein sicheres Hunger- und Sättigungsgefühl ein, Essanfälle treten seltener auf oder fallen ganz weg. Durch die gleichzeitige Motivation zu etwas mehr Bewegung kommt es zu einer langsamen, aber steten Gewichtsabnahme und Besserung aller Parameter eines ggf. bereits vorliegenden metabolischen Syndroms (Blutfetterhöhung, Bluthochdruck, Zuckerstoffwechselstörung).
Viele essgestörte Patienten haben sich über Ernährungsthemen auch im Internet informiert. Häufig haben sie Ernährungsheillehren für sich übernommen, deren Umsetzung erst in die Essstörung führten. Kalorien- und Fettgehalt von Lebensmitteln sind einigen Patienten sehr genau bekannt.
Häufig besteht jedoch ein Mangel an Wissen, was "normal" ist, wofür z.B. Fett im Körper erforderlich ist und welche kurz-, mittel und langfristigen medizinischen Folgen Essstörungen haben können. In den ärztlichen Visiten und Pflegekontakten, vermitteln wir gerne entsprechende Themenbereiche und nehmen gegebenenfalls Korrekturen vor.
Eine explizite Ernährungsberatung wird nicht durchgeführt, wenngleich die ärztliche Leitung der Abteilung auch Ernährungsmedizinerin ist. Bei übergewichtigen Patienten werden die Themen wiederholter Diäten und deren Folgen, die Set-point Theorie, der Jo-Jo- Effekt und das Wight Cycling angesprochen.
In der Einkaufs- und Kochgruppe lernen die Patienten wieder einen normalen Umgang mit Lebensmitteln. Dies dient bereits zur Vorbereitung für den Transfer des Erlernten in den Alltag.
Da viele Patienten nach der Entlassung Unterstützung brauchen, stellen wir ggf. eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung für eine ambulante Ernährungsberatung aus und vermitteln auch an regionale Beraterinnen, welche sich auf Essstörungen spezialisiert haben.