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Plötzlicher Herztod: wie kommt es dazu?

In Deutschland erleiden pro Jahr etwa 65.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand. Prof. Dr. Henning T. Baberg weiß, welche Anzeichen und Ursachen zum plötzlichen Herztod führen. Zudem erklärt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Kardiologie und Nephrologie im Helios Klinikum Berlin-Buch, warum eine sofortige Erste Hilfe Leben retten kann.

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Was versteht man unter plötzlichem Herztod?

"Unter einem plötzlichen Herztod verstehen wir einen akut und unerwartet eingetretenen Tod, dessen Ursache eine Herzerkrankung ist", sagt Prof. Dr. Henning T. Baberg. Im Prinzip kann der plötzliche Herzstillstand bei jedem auftreten. Männer sind allerdings häufiger als Frauen betroffen. Mit dem Alter nimmt das Risiko deutlich zu.

Wie kommt es zum plötzlichen Herztod?

Der plötzliche Herztod lässt sich immer auf eine strukturelle Herzerkrankung zurückführen. Bei älteren Menschen ist die koronare Herzerkrankung die häufigste Ursache. Nur selten betroffen sind junge Erwachsene. Bei ihnen ist üblicherweise eine unerkannte, angeborene Herz-Erkrankung ursächlich. Diese kann etwa bei starker körperlicher Belastung zu einem plötzlichen Herzstillstand führen.

Jüngstes Beispiel für einen solchen Fall ist der dänische Fußballnationalspieler Christian Eriksen, der beim Gruppenspiel gegen Finnland bei der EM 2021 plötzlich auf dem Rasen zusammenbrach. Eriksen erlitt einen Herzstillstand. Das sofortige Handeln seiner Teammitglieder und der Sanitäter haben ihm das Leben gerettet.

Helios Klinikum Berlin-Buch

Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Kardiologie und Nephrologie

Unter einem plötzlichen Herztod verstehen wir einen akut und unerwartet eingetretenen Tod, dessen Ursache eine Herzerkrankung ist.

Ursachen für einen plötzlichen Herztod

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Erkrankungen des Herzmuskels
  • Herzklappenfehler
  • Angeborene Herzfehler
  • Störungen des elektrischen Reizleitungssystems des Herzens (Long-QT-Syndrom, Brugada-Syndrom) 

Was passiert im Körper?

Beim plötzlichen Herzstillstand kommt es zu einer plötzlich auftretenden Herzrhythmusstörung. Oft handelt es sich um eine Kammertachykardie, bei der in der Herzkammer zu schnelle Impulse entstehen, oder ein Kammerflimmern, welches dazu führt, dass das Herz nicht mehr oder nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpt. Es kommt zu einem Sauerstoffverlust im Gehirn, der zum Bewusstseinsverlust führt. Wenn nicht sofort Erste Hilfe Maßnahmen ergriffen werden, führt die Unterversorgung mit Sauerstoff binnen kurzer Zeit zum Tod. 

Gibt es Anzeichen für einen plötzlichen Herztod?

"Man geht derzeit davon aus, dass etwa die Hälfte der Patienten bereits vor einem plötzlichen Herztod Symptome der zugrundeliegenden Herzerkrankung hatten. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass bei der verbliebenen Hälfte im Vorfeld keine Symptome auftraten", sagt der Chefarzt. Anzeichen sind beispielsweise eine Angina Pectoris (anfallsartige, starke Schmerzen in der Herzgegend), Luftnot, Ohnmachten oder akute Schwindelattacken.

Wie hoch ist die Überlebenschance?

Erste Hilfe Maßnahmen in den ersten Minuten der Ohnmacht können dazu beitragen, dass der Betroffene überlebt. Und dass in einem Teil der Fälle sogar ohne jeglichen Schaden. "Entscheidend ist es einerseits eine Minimaldurchblutung durch eine Herzdruckmassage sicherzustellen – dies kann jeder von uns – und andererseits die Rhythmusstörung meist mit Hilfe eines Defibrillators zu beenden, das macht der Notarzt", weiß Prof. Dr. Henning T. Baberg.

Es gilt: Wenn Sie eine plötzlich bewusstlose Person sehen, prüfen Sie, ob diese erweckbar ist, rufen Sie dann die 112 und beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage.

Die wichtigsten Punkte zur Ersten Hilfe zusammengefasst

  • Prüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung: Sprechen Sie die Person an und rütteln Sie leicht an den Schultern. Folgt keine Reaktion, ist die Person bewusstlos. Kontrollieren Sie nun die Atmung, in dem Sie eine Hand an das Kinn und die andere Hand auf die Stirn legen, um den Kopf leicht zu überstrecken. Jetzt sehen, hören und fühlen Sie, ob eine Atmung vorhanden ist.
  • Rufen Sie den Notruf 112: Wenn Sie feststellen, dass die Person bewusstlos ist, rufen Sie den Rettungsdienst. Sie können auch andere Personen um deren Mithilfe bitten.
  • Drücken Sie den Brustkorb: Sie können sich ausschließlich auf die Herzdruckmassage konzentrieren oder wenn Sie es sich zutrauen, eine Mund-zu-Mund-Beatmung mit anschließender Herzdruckmassage durchführen. Wichtig ist, dass das Herz massiert wird. Machen Sie dazu den Brustkorb frei und legen Sie den Ballen der einen Hand auf die untere Hälfte des Brustbeins. Legen Sie Ihre andere Hand darüber und verschränken Sie die Hände ineinander. Strecken Sie die Arme durch und bringen Sie die Schultern über das Brustbein. Sie können jetzt mit der Herzdruckmassage beginnen, in dem Sie etwa fünf bis sechs Zentimeter tief in den Brustkorb drücken. Etwa 100 bis 120 Mal pro Minute. Bitte keine Angst vor Rippenbrüchen, die können im Rahmen einer Wiederbelebung passieren. Wichtig ist, dass Sie sicherstellen, dass das Gehirn des Bewusstlosen mit Sauerstoff versorgt wird – bis der Rettungsdienst da ist und übernehmen kann.

Helios Klinikum Berlin-Buch

Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Kardiologie und Nephrologie

Entscheidend ist es einerseits eine Minimaldurchblutung durch eine Herzdruckmassage sicherzustellen – dies kann jeder von uns – und andererseits die Rhythmusstörung meist mit Hilfe eines Defibrillators zu beenden, das macht der Notarzt.

Kann man vorbeugen?

Nicht in allen Fällen ist der plötzliche Herztod vermeidbar. Allerdings kann man den zugrundeliegenden Ursachen vorbeugen, etwa der KHK und so das eigene Risiko reduzieren. Dies gelingt etwa durch einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, sowie dem Verzicht auf Rauchen und Alkohol. Liegt bereits Diabetes oder Bluthochdruck vor, sollten diese mit Medikamenten richtig eingestellt werden. Auch regelmäßige Bewegung sollte Teil des Alltags sein.

Wer bei sich Warnzeichen vernimmt, sollte diese mit einer Kardiologin oder einem Kardiologen besprechen und sie abklären lassen. Auf diese Weise kann eine behandlungsbedürftige Herzerkrankung rechtzeitig festgestellt werden.

Kam es bereits in der Vergangenheit zu bösartigen Herzrhythmusstörungen oder liegt eine Herzschwäche eines gewissen Grades vor, ist die prophylaktische Implantation eines speziellen „Herzschrittmachers“ empfohlen. Dieser hat eine Defibrillatorfunktion und kann im Fall eines plötzlichen Herztods sehr zuverlässig die zugrundeliegende Rhythmusstörung beenden.

Und zu guter Letzt: Erste Hilfe Kenntnisse auffrischen. Wenn bekannt ist, dass der oder die Partner:in ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod hat, kann schnelles Handeln Leben retten.

Plötzlicher Herztod bei Sportler:innen

Leider tritt bei Sportler:innen ein großer Teil der plötzlichen Herzstillstände und daraus resultierenden Todesfälle ohne Vorzeichen auf. Sportler:innen, die bereits eine Ohnmacht, insbesondere bei körperlicher Belastung erlebt haben, sollten ihr Herz untersuchen lassen. Grundsätzlich empfiehlt der Chefarzt sich vor der Aufnahme von Sport, insbesondere Leistungssport, ärztlich untersuchen und beraten zu lassen.

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