Koloskopie-Tagebuch von Nina C.

Erfahrungsbericht zur Darmspiegelung

Erfahrungsbericht zur Darmspiegelung

Seit zwei Jahren schiebe ich eine Koloskopie, also eine Darmspiegelung, vor mir her. Corona war eine gute Ausrede, und damit habe ich denselben Fehler wie so viele gemacht: Vorsorge-Untersuchungen sollte man nicht auf die lange Bank schieben. Aber jetzt leg ich los – bin ja schon 53!

15. Februar 2022 


Der Countdown läuft. Ich muss eine Woche vor dem Termin persönlich in der Praxis vorbeikommen. Dort erhalte ich ein Medikament, das meinen Darm spülen und reinigen soll. Dazu bekomme ich noch Informationen, wie ich das Medikament einnehmen muss, einen Aufklärungs- und Fragebogen sowie eine Einverständniserklärung zur Erhebung und Übermittlung von Patientendaten.


19. Februar 2022


Es sind noch drei Tage bis zur Darmspiegelung. Ab jetzt darf ich keine faserreiche Kost mehr zu mir nehmen, dazu zählen Spargel, Porree, Mangold, Lauch. Auch körnerhaltige Nahrungsmittel sind jetzt tabu – ade Weintrauben, Kiwi, Vollkornbrot, Leinsamen, Sesam, Kümmel und Nüsse! Ich kaufe beim Bäcker ein Roggenbrot und verzichte auf mein geliebtes Sonnenblumenkernbrot. Ich soll ab jetzt viel trinken, aber ehrlich gesagt, trinke ich nicht mehr als sonst.

Tipps vor der Darmspiegelung

Essen

Vor dem Eingriff sollte auf faserreiche und schwer verdauliche Kost verzichtet werden, zum Beispiel:

  • Vollkornprodukte
  • Leisamen, Sesam, Kümmel
  • Nüsse
  • Obst und Gemüse, die Kerne enthalten wie Himbeeren, Weintrauben, Tomaten oder Kiwis
  • Spargel, Porree, Mangold, Lauch


Trinken

  • Wasser, Kräutertee und klare zuckerfreie Säfte sind erlaubt
  • Auf Milch, Kaffee und schwarzer Tee sollte verzichtet werden.

21. Februar 2022


Heute ist der Vortag der Darmspiegelung. Ich habe von der Praxis einen genauen Zeitplan bekommen. Bis 13 Uhr ist leichte Kost erlaubt, danach ist Schluss mit fester Nahrung. Ich werde doch wohl nicht verhungern? Übrigens gibt es klare Regeln bei der flüssigen Nahrung: Nur Wasser, Kräutertee und klare zuckerfreie Säfte sind erlaubt. Milch, Kaffee und schwarzer Tee stehen auf der roten Liste. Oh je. Ich entscheide mich für Wasser. Lieber ohne Sprudel.

17 Uhr

Ich fahre früher von der Arbeit nach Hause, um meinen Zeitplan einzuhalten. Pünktlich um 17 Uhr köpfe ich die erste Flasche des Abführmittels. Ich kippe den Inhalt in den beigefügten Messbecher und fülle ihn mit Wasser bis zur Markierung auf. Ergibt einen halben Liter. Dieses Gebräu soll ich langsam innerhalb von einer Stunde trinken. Also nehme ich alle fünf Minuten einen Schluck – schmeckt zitronig, für meinen Geschmack zu süß, aber nicht so schlimm. Was ist da eigentlich drin? Auf der Packung steht: Natriumsulfat, Magnesiumsulfat-Heptahydrat, Kaliumsulfat. Aha. Klingt alles natürlich für mich.

18 Uhr

Ich habe brav langsam alles ausgetrunken. Jetzt muss ich den Messbecher dreimal mit „erlaubter Flüssigkeit“ – also Kräutertee, Wasser oder zuckerfreiem Saft – auffüllen. Ergibt summa summarum 1,5 Liter, die ich innerhalb von einer Stunde trinken muss. Ich entscheide mich für Wasser.

18:45 Uhr

Es kommt wie es kommen muss. Bis 20 Uhr befinde ich mich immer wieder auf dem Klo.

22. Februar

6 Uhr

Mein Zeitplan ist streng. Um 10 Uhr findet die Darmspiegelung statt. Vier Stunden vorher muss ich die zweite Flasche Abführmittel zu mir nehmen. Ich habe gut geschlafen und musste nachts nicht raus. Ich schütte die zweite Flasche in den Messbecher und fülle ihn mit Wasser auf. Ich sitze auf der Wohnzimmer-Coach und schlürfe innerhalb von einer Stunde das Gebräu noch einmal. Dabei schaue ich Fernsehen. Und dann noch einmal 1,5 Liter Wasser hinterher. Wieder innerhalb einer Stunde.

8:30 Uhr

Alles getrunken und wieder raus damit. Das Prozedere ist längst nicht so schlimm wie befürchtet, keine Bauchschmerzen.

9:00 Uhr

Kein Frühstück in Sicht. Aber ich habe auch überhaupt keinen Hunger. Ich fühle mich leichter und stelle mich frohlockend auf die Waage: Nur ein Kilo abgenommen. Schade.

10 Uhr

Jetzt bin ich in der Praxis. Zuerst habe ich ein Gespräch mit der Anästhesistin. Sie wird mir eine Schlafspritze geben. Und erklärt mir, dass mich jemand abholen oder ich ein Taxi nehmen muss. Und ich soll heute nicht mehr arbeiten. Das Homeoffice, so die Anästhesistin, verleite viele dazu, es doch zu tun. Das sei aber nicht sinnvoll nach einer Entleerung des Darms und einer Narkose.

10:10 Uhr

In der Umkleide muss ich den Unterkörper freimachen, die Socken aber anlassen. Stattdessen erhalte ich eine weite dunkelgrüne etwas überdimensionierte Unterhose, die auf der Rückseite einen Schlitz hat. Chic geht anders – aber so friert der Popo nicht.

10:14 Uhr

Auf der Liege wird mir eine Kanüle an der linken Hand gelegt, ein Zugang für die Schlafspritze. Der Gastro-Doc erklärt mir, dass er mit einem Endoskop, an dem eine Kamera befestigt ist, durch den After in und durch den Darm gehen wird.

10:16 Uhr

Ich muss mich auf die linke Seite legen, Popo Richtung Arzt. Irgendwie dachte ich, ich müsste auf dem Bauch liegen – falsch gedacht. Ich bekomme eine Sauerstoffbrille in die Nase gesteckt, damit ich auch während des Eingriffs genügend Sauerstoff erhalte. Ich sehe noch, wie mir das Narkosemittel in die Hand gespritzt wird und schwupps – bin ich weg.

10:45 Uhr

Ich wache langsam im Aufwachraum wieder auf. Studentin Lucia, die sich um mich kümmert, fragt behutsam wie es mir geht. Ganz gut.

11:10 Uhr

Lucia möchte, dass ich noch etwas liegenbleibe, was ich gerne tue. Sie gibt mir Wasser, dann entfernt sie meine Kanüle aus der linken Hand und misst anschließend meinen Blutdruck. Niedrig, aber nicht zu niedrig. Ich darf aufstehen, mich anziehen und im Wartezimmer Platz nehmen.

11:20 Uhr

Das Gespräch mit dem Gastro-Doc ist ein ganz kleiner Schock. Er hat tatsächlich bei der Koloskopie etwas entdeckt: Einen sieben Millimeter langen Polypen, der gleich während der Darmspiegelung entfernt wurde. Der wird jetzt eingeschickt, um zu schauen, ob gut- oder bösartig. Es war gut, dass ich nicht erst im Alter von 55 gekommen bin, wie die Krankenkassen es bei Frauen vorschlagen, sagt der Doktor. Denn diese Wucherungen sind meist noch gutartig. Während sie wachsen, können sie sich aber zu einem kolorektalen Karzinom, also zu Darmkrebs, weiterentwickeln. Je größer sie werden, desto größer die Gefahr. Nach dem Gespräch holt mich der Taxifahrer persönlich in der Praxis ab. Wegen der Narkose darf ich nicht allein zum Taxistand an der Ecke laufen.


25. Februar


Endlich habe ich den histologischen Befund – und kann aufatmen. Mein Polyp war ein gutartiger. Ich bin doch ein bisschen erleichtert, auch wenn die Gefahr, dass er bösartig ist, nur bei 0,5 Prozent lag, so der Doc. Ich muss in fünf Jahren wieder zur Darmspiegelung, nicht erst in zehn Jahren, wie andere. Aber ich gehe tatsächlich gerne, bevor noch mehr Polypen wachsen.

Dunkelgrüne OP-Hose für den Eingriff. Chic geht anders – aber so friert der Popo nicht.

Titelbild: © istockphoto/mi-viri