Während der Tests stehen die Chirurgen in ständigem Kontakt mit Nicole Zimmer. Der Blick der Medizinischen Fachangestellten aus der Neurologie ist unablässig auf zwei Monitore gerichtet. Über Elektroden am Kopf des Patienten kann sie die Leitungsfähigkeit von Gehirn und Nerven messen und damit deren Unversehrtheit prüfen. „Über eine Stimulationselektrode, mit der die Hirnoberfläche direkt stimuliert wird, überprüfen wir, ob dieser Abschnitt des Hirngewebes eine Bewegungsfunktion hat“, erklärt der Chefarzt. „Durch die Stimulation mit einer bestimmten Stromstärke und Frequenz wird bewirkt, dass dieser Hirnbezirk vorübergehend nicht mehr arbeiten kann. Wenn die Elektrode ausgeschaltet wird, ist die Funktion wieder da.“ Die Stromstärke kann so eingestellt werden, dass genau festgestellt werden kann, wie weit der Chirurg bei der Tumorentfernung noch vom Bewegungszentrum der Hand und des Beins entfernt ist.
„Zwei Milliampere“, ruft der Chefarzt der Kollegin Zimmer zu. Diese Einstellung zeigt, dass die Stimulationssonde den Bewegungszentren sehr nah kommt.
Westermaier und Oehlschlägel testen rund 30 Minuten immer wieder zusammen mit dem Patienten. In den Pausen redet die Anästhesistin beruhigend auf ihn ein: „Das machen Sie sehr gut“, sagt sie und streichelt seine Hand. Als bei der Stimulation erkennbar wird, dass die Kraft am linken Fuß nachlässt, wird die Tumorentfernung an dieser Stelle beendet.
Die Anästhesistin versetzt den Patienten wieder in Schlaf, die Chirurgen operieren weiter. Peter Ambergers Eingriff verläuft erfolgreich: Nach vier Stunden ist die Schädeldecke wieder geschlossen, die Wunde genäht und die Operation beendet.
*Name v. d. Redaktion geändert