Je nachdem, wie ausgeprägt die Abflussbehinderung ist, können Beschwerden auftreten, die von einer leichten Schwellung bis hin zu starken Schmerzen, Spannungsgefühl und Überwärmung im betroffenen Bein reichen können. Aber: Rund zwei Drittel aller Patienten, die eine tiefe Beinvenenthrombose aufweisen – vor allem im Bereich des Unterschenkels – haben keine Beschwerden oder nur leichte Symptome, die die Ursache nicht vermuten lassen!
Gefährlich ist die tiefe Beinvenenthrombose vor allem deshalb, weil sich Teile des entstandenen Blutgerinnsels lösen und mit dem Blutstrom zum Herzen und schließlich in die Lunge wandern können. Hier verursachen sie dann einen Verschluss der Lungengefäße, eine sogenannte Lungenembolie. Diese kann bei großen Gerinnseln, z.B. aus den Beckenvenen lebensbedrohlich verlaufen, wenn große Teile der Lungenstrombahn verlegt sind.
Als mögliche Spätfolge der tiefen Beinvenenthrombose kann sich ein postthrombotisches Syndrom (chronisches Venenleiden) mit chronischen Schwellungen, Spannungsgefühlen und sogar offenen Stellen am Unterschenkel (Ulcus cruris) entwickeln.
Welche Risikofaktoren begünstigen eine Venenthrombose?
- höheres Lebensalter oder Übergewicht
- Operationen (insbesondere orthopädische und allgemeinchirurgische)
- Tumorerkrankungen
- Bewegungsmangel, insbesondere Bettlägerigkeit, Gipsverband
- Rauchen
- Einnahme von Hormonpräparaten (z. B. Antibabypille)
- Schwangerschaft und Wochenbett
- Thromboseneigung besteht auch bei bestimmten Erbkrankheiten wie z.B. APC-Resistenz ("Faktor-V-Leiden-Mutation"), Antithrombin III-Mangel, Protein C- und Protein S-Mangel
Diagnose & Behandlung
Diagnose
Wichtig ist neben der Erkennung einer tiefen Beinvenenthrombose (in der Regel mittels Ultraschall) ihre sofortige Behandlung. Eine rasche Therapie ist minimiert das Risiko für eine Lungenembolie. Außerdem soll sie Spätfolgen wie eine Venenschwäche nach Möglichkeit verhindern. Die Therapie richtet sich danach, wo sich das Blutgerinnsel befindet, wie groß es ist, wie lange es schon vorliegt und ob bestimmte Risikofaktoren bestehen.
Klassisch: Medikation
Bei einer tiefen Venenthrombose werden üblicherweise umgehend Medikamente verabreicht, welche die Blutgerinnung hemmen (Antikoagulanzien, umgangssprachlich oft unpräzise "Blutverdünner" genannt). Sie hemmen ein weiteres Wachstum des Blutgerinnsels und vermindern das Risiko für Embolien. Langfristig senken diese Medikamente das Risiko für erneute Thrombosen.
Kompressionstherapie
Ein Kompressionsverband oder -strumpf übt Druck auf das betroffene Bein oder den Arm aus. Der Blutfluss in den tiefen Venen wird unterstützt und beschleunigt, Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe und damit auch die Beschwerden gehen zurück. Die Wiedereröffnung verschlossener Venen wird durch die Kompressionstherapie begünstigt, das Risiko für Spätfolgen der Thrombose wird deutlich vermindert. Im weiteren Verlauf wird der Kompressionsverband durch einen Kompressionsstrumpf abgelöst. Für Verband und Strumpf gilt gleichermaßen: sie müssen konsequent getragen werden – auch wenn es manchmal schwerfallen mag. Dies kann für die Dauer von Monaten, manchmal auch von Jahren erforderlich sein.
Gerinnsel-Auflösung, OP, Katheter
In den ersten Tagen einer tiefen Beinvenenthrombose besteht prinzipiell die Möglichkeit, das Blutgerinnsel wieder komplett aufzulösen (Thrombolyse). Dazu werden spezielle Wirkstoffe als Infusion über die Venen gegeben. Diese Medikamente können den Blutpfropf direkt abbauen. Oder sie regen körpereigene Abbaumechanismen an, das zu tun.
Diese Behandlung ist aber nicht frei von Risiken. Als Komplikation können zum Beispiel ernste innere Blutungen auftreten. In eher seltenen Fällen wird das Blutgerinnsel im Zuge einer Operation (Thrombektomie) oder mit Hilfe eines Katheters beseitigt. Bei sehr ausgedehnten Venenthrombosen kann so ein Eingriff sinnvoll sein. Bei allen genannten Therapieverfahren müssen Nutzen und Risiko der Behandlung sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
Suche nach möglichen Ursachen der Thrombose
Immer sollte versucht werden, die Ursache einer Beinvenenthrombose zu klären. Dies können bei jungen Menschen Gefäßanomalien oder Gerinnungsstörungen sein. Bei älteren Menschen liegt der Thrombose in seltenen Fällen ein Krebsleiden zugrunde. Eine entsprechende Diagnostik und damit frühe Entdeckung erhöht meist die Heilungschancen.
Alle genannten diagnostischen und therapeutischen Verfahren werden in unserem Gefäßzentrum durchgeführt.