ERAS®-Zertifizierung

Optimale Betreuung rund um den operativen Eingriff

Optimale Betreuung rund um den operativen Eingriff

Unsere Klinik ist mit der ERAS®-Zertifizierung ausgezeichnet worden. Das Qualitätssiegel ermöglicht eine raschere Erholung nach Operationen.

Liebe Patientin, lieber Patient,

in den letzten Jahrzehnten hat sich ein deutlicher Wandel der Abläufe rund um Operationen gezeigt. Natürlich ist die operative Expertise der Chirurg:innen die wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Operation. Für die Erholung der Patient:innen sind aber viele weitere Faktoren zu beachten. Aus diesem Wissen haben sich seit dem Beginn der 1990er Jahre Konzepte entwickelt, bei denen sich die Patientenbetreuung vor, während und nach der Operation am aktuell vorhandenen wissenschaftlichen Kenntnisstand orientiert. Eines dieser Konzepte ist unter dem Begriff ERAS® bekannt geworden (Enhanced Recovery After Surgery, übersetzt etwa „raschere Erholung nach Operationen“). Zahlreiche Studien* belegen den Erfolg. Die Vorteile des Programms fasst die folgende Abbildung zusammen:

Die einzelnen Schritte im Detail:

Die präoperativen Maßnahmen zielen darauf ab, den Zustand der Patient:innen vor der Operation zu verbessern. Zunächst erhalten die Patient:innen (gern im Beisein von Angehörigen) ein umfassendes Informationsgespräch über ERAS® und ihre aktive Unterstützung in der Umsetzung des Konzeptes: Sie werden darauf hingewiesen, wie wichtig eine Nikotin- und Alkoholkarenz ist. Sie werden ermutigt, die körperliche Aktivität bis zur Operation zu steigern. Eine mögliche Blutarmut wird behandelt, zudem wird der Ernährungsstatus erfasst und, falls nötig, eine Ernährungstherapie begonnen.

Abführende Maßnahmen im Sinne einer Darmspülung werden nur in Einzelfällen verordnet, die Nüchternheitsphase vor der Operation deutlich verkürzt. Am Tag vor der Operation dürfen unsere Patient:innen noch normal zu Abend essen und bis Mitternacht leichte Kost zu sich nehmen. Am Operationstag dürfen und sollen sie bis zum Abruf zur Operation klare Flüssigkeiten trinken, gerne auch Tee oder Kaffee, auf Wunsch mit Zucker und/oder wenig Milch. Zudem werden sie dazu angehalten, am Abend vor der Operation und am Morgen des Operationstages ein kohlenhydratreiches Getränk zu sich zu nehmen, um die Speicher aufzufüllen. Auf die präoperative Gabe von Beruhigungsmitteln wird verzichtet, da diese zumeist mehrere Stunden wirken und den Beginn der Mobilisation postoperativ verzögern können.

Für das Gelingen der intraoperativen Maßnahmen arbeiten die Abteilungen für Chirurgie und Anästhesiologie eng zusammen. Durch minimal-invasive Operationsverfahren („Schlüssellochtechniken“) und sparsame Hautschnitte halten wir das operative Trauma so gering wie möglich. Wunddrainagen, Blasenkatheter und Magensonden legen wir nicht routinemäßig ein. Sollte deren Einlage dennoch erforderlich sein, werden diese so schnell wie möglich wieder entfernt. Der Einsatz von Wärmedecken schon im Narkosevorbereitungsraum verhindert das Auskühlen unserer Patient:innen während der Operation. Die Narkose wird in der Regel mit sehr kurzwirksamen Medikamenten durchgeführt, die ein rasches Aufwachen ermöglichen. In Kombination mit der prophylaktischen Gabe von Medikamenten zur Vorbeugung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen ist so eine schnellere Nahrungsaufnahme nach der Operation möglich. Durch den Einsatz von Regionalanästhesieverfahren zusätzlich zur Vollnarkose werden während der Operation weniger Schmerzmedikamente benötigt. Dies ermöglicht eine rasche Mobilisation unserer Patient:innen noch am Operationstag.

Bereits unmittelbar nach der Operation wird mit dem Kostaufbau und der Mobilisation begonnen. Sobald die Patient:innen ausreichend wach sind, bekommen sie etwas zu trinken und ein Wassereis. Zudem beginnen sie mit dem Kaugummi kauen, welches sich positiv auf die Darmaktivität auswirkt. Sobald die Patient:innen postoperativ auf der Station angekommen sind, stehen sie in Begleitung des Pflegepersonals das erste Mal auf und gehen die ersten Schritte.  Sie beginnen außerdem mit der Einnahme einer hochkalorischen, ballaststoffarmen Trinknahrung, um den Kalorienbedarf zu decken. Am Abend des OP-Tages ist zudem das Essen von Joghurt und Suppe möglich, auch Kaffee kann bereits getrunken werden. Dieser hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf das Wiedereinsetzen der Darmmotilität/Darmaktivität. Die Gabe von Infusionen wird beendet. Mit der Gabe der Thromboseprophylaxe wird begonnen. Ab dem ersten postoperativen Tag wird die Mobilisation durch die Physiotherapie forciert, die täglich mit den Patient:innen trainiert. Am Tag nach der Operation werden sie dazu angehalten sich mindestens 4 Stunden außerhalb des Bettes aufzuhalten, ab dem zweiten Tag sind es mindestens 6 Stunden. Die Kost wird zügig gesteigert. Die Schmerzmedikamente werden rasch reduziert, auf Opioide wird weitestgehend verzichtet. Bei Diabetiker:innen wird der Blutzucker engmaschig kontrolliert und im normalen Bereich gehalten. Die Entlassung erfolgt, sobald die Patient:innen regelmäßig Stuhlgang haben, die Schmerzen gut tolerabel und die Mobilisation sowie der Kostaufbau abgeschlossen sind.

* Greco et al. World Journal of Surgery 2014 38:1531-1541.

ERAS-Zertifikat für Chefarzt Prof. Dr. Marc H. Jansen: