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Brustrekonstruktion: Wiederaufbau nach Brustkrebs

Die Wiederherstellung der weiblichen Brust nach einer Brustkrebsoperation ist gesundheitlich unbedenklich und hilft vielen Frauen mit den Folgen der Krebserkrankung besser zurecht zu kommen. Hier erfahren Sie alles, was Sie über eine Brustrekonstruktion wissen sollten.  

Patientin bekommt Besuch

Für sehr viele Frauen sinnvoll

Der Verlust einer Brust, eines Teils der Brust oder beider Brüste ist bei vielen Frauen notwendiger Teil der medizinischen Behandlung bei einer Brustkrebserkrankung. Auch kann eine Brust durch Unfälle, Bestrahlung oder Voroperationen so verändert sein, dass ein Brustwiederaufbau sinnvoll sein kann. Darüber hinaus lassen sich aber auch immer mehr Frauen das Drüsengewebe der Brust vorsorglich entfernen, wenn sie ein erblich bedingtes hohes Brustkrebsrisiko haben.

Für diese betroffenen Frauen bedeutet eine solche Situation oft – zusätzlich zur körperlichen Erschöpfung durch die Krebserkrankung – eine erhebliche seelische Belastung. Von ärztlicher Seite wird daher zu einem Brustwiederaufbau geraten, wenn dieser medizinisch möglich und von der Frau erwünscht ist. Grundsätzlich kommen alle Frauen dafür infrage. Für die meisten wird eine rekonstruierte Brust oft auch zu einem wichtigen Baustein in der Bewältigung der Krankheit.

Ein Brustwiederaufbau kann direkt im Anschluss an die Brustentfernung oder auch nach einigen Monaten oder Jahren erfolgen. Grundsätzlich sollte die Krebsbehandlung (beispielsweise Chemotherapie, Operation, Strahlentherapie) bereits abgeschlossen sein.

Wiederaufbau mit Eigengewebe oder Fremdmaterial?

Die weibliche Brust kann entweder mit Fremdmaterial – meist Silikonimplantate – oder mit eigenem Fettgewebe aus Bauch oder Oberschenkeln rekonstruiert werden. Welche Art der Rekonstruktion für Sie optimal ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Ihrem Gesundheitszustand, Ihrer natürlichen Brustgröße und weiteren körperlichen Voraussetzungen wie eventuellen Verletzungen des Hautgewebes durch Voroperationen oder Bestrahlungen.

Rekonstruktion der Brust - Ihre Optionen verständlich erklärt

Das kurze Video der Deutschen Krebsgesellschaft erklärt verständlich die verschiedenen Möglichkeiten, die Frauen nach einer Brustentfernung für den Wiederaufbau haben. Quelle: DKG. https://www.krebsgesellschaft.de/brustrekonstruktion.html 

Welche Vorteile hat der Brustaufbau mit Eigengewebe?

Ein Brustaufbau mit Eigengewebe hat den Vorteil, dass ein natürliches und dauerhaft nachhaltiges Ergebnis erzielt werden kann. Die mikrochirurgischen Verfahren zur Wiederherstellung der Brust mit Eigengewebe wurden in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades werden sie jedoch weltweit ausschließlich von plastischen Chirurg:innen mit spezieller mikrochirurgischer Ausbildung durchgeführt.

Ein weiterer Vorteil der Eigengewebsrekonstruktion: Auch die oft schmerzhafte Kapselfibrose, eine Verhärtung, die rund um das Implantat entstehen kann, tritt nicht auf. Zudem sind keine regelmäßigen Implantatwechsel erforderlich.

Manche Frauen verspüren im Zusammenhang mit Brustimplantaten verschiedene Symptome, die auf Breast Implant Illness, auch bekannt als ASIA-Syndrom, zurückzuführen sind. Die Diagnose dieser Erkrankung ist jedoch medizinisch noch nicht eindeutig.

Insgesamt ist der Brustwiederaufbau aus Eigengewebe in der Hand von erfahrenen plastischen Chirurg:innen ein sicherer und komplikationsarmer Eingriff mit hoher Zufriedenheit bei den Patientinnen.

Methoden bei Rekonstruktion mit eigenem Gewebe

Die Wiederherstellung der Brust mit Gewebe vom Bauch mit der sogenannten DIEP- oder SIEA-Lappenplastik ist die beste Möglichkeit bei der Eigengeweberekonstruktion. Haut- und Fettgewebe vom Unterbauch ist dem Brustgewebe am ähnlichsten, sodass hiermit das natürlichste Ergebnis erreicht werden kann. Oft ist am Unterbauch genügend Gewebe vorhanden, um als Spenderort zu dienen. Hier kommt auch der vorteilhafte Nebeneffekt zum Tragen, dass zum Verschluss der Bauchdecke eine Bauchdeckenstraffung vorgenommen wird.

Durch feinste Präparationstechnik wird aus dem Unterbauchfett quasi ein „körpereigenes Implantat“ mitsamt eigener Durchblutung (Arterie und Vene) entnommen und dann frei transplantiert. Das heißt: Die Blutgefäße werden unter dem Mikroskop an ein Blutgefäß angeschlossen, welches in der Nähe der Brust verläuft. Der große Vorteil bei dieser Methode ist, dass kein Bauchmuskel oder Teile der Bauchmuskulatur als stabilisierende Muskelmanschetten mittransplantiert werden müssen. Diese Methode wird als „Deep Inferior Epigastric Perforator“ oder abgekürzt als DIEP-Lappenplastik bezeichnet. Unter Umständen ist das Volumen am Unterbauch sogar für die Rekonstruktion beider Brüste ausreichend, dies nennt man dann beidseitige DIEP-Lappenplastik oder Doppel-DIEP.

Eine neuere Methode ist die sogenannte „Superficial Inferior Epigastric Artery“ oder kurz SIEA–Lappenplastik. Dabei wird der Haut-Fett-Lappen über oberflächliche Blutgefäße durchblutet. Der Vorteil dabei ist, dass der gerade Bauchmuskel (Rekutsmuskel) mitsamt seiner Muskelscheide nicht mehr geöffnet werden muss. So bleibt die Bauchdecke vollständig geschont. Leider kann diese Lappenplastik nicht so häufig angewendet werden, da sie nur möglich ist, wenn bei der Patientin ausreichend oberflächliche Blutgefäße in entsprechender Stärke vorhanden sind.

Sollte die Entnahme vom Unterbauch wegen fehlendem Bauchfett oder größerer Voroperationen am Bauch nicht möglich sein, stehen eine Reihe anderer Entnahmestellen alternativ zur Verfügung: So kann beim Aufbau mit Gesäßgewebe ein Haut-Fettgewebsblock mitversorgenden Blutgefäßen aus der oberen oder unteren Gesäßregion genommen werden. Diese Operationen werden S-GAP oder I-GAP/FCI genannt. Die Narbe verschwindet meist diskret in der natürlichen Gesäßfalte und ist später kaum noch wahrnehmbar.

In Sonderfällen kann auch mikrochirurgisch ein Gewebeblock vom äußeren oder inneren Oberschenkel entnommen werden. Dies wird als TMG oder Gracilis-Lappenplastik oder ALTP vom Oberschenkel bezeichnet. 

Welche Risiken birgt der Brustwiederaufbau?

Trotz des größeren Aufwandes im Vergleich zur Implantatrekonstruktion ist die Brustrekonstruktion aus Eigengewebe mit relativ wenig Risiken verbunden. Allgemein besteht bei jeder mikrochirugischen Gewebeverpflanzung das Risiko einer lokalen Durchblutungsstörung im Bereich der Vereinigungsstelle der Gefäße. Mit circa fünf Prozent ist diese allerdings sehr gering.

Die Problematik kann jedoch in etwa der Hälfte der Fälle durch eine rechtzeitige, erneute Operation behoben und somit das verpflanzte Gewebe gerettet werden. In seltenen Fällen stirbt das Gewebe trotz dieser Maßnahmen ab und muss entfernt werden. Dann kann später der Brustwiederaufbau mit Gewebeentnahme von einer anderen Körperstelle wiederholt werden. 

Wundheilungsstörungen, Blutergüsse, Entzündungen oder eine verlängerte Wundwasserbildung, sogenannte Serome, treten manchmal auf, heilen jedoch meist von selbst ab.

Wann sind Silikonimplantate sinnvoll?

Für eine schnellstmögliche Rekonstruktion nach der Brustkrebsoperation bietet sich als unkompliziertes und zügiges Verfahren der Wiederaufbau mit Silikonimplantaten an. Am einfachsten ist dies nach einer Brustgewebsentfernung unter weitgehendem Erhalt der Hautdecke.

Falls die Brust vollständig mit der Haut entfernt werden musste, wird vor der Rekonstruktion zunächst die erhaltene Haut gedehnt, um ein Implantat oder eine Eigengewebsrekonstruktion möglich zu machen. Dies geschieht mit erweiternden Implantaten oder Ballonprothesen. Silikonkissen werden auch eingesetzt, wenn eine Eigengewebsrekonstruktion erst einige Monate nach der eigentlichen Krebsoperation erfolgen kann. Die Implantate sind dann solange „Platzhalter“ und erhalten die Größe und Elastizität der umgebenden Haut.

Wie bereite ich mich am besten auf die Operation vor?

  • Vor dem Eingriff sollten Sie in möglichst guter gesundheitlicher Verfassung sein.
  • Planen Sie bitte mindestens sechs Wochen Erholungszeit nach der Operation ein. In dieser Zeit sollten Sie auch nicht reisen.
  • Als Raucherin sollten Sie mindestens vier bis sechs Wochen vor und nach der Operation das Rauchen einstellen, um das Risiko von Infekten und Wundheilungsstörungen zu verringern.
  • Nehmen Sie bitte 14 Tage vor dem Eingriff keine blutverdünnenden Medikamente (beispielsweise Aspirin) ein.

Welche Untersuchungen werden gemacht?

  • Bei der Neigung zu Thrombosen wird vorab zur Sicherheit eine erweiterte Blutuntersuchung durchgeführt, bei der besondere Blutgerinnungswerte erfasst werden.
  • Zudem werden die Bauchgefäße durch eine Computertomographie mit Kontrastmittel dargestellt, um die Operationszeit zu verkürzen und die Sicherheit zu erhöhen.
  • Die Gefäßanschlüsse des neuen Brustgewebes werden nach der Operation 24 Stunden per Ultraschall und durch ärztliche Kontrollen – meistens auf der Intensivstation – überwacht.
  • In den Tagen nach der Operation wird die Gewebekontrolle fortgesetzt.

Was ist bei der Nachsorge zu beachten?

Die meisten Patientinnen können nach ein bis zwei Tagen Bettruhe wieder aufstehen, jedoch gibt es in der Zeit nach der Operation folgendes zu beachten:

  • Leichte Schmerzen im Wundgebiet sind normal und mit Schmerzmitteln sehr gut behandelbar.
  • Schwellungen und blaue Flecken bilden sich innerhalb von Tagen oder Wochen zurück.
  • Während der Operation werden Wunddrainagen eingebracht, die nach einigen Tagen entfernt werden.
  • Nach Entfernung der Drainagen dürfen Sie auch wieder duschen. Auf Vollbäder sollten Sie jedoch noch einige Wochen verzichten.
  • In den ersten Wochen sollten Sie noch einen Kompressions-BH tragen, der speziell auf Ihren Busen abgestimmt ist und die Heilung unterstützt.
  • Nach ungefähr zwei Wochen können Sie bereits mit der Narbenpflege beginnen: Durch Eincremen und leichte Massagen werden die anfänglich festen und leicht geröteten Narben schnell blasser und zarter.
  • Um eine Pigmentierung der Narben zu verhindern, sollten Sie die Narben auch für mindestens sechs Monaten keinem direkten Sonnenlicht oder UV-Strahlen aussetzen.
  • Anstrengende körperliche Belastungen und Sport sollten Sie in den ersten zwei bis drei Monaten nach der Operation vermeiden.  

Wann ist alles wieder geheilt?

  • Der stationäre Aufenthalt beträgt je nach Heilungsverlauf ungefähr acht bis zehn Tage.
  • Nach circa sechs Wochen sind Sie wieder arbeitsfähig.
  • Nach vier bis sechs Monaten ist der innere Heilungsprozess abgeschlossen, dann können kleinere Korrekturoperationen wie eine angleichende Straffung der zweiten Brust oder die Rekonstruktion der Brustwarzen erfolgen.
  • Das endgültige Ergebnis ist erst einige Monate nach der Operation zu beurteilen, wenn alle Schwellungen und Narben verheilt sind.
  • Narben und Verhärtungen an Gewebe oder Haut verändern sich sogar noch während des folgenden Jahres. 
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