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Adipositas: Ursachen, Folgen und Therapie

Fettleibigkeit (Adipositas) ist ein ernstzunehmendes Problem. Adipositas schränkt die Lebensqualität der Betroffenen meist stark ein. Warum Übergewichtige die schwere Körperlast nicht hinnehmen sollten, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

Patientengespräch mit einer jungen Frau

Was ist Adipositas?

Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine ernstzunehmende Erkrankung, welche gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das am stärksten zunehmende Gesundheitsrisiko weltweit darstellt. Obwohl die meisten Menschen wissen, dass zu viele Pfunde schädlich sind, gibt es immer mehr Menschen mit gesundheitsgefährdendem Übergewicht. Besonders besorgniserregend ist auch die steigende Zahl übergewichtiger Kinder. 

Starkes Übergewicht oder ausgeprägte (morbide) Adipositas ist gesundheitsschädigend und begünstigt zahlreiche Krankheiten, etwa Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Starkes Übergewicht wirkt sich auch auf die Psyche aus. Es entsteht ein negatives Selbstbild und eingeschränktes Selbstbewusstsein. Schweres Übergewicht kann zu sozialer Isolation führen. In Abhängigkeit von der Höhe des Übergewichts ist die Lebenserwartung von adipösen Patient:innen deutlich verringert.

 

Was sind die Ursachen für Adipositas?

Die Ursachen für das krankhafte Übergewicht sind sehr komplex und müssen als „multifaktoriell“ angesehen werden. Das bedeutet, dass nicht nur ein falsches Essverhalten und eine mangelnde körperliche Bewegung für die Adipositas-Erkrankung verantwortlich sind. Auch Stoffwechselprozesse und genetische Ursachen müssen ganz wesentlich für Entwicklung der Erkrankung angesehen werden.

Der größte Teil der Menschheit ist für die Umwelt, in der wir heute leben (Nahrungsüberfluss und reduzierte körperliche Bewegung) genetisch nicht „vorbereitet“. Als sich die Menschheit vor Millionen von Jahren auf den Weg von der Savanne Afrikas in die Jetztzeit aufmachten, waren Mangel und Hunger der tägliche Begleiter. Diese genetische Prägung ist für die Menschen der Gegenwart nicht von Vorteil und führt somit in Zeiten des Überflusses bei vielen zu Erkrankungen, wie unter anderem Adipositas. 

Wie man Übergewicht bekämpft, ist im Grunde genommen kein Geheimnis. Doch mit der wachsenden Erkenntnis über Stoffwechselprozesse und genetische Bedingungen wird klar, dass die allgemeine Empfehlung „weniger zu essen und sich mehr zu bewegen“ nicht die alleinige Lösung sein kann. Selbstverständlich ist, dass weniger und vor allem vernünftiger zu essen sowie mehr Bewegung eine Grundvoraussetzung für ein gesünderes und lebenswerteres Leben. Doch wer einmal adipös ist, hat es sehr schwer, wieder ein Normalgewicht zu erreichen. Diese Herausforderung ist nicht zu unterschätzen.

Die meisten Methoden zur Gewichtsreduktion sind zwar zunächst erfolgreich, aber schon nach kurzer Zeit ist das alte Gewicht wieder erreicht. Im schlechtesten Fall zeigt die Waage mehr als vorher an.

Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt ab einem BMI von 30 für Frauen um 13% und für Männer um 23%.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Helios Klinikum Freital

Oberärztin

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Adipositas sind vielschichtig und gravierend, weshalb sie mit größter Ernsthaftigkeit behandelt werden müssen

Wann beginnt Adipositas? Der Body-Mass-Index gibt Aufschluss

"Die Einteilung der Adipositas in Schweregrade erfolgt hauptsächlich anhand des Body-Mass-Index (BMI), der das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße setzt", sagt Steffi Obst, Oberärztin im Zentrum für Innere Medizin, Abteilung Diabetologie, Diabetischer Fuß, Adipositas an den Helios Weißeritztal-Kliniken. Der BMI ist eine Rechengröße, die aus dem Gewicht (in Kilogramm) sowie der Körpergröße (in Metern) errechnet wird. Dabei wird das Gewicht durch das Quadrat der Körpergröße geteilt. Daraus ergibt sich die Formel:

BMI = Körpergewicht in kg / Körpergröße in m²

Welche Schwergrade gibt es?

Präadipositas (Übergewicht)

Eine Präadipositas beschreibt die Vorstufe von Fettleibigkeit. Der BMI beträgt zwischen 25 und 29,9. Das Gewicht einer Person liegt über dem sogenannten Normalgewicht. Die Expertin weiß: "Menschen mit Präadipositas haben ein erhöhtes Risiko, eine Fettleibigkeit und damit verbundene Gesundheitsprobleme wie Diabetes oder Herzerkrankungen zu entwickeln." Daher ist es wichtig, Präadipositas ernst zu nehmen und gesunde Lebensgewohnheiten zu fördern.

Adipositas Grad 1 (leicht bis moderat):

Liegt der BMI zwischen 30 und 34,9, gilt das als adipös. Hier beginnt das Risiko für Gesundheitsprobleme, ausgelöst durch Übergewicht. Diese Stufe bezeichnet bereits ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme. Menschen mit einer Adipositas Grad 1 sollten sich unbedingt in ärztliche Betreuung begeben.

Adipositas Grad 2 (schwer):

Ein BMI zwischen 35 und 39,9 wird als „schwer adipös“ eingestuft. "Eine schwere Adipositas führt häufig zu deutlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und erfordert intensivierte medizinische und therapeutische Maßnahmen", erklärt Steffi Obst. Diese Betreuung sollte in einem spezialisierten Adipositaszentrum erfolgen.

Adipositas Grad 3 (sehr schwer oder morbide Adipositas):

Ab einem BMI von über 40 steigt die Sterblichkeit gegenüber einem normalgewichtigen Menschen deutlich an. Diese höchste Stufe der Adipositas ist mit einem signifikant erhöhten Risiko für schwere Gesundheitsprobleme verbunden, einschließlich solcher, die lebensbedrohlich sein können. Daher wird der Adipositas Grad drei auch als Adipositas permagna bezeichnet. Die Medizinerin rät: "Die Betreuung sollte in einem spezialisierten Adipositaszentrum erfolgen." 

Jeder Grad der Adipositas erfordert eine spezifische Herangehensweise in der Behandlung, die von einfachen Lifestyle-Anpassungen bis hin zu medizinischen und chirurgischen Eingriffen reichen kann.

Bauchumfang

Für die Beurteilung der sogenannten „Krankheitslast“ der Adipositas ist der BMI nicht ausreichend. Hierfür ist insbesondere das Fettverteilungsmuster zu berücksichtigen. Ein besonders hohes Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt bei Vermehrung der „viszeralen“ Fettmasse, also die inneren Organe betreffend, im Vergleich zu „subkutanen“ (unter der Haut) Fettmasse.

Die abdominale Adipositas wird auch als „Apfelform“ bezeichnet. Bei der subkutanen Adipositas besteht eine Vermehrung der Fettmasse vorwiegend im Bereich der Hüften und Oberschenkel, diese Form wird auch als „Birnenform“ bezeichnet.

Das Fettverteilungsmuster lässt sich durch Umfangmessungen bestimmen. Ist das Verhältnis von Taille zu Hüfte („Waist-to-hip ratio“, WHR) größer als 0,85 bei Frauen und größer als 0,90 bei Männern, liegt eine abdominale Adipositas vor. Liegt der Quotient darunter, ist von einer peripheren Adipositas auszugehen.

Was sind häufige Folgeerkrankungen?

"Die gesundheitlichen Auswirkungen von Adipositas sind vielschichtig und gravierend, weshalb sie mit größter Ernsthaftigkeit behandelt werden müssen, weiß Steffi Obst. Zu den wichtigsten Folgeerkrankungen zählen unter anderem: 

Wie wird Adipositas behandelt?

Bei Adipositas handelt sich um eine chronische, also lebenslange Krankheit, die interdisziplinär behandelt wird. Bei einer höhergradigen Adipositas ist eine Vorstellung in einem spezialisierten Zentrum zu empfehlen, um eine optimale, auf den Einzelnen zugeschnittene Therapie sicherzustellen. "Hier wird ein umfassender Behandlungsplan von einem spezialisierten Team, bestehend aus Ärzten, Diabetologen, Ernährungsmedizinern, Ernährungsberatern, Psychologen und Verhaltenstherapeuten, entwickelt", erklärt die Oberärztin. Folgende Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung:

  • Ernährungsberatung: Anpassung der Ernährungsgewohnheiten zur Gewichtsreduktion.
  • Verhaltenstherapie: Unterstützung bei der Änderung von Lebensstil und Verhaltensweisen.
  • Medikamentöse Therapie: Einsatz von Medikamenten zur Unterstützung der Gewichtsabnahme.
  • Bariatrische Operationen: Chirurgische Eingriffe, wie Schlauchmagen, Magenband oder Magenbypass, welche oft zu einer signifikanten Gewichtsreduktion führen.

Abnehmprogramme bei Adipositas: Was zahlt die Krankenkasse? 

Die Kostenübernahme für spezialisierte Abnehmprogramme bei Adipositas erfolgt durch die Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen, vor allem wenn diese Programme aus medizinischer Sicht notwendig sind, um gesundheitliche Probleme zu behandeln oder Folgeerkrankungen vorzubeugen. Diese Programme bieten umfassende Leistungen, darunter Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie sowie ärztliche und psychologische Unterstützung.

"Wenn Sie Interesse an einem Abnehmprogramm haben, empfehlen wir Ihnen sich bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt vorzustellen", sagt Steffi Obst. Je nach Schweregrad der Adipositas kann eine Rezeptierung einer sogenannten „DIGA“ möglich sein. Das ist eine rezeptierte App, bei der Sie bei der Gewichtsabnahme unterstützt werden.

Was ist das Ziel der Behandlung?

Das primäre Ziel der Behandlung in einem Adipositaszentrum ist eine deutliche und vor allem langfristige Gewichtsreduktion. Eine erfolgreiche Gewichtsreduktion kann bereits bestehende Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck verbessern und möglicherweise sogar heilen. Darüber hinaus wird das Risiko für die Entwicklung weiterer Folgeerkrankungen minimiert, die Lebensqualität verbessert und Lebenszeit gewonnen.

Adipositas-Chirurgie

Bei extremer Adipositas und um Folgeerkrankungen zu heilen, ist die beste sowie langfristig erfolgreichste Behandlung eine Kombination aus konservativer und operativer Therapie. Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung, verändertes Verhalten bilden die ersten Schritte und müssen langfristig eingehalten werden. Ein chirurgischer Eingriff wird nur zusätzlich eingesetzt, nicht anstelle der klassischen Therapie. Genau wie die Ernährungstherapie ist die Adipositas-Chirurgie etabliert anerkannt und wird seitens der Krankenkassen vollständig bezahlt.

Lohnt sich eine Gewichtsreduktion in jedem Alter?

Ja, auch der ältere Mensch profitiert von einer Gewichtsabnahme –  vielleicht sogar noch mehr als andere Altersgruppen, da die körperliche Leistungsfähigkeit im Alter über 60 Jahren nachlässt. Ist die betroffene Person übergewichtig, ist sie schneller erschöpft.

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