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Leben mit Parkinson: Eine Patientengeschichte, die Mut macht

In Deutschland sind rund 400.000 Menschen an Morbus Parkinson erkrankt. Auch wenn die neurologische Erkrankung nicht heilbar ist, so gibt es eine große Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten. Wie Symptome gelindert werden können und wie das Leben mit Parkinson ist, beschreibt die Geschichte eines Patienten.

Physiotherapeutin und Parkinson-Patient

Was passiert im Körper bei der Parkinson-Krankheit?

Bei Parkinson kommt es zum Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn. Diese Zellen produzieren normalerweise den Botenstoff Dopamin. Aufgrund des Zellabbaus entsteht ein Dopamin-Mangel. Dadurch kommt es zu einer Unteraktivierung der Hirnrinde, die die Motorik steuert. Daher treten im Verlauf die typischen motorischen Symptome auf:

  • kleinschrittiger Gang
  • verlangsamte Bewegungen
  • Sprachstörungen
  • reduzierte Mimik
  • Muskelzittern (Tremor)
  • Muskelsteifigkeit in Armen und Beinen
  • zunehmende Bewegungslosigkeit und plötzliches Einfrieren („Freezing“) von Bewegungen

Neben dem Gehirn können aber auch Nervenzellen im Verdauungssystem betroffen sein, die dann zu Verdauungsstörungen mit Verstopfung führen.

Vorboten der Krankheit sind oft vegetative, psychisch-kognitive Störungen und Beeinträchtigungen der Sinnesorgane. Zum Beispiel:

  • gestörter Geruchssinn
  • Depressionen
  • Seh- und Schluckstörungen
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • Probleme bei der Ausführung alltäglicher Arbeiten

„Bei Parkinson haben wir ein sehr komplexes Krankheitsbild, das viele Einschränkungen im Lebensalltag mit sich bringen kann. Neben einer detaillierten Diagnostik erfordert die Erkrankung einen individuellen Therapieplan. Parkinson ist derzeit noch nicht heilbar, aber über viele Jahre hinweg sehr gut behandelbar“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Konstantin Prass, Chefarzt der Klinik für Neurologie/Stroke Unit im Helios Klinikum Bad Saarow.

Das Darmkrebsrisiko nimmt ab 50 zu und ist für Menschen über 70 Jahre am höchsten.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Leben mit Parkinson: Die Geschichte von Jürgen Bonnes

Parkinson – im Volksmund auch als „Schüttellähmung“ bekannt – ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Bei Jürgen Bonnes ist es weniger das Zittern der Hände, vielmehr sind seine Bewegungen eingeschränkt. Vor allem das Laufen und Zugreifen mit den Fingern sowie Sodbrennen bereiten ihm Schwierigkeiten.

Die Diagnose Parkinson war für Jürgen Bonnes vor mehr als sieben Jahren ein Zufallsbefund. Nach einem leichten Schlaganfall hatte der heutige Rentner zunächst Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Sein Arzt bemerkte auch, dass sich sein Gangbild verändert hatte. Umfangreiche neurologische Untersuchungen und Tests im Helios Klinikum Bad Saarow bestätigten den Verdacht: Jürgen Bonnes war an Parkinson erkrankt.

Mehr Lebensqualität dank Komplexbehandlung

Seit seiner Diagnose hat der Patient Jürgen Bonnes mehrere dreiwöchige Komplexbehandlungen im Helios Klinikum Bad Saarow erhalten. „Ich bin sehr zufrieden, denn die gezielte medikamentöse Einstellung unter stationärer Beobachtung bedeutet für mich ein großes Stück Sicherheit und damit auch Lebensqualität“, sagt er.

Auch die zahlreichen Therapieangebote wie Physiotherapie, Logopädie, Gedächtnistraining, Wassergymnastik in der Saarow-Therme und Tangotherapie findet der Parkinson-Patient gut. „Darüber hinaus habe ich während der Komplexbehandlung die Möglichkeit, mich mit Betroffenen auszutauschen – wie zum Beispiel bei unserer gemeinsamen täglichen Frühstücksrunde“, fügt er hinzu.

Jürgen Bonnes nahm auch das Tai Chi-Angebot in Anspruch. Die spezielle Bewegungsform trainiert die Beweglichkeit und das Gleichgewicht. „Seitdem habe ich fast zwei Jahre lang einmal wöchentlich an einem Tai Chi-Kurs teilgenommen“, erzählt der Patient.

Weitere Bausteine der multimodalen Parkinson-Komplextherapie sind Pantomime und seit kurzem auch die Kunsttherapie. Bei der Pantomime liegt der Fokus auf Gestik und Mimik. „Unser Ziel ist es, die Fähigkeit des mimischen und gestischen Ausdrucks zu trainieren und damit die Möglichkeiten des sozialen Handelns zu erweitern und zu festigen“, sagt Parkinson-Experte Dr. Prass. Bei der Kunsttherapie geht es unter anderem darum, durch kreative Schaffensprozesse die Wahrnehmung und die Sinne zu schulen.

Helios Klinikum Bad Saarow

Chefarzt Klinik für Neurologie und Schmerztherapie

Bei Parkinson haben wir ein sehr komplexes Krankheitsbild, das viele Einschränkungen im Lebensalltag mit sich bringen kann. Neben einer detaillierten Diagnostik erfordert die Erkrankung einen individuellen Therapieplan. Parkinson ist derzeit noch nicht heilbar, aber über viele Jahre hinweg sehr gut behandelbar.

Mit Parkinson leben heißt auch: Selbst aktiv werden

Wichtig ist es für Parkinson-Patient:innen, ihre Erkenntnisse aus der Komplexbehandlung auch zu Hause weiter zu verfolgen. „Betroffene können in der Regel selbst vieles tun, um ihren Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass körperliche und auch geistige Aktivitäten sehr förderlich dafür sind“, erklärt Dr. Prass.   

Für Jürgen Bonnes war von Anfang an klar, dass er sich nicht tatenlos mit der Diagnose Parkinson abfinden würde: „Ich gehe jede Woche zur Ergo-, Physio- und Logopädie, bin viel mit Gartenarbeit beschäftigt, kümmere mich um meine Hühner, spiele mit meinen Enkelkindern und engagiere mich als Vorsitzender im Motzener Heimatverein. Das bekommt mir gut und sorgt für Ablenkung“.

Das Darmkrebsrisiko nimmt ab 50 zu und ist für Menschen über 70 Jahre am höchsten.
Bei einer Darmspiegelung werden gutartige Vorstufen entfernt – bevor Krebs entsteht.

Feste Tagesstruktur, mehr Wohlbefinden   

Jürgen Bonnes berichtet auch, welchen Stellenwert die Zeit eingenommen hat. So sei es für sein Wohlbefinden wichtig, den Tagesablauf genau zu strukturieren, den Tag nicht mit Terminen zu überladen und auf eine regelmäßige Tabletteneinnahme zu achten.

Höhen und Tiefen mit der Erkrankung gab es allemal. „Ich bin gezwungen, mich immer wieder auf neue Situationen einzustellen. Es fällt mir beispielsweise sehr schwer, mich länger als 90 Minuten zu konzentrieren. Und seitdem ich bemerkt habe, dass auch meine Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist, setze ich mich selten ans Steuer. Solche Schritte für sich selbst festzulegen, das ist nicht einfach“, sagt er.  

Trotz seiner Einschränkungen erfährt Jürgen Bonnes große Unterstützung und Verständnis durch seine Frau, seine Familie und Freunde. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt er. 

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