Rudolf Virchow (1861-1902), einer der bedeutendsten Gelehrten des 19. Jahrhunderts, der nicht nur ein hervorragender Pathologe, sondern auch Sozialmediziner, Gesundheitspolitiker, Ethnologe und Anthropologe war, schreibt in seiner Arbeit „Über den Unterricht in der pathologischen Anatomie“ (Klinisches Jahrbuch 2, 1890, S. 75-100):“Die Grundlage alles pathologisch-anatomischen Wissens bildet die Anschauung, und zwar, im Gegensatz zu der praktischen oder klinischen Medizin, die Anschauung nicht bloss der äusseren, sondern vorzugsweise der inneren Verhältnisse der Organe. Daraus ergiebt sich die Forderung, dass dem Lernenden in möglich grösster Ausdehnung die Gelegenheit zum Sehen und auch die Anleitung zum Sehen gewährt werden muss.“

Veränderungen von Zellen, Geweben und Organen, insbesondere auch Fehlbildungen, haben seit jeher das menschliche Interesse geweckt. In der pathologisch-anatomischen Sammlung unseres Institutes werden wertvolle Dauerpräparate, die in langjähriger Sammlungs- und Präparationstätigkeit zusammengetragen wurden, zur Ausbildung von Studierenden der Medizin, Zahnmedizin und Humanbiologie genutzt. Aber auch die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Beschäftigter anderer medizinischer Berufsgruppen wird unterstützt. Nicht unerwähnt bleiben soll das große Interesse des Laienpublikums, das die Exponate unserer Sammlung beispielsweise am Tag der offenen Tür unseres Klinikums oder anlässlich der “Langen Nacht der Museen“ mit großem Interesse in Augenschein nimmt.

In unseren Ausstellungsräumen können etwa 900 Dauerpräparate besichtigt werden. Es dominieren so genannte Flüssigkeitspräparate, die in Präparategläsern ausgestellt werden. Ferner liegen Spalteholtz-Präparate vor, bei denen anatomische Strukturen“durchsichtig“ gemacht wurden. Des Weiteren sind klassische Skelettpräparate, Gefriertrocknungspräparate sowie Korrosionspräparate in der Ausstellung zu finden.
Die Präparate sind nach Organsystemen angeordnet und zeigen charakteristische krankhafte Organveränderungen, einschließlich Tumorleiden. Viele der ausgestellten Präparate besitzen heute Seltenheitswert.
Neben den im Institut für Pathologie direkt angefertigten Präparaten umfasst die Sammlung zugleich den Nachlass von Günter Radestock (1925-1968), der im Deutschen Hygienemuseum Dresden und im Städtischen Krankenhaus Eisenhüttenstadt gewirkt hatte. Radestock gehört zu den Pionieren der medizinischen Präparationstechnik in Deutschland. Er hat dieses Fachgebiet mit zahlreichen Innovationen, zum Teil mit Patentschutz, bereichert. Seine historischen Präparate sind nach entsprechender Restaurierung ebenfalls in der Sammlung zu bewundern.
Jedes der Präparate ist zugleich mit einem anonymisierten menschlichen Schicksal verbunden. Die Betrachtung der Präparate ist nicht nur ein außerordentliches Bildungserlebnis, sondern vermittelt Respekt und Ehrfurcht vor dem Leben.
Wir laden Sie ein, die Sammlung nach entsprechender Vereinbarung mit dem Institut für Pathologie zu besuchen, wobei nach Rücksprache auch eine fachkundige Führung möglich ist.
Kontakt
Als Ansprechpartner steht Ihnen Frau Dagmar Januschkewitz, Ing. f. med. Präparationstechnik per Mail unter: Dagmar.Januschkewitz@helios-gesundheit.de