Smalltalk mit Anna

Smalltalk mit Anna

Was sie uns über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erzählt hat und warum für sie Hammer und Meißel im OP nicht fehlen dürfen, erfährst du hier.

Anna (37 Jahre, zweites Ausbildungsjahr)

Warum hast du dich für die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger entschieden?
Ich bin gelernte Arzthelferin und bin auch seit 2016 hier im Unternehmen tätig. Ich habe damals im OP gearbeitet und denselben Aufgabenbereich gehabt wie ein Krankenpfleger. Da ich aber als Arzthelferin anders eingestuft worden bin, habe ich mich dazu entschieden, die Ausbildung hier noch dran zu hängen. Die Arbeit selbst hat mir schließlich immer viel Spaß gemacht. Nur ohne die Ausbildung war ich auf dem Papier einfach nie gleichwertig gegenüber meinen Kollegen, obwohl ich dieselbe Leistung erbracht habe. 

Hast du vor, nach der Ausbildung an deinen ursprünglichen Arbeitsplatz zurückzukehren?
Also ich muss schon sagen, je mehr die Ausbildung voranschreitet, desto unsicherer werde ich. Man darf hier in sehr viele unterschiedliche Abteilungen hineinschnuppern, die man sonst ja nicht sieht und die mich auch sehr interessieren. Ich lasse mir das erst mal noch offen, festlegen kann ich mich noch nicht. 

Was gefällt dir hier im Haus am besten?
Das Schöne am Eli hier ist das Familiäre. Dass man in der Regel die Kollegen einfach kennt und dementsprechend auch besser einschätzen kann. Das ganze Teamgefüge ist einfach gut. Während eines Einsatzes in einer größeren Klinik, musste ich mich fast täglich bei ein- und demselben Team neu vorstellen, weil die Abteilung einfach so groß war. Jeden Tag saß da ein anderer Kollege. Man kommt gefühlt nie an. 

Was macht dir am Job am meisten Spaß?
Der Umgang mit den Patienten ist mir sehr wichtig. Aber mich interessieren auch sehr verschiedene Dinge an diesem Beruf. Faszinierend finde ich zum Beispiel, wenn sich durch die Veränderung von kleinsten Parametern auf der Intensivstation eine unmittelbare Besserung des Patienten ergeben kann. Auch die Technik im OP z.B. in der Unfallchirurgie, die Bohrmaschinen, Sägen, Schrauben, Hammer und Meißel sind spannend. Alles was man auf dem Bau hat, hat man sozusagen auch im OP. Auch das Zusammenarbeiten im OP zwischen Arzt und Pflege ist ganz wichtig und auch eng. Der eine verlässt sich dabei blind auf den anderen. Und das ist eine ganz tolle Zusammenarbeit. 

Gibt es gewisse Dinge, die du als sehr herausfordernd oder gar anstrengend empfindest?
Man muss schon wissen, wie man mit gewissen Situationen umgehen kann. Ich bin damit gesegnet, dass ich den Beruf nicht mit nach Hause nehme. Ich habe zuhause drei Kinder, die meine Aufmerksamkeit brauchen. Der Fahrtweg nach Hause ist dann meine Abschaltzeit, in der ich mich sammeln und nochmal Dinge Revue passieren lassen kann. Aber zuhause sind dann die Kinder im Fokus. 

Drei Kinder und eine Ausbildung in der Pflege. Ist das nicht ein Balanceakt durch und durch?
Es geht. Man muss schon gut planen können. Auf den Dienstplan muss Verlass sein. Ich muss ja auch private Termine für mich und die Kinder teilweise Wochen im Voraus organisieren. Wenn dann unerwartet Krankheitsfälle auftreten und man einspringen muss, ist das schwierig. Grundsätzlich funktioniert das aber gut. 

Was rätst du einem Freund, der sich für den Pflegeberuf selbst zwar interessiert, aber Sorge vor der Mehrarbeit an Wochenenden und Feiertagen hat?
Es ist schon auch eine Typsache. Aber wegen der Wochenenddienste diesen Job nicht machen zu wollen, ist in meinen Augen ein schwaches Argument. Man arbeitet ja nicht alle Wochenenden und alle Feiertage. In der Regel arbeitet man zwei Wochenenden. Und im Laufe des Jahres gibt es dann immer Absprachen im Team und mit der Stationsleitung. Wenn einem ein privater Termin wichtig ist, kann man das offen ansprechen. Wenn der eine an Ostern arbeitet, bist du halt z.B. an Pfingsten dran. Die einen haben Kinder, die anderen sind Singles, da spielen ja verschiedene Bedürfnisse rein. Eine Absprache im Team ist da einfach ganz wichtig. 

Fühlst du dich von der Gesellschaft in deiner Arbeit genug gewürdigt für das was du tust?
Oft ja. Dann gibt es aber auch manchmal Situationen, wo man von Angehörigen eine gewisse Undankbarkeit spürt. Aber im Großen und Ganzen ja. Ich versuche auch immer, mir bewusst Zeit zu nehmen für den Patienten. Und nicht nur husch, husch ins nächste Zimmer.

Funktioniert das oder fehlt dann die Zeit an anderen Stellen?
Nicht immer. Oft muss man Patienten zu Untersuchungen wegfahren oder man hat viele Aufnahmen an einem Tag. Das ist zeitintensiv. Gleichzeitig ist da der Stressfaktor, wenn ich im Hinterkopf noch diverse Punkte habe, mich dann hinzusetzen, auf den Patienten einzulassen, ihm zuzuhören, das ist schwierig. Für das Nötige, für die Körperpflege ist die Zeit natürlich da. Aber dass man auch seelisch auf den Patienten eingeht, sich mit ihm über seine Ängste unterhält, ist meiner Meinung nach oft schwierig. Da fehlt schon schnell die Zeit. Aber der Patient will nicht nur das Körperliche, er will ganzheitlich gesehen werden.