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Fieber: Symptome, Ursachen und Behandlung

Von Fieber spricht man, wenn die Körpertemperatur über die Normalwerte hinaus erhöht ist – ein häufiges Symptom, dessen Ursachen sehr vielseitig sind. Doch ab wann hat man eigentlich Fieber und wie genau entsteht es?

sick man measuring temperature by thermometer

Was ist Fieber?

„Fieber, auch Pyrexie, bezeichnet den Anstieg der Körperkerntemperatur und ist individuell verschieden. In den meisten Fällen beginnt es ab circa 38,0 Grad Celsius", so Dr. Cathrin Kodde, Assistenzärztin der Klinik für Innere Medizin im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Normalerweise liegt die Körpertemperatur bei gesunden Menschen zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Ab Werten zwischen 37,5 bis 38 Grad handelt es sich um erhöhte Temperatur. „Fieber ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Es zeigt, dass sich die Immunabwehr des Körpers gegen einen Krankheitserreger wehrt", so die Assistenzärztin.

„Grundsätzlich ist Fieber daher sinnvoll, denn durch das innere Aufheizen wehrt sich der Körper und bildet Abwehrstoffe", ergänzt Priv.-Doz. Dr. Irit Nachtigall, Regionalleiterin Infektiologie und Antibiotic Stewardship sowie Fachgruppenleiterin Infektiologie bei Helios.

Körpertemperatur: Richtwerte im Überblick

  • Normal-Temperatur: 36,5 bis 37,4 Grad
  • erhöhte Temperatur: 37,5 bis 38,1 Grad
  • leichtes bis mäßiges Fieber: über 38,2 Grad
  • hohes Fieber: ab 39 Grad
  • extrem hohes Fieber: über 40 Grad

Helios Klinikum Emil von Behring

Regionalleiterin für Infektiologie und Antibiotic Stewardship (Helios Region Ost)

Grundsätzlich ist Fieber sinnvoll, denn durch das innere Aufheizen wehrt sich der Körper und bildet Abwehrstoffe.

Temperaturschwankungen im Tagesverlauf

Die normale Körpertemperatur ist tageszeit- und zyklusabhängig. Nachts gegen 2 Uhr ist sie oft am niedrigsten. Morgens liegt sie zwischen 36 bis 37 Grad und steigt im Laufe des Tages langsam an, bis sie am Nachmittag ihren Höchststand erreicht. Die Schwankungen können zwischen 0,5° C bis 1° C Grad liegen.

Um den Zeitpunkt des Eisprungs kommt es bei den Frauen zu einem natürlichen Anstieg der Basaltemperatur (Körpertemperatur nach dem Aufwachen) um 0,5 Grad Celsius.

Wie die Temperatur gemessen wird, ist wichtig für eine exakte Ermittlung der Körpertemperatur. Die genauste Methode ist Fiebermessen im After, also rektal. Das Messergebnis kommt dem Körperinneren am nächsten. Die beliebteste Methode unter der Achsel ist hingegen die ungenaueste Methode der Fiebermessung. Der Temperaturunterschied kann hier bis zu 2 Grad betragen. Misst man im Ohr oder unter der Zunge kommt man dem genauen Wert am nächsten. Hier ist der Unterschied maximal 0,5 Grad.

Wie entsteht Fieber?

Der Hypothalamus ist Teil des Gehirns und steuert die Temperatur des Körpers. Dort sitzt das Wärmeregulationszentrum, das über Kälte- und Wärmesensoren in der Haut und im Körper Informationen über die Umgebungs- und Organtemperatur erhält. Es nimmt die Ist-Körperkerntemperatur direkt wahr und ist für die Steuerung von Wärmeverlust und Wärmeproduktion zuständig.

Ist es im Körper zu warm, steuert der Organismus gegen und erweitert vor allem die Blutgefäße in der Haut – der Mensch beginnt zu schwitzen. Ist es hingegen im Körper zu kühl, verengen sich die Hautgefäße und es bildet sich Gänsehaut. Dadurch wird zum einen die Wärmeabgabe über die Haut gedrosselt,zum anderen durch Muskelzittern die Wärmeproduktion gesteigert und der Stoffwechsel angeregt. Vor allem die Peripherie (vom Körperstamm weg orientierte oder entfernte Strukturen) wird weniger durchblutet, weil dort die Wärmeabgabe größer ist. Das bedeutet, Hände sowie Füße werden schlechter durchblutet und sind deswegen kälter als der Rest des Körpers.

Bei Fieber laufen ähnliche Prozesse ab: „Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, versucht das Immunsystem diese zu bekämpfen. Dabei werden Botenstoffe, sogenannte Pyrogene, freigesetzt, die direkt zum Hypothalamus gelangen und dort das Signal geben, die Körpertemperatur zu erhöhen und gleichzeitig die Wärmeabgabe zu verringern“, sagt Dr. Cathrin Kodde. In Folge verengen sich die Hautgefäße, wodurch die Haut blass und kalt wird. Gleichzeitig kurbelt die erhöhte Wärmeproduktion den Stoffwechsel an und steigert die Muskelarbeit. Letzte kann Muskelzittern, also Schüttelfrost auslösen. Bei einer höheren Körpertemperatur laufen viele Vorgänge im Körper schneller ab, was die Abwehrzellen zusätzlich aktiviert, welche die Vermehrung von Erregern hemmen.

Wie stark sich die Körpertemperatur erhöht, hängt vom Erreger und dessen Menge sowie der individuellen Reaktion des Abwehrsystems ab. Bei Erkrankungen durch Erkältungsviren ist die Temperatur meist nur leicht erhöht. Grippeviren und Bakterien lösen hingegen oft höheres Fieber aus. Auch sind diese Fieberanstiege unterschiedlich zwischen den Geschlechtern – Männer reagieren bei viralen Erkrankungen mit höherem Fieber.

Wie verläuft Fieber?

Anhand des Fiebermusters lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf die Erkrankung ziehen, da bestimmte Krankheiten mit typischen Fieberverläufen einhergehen. In weiteren Untersuchungen lassen sich so erste Annahmen bestätigen.

Fiebermuster auf einen Blick:

  • Kontinuierliches Fieber: Die Temperatur liegt über mehrere Tage bei über 38 Grad mit Schwankungen größer als einen Grad. Es tritt unter anderem bei akuten Entzündungen des Magen-Darm-Trakts, Lungenentzündung oder Dengue-Fieber auf.
  • Remittierendes Fieber: Das Fieber ist den ganzen Tag vorhanden, jedoch morgens weniger hoch als abends. Tritt zum Beispiel bei Tuberkulose, Bronchitis und rheumatischem Fieber auf.
  • Intermittierendes Fieber: Morgens besteht meist kein Fieber, während es abends zu hohen Fieberspitzen mit Krankheitsgefühl kommt. Beispielsweise bei Protheseninfekten, Blutvergiftung und Endokarditis (Herzinnenwandentzündung).
  • Rekurrierendes Fieber: Zwischen einzelnen Fieberschüben liegen fieberfreie Tage. Tritt zum Beispiel bei Malaria oder Rückfallfieber, welches durch Borrelien (Bakterien) hervorgerufen wird, auf.
  • Undulierendes Fieber: Zeichnet sich durch einen wellenförmigen Fieberverlauf über einen längeren Zeitraum aus. Zum Beispiel bei Brucellose (bakteriell verursachte Infektionskrankheit) oder Lymphomen (bösartige Tumore).

„Fieber ist am ehesten als Symptom bei einer Grippe oder starken Erkältungen bekannt. Infektionen mit Krankheitserregern sind also der häufigste Grund für einen Anstieg der Körpertemperatur", so Dr. Irit Nachtigall. Neben infektiösen Ursachen können auch nicht-infektionsbedingte Erkrankungen Fieber auslösen, etwa Krebs, vor allem Krebs der Blutzellen oder rheumatische Erkrankungen. Aber auch als Reaktion auf bestimmte Medikamente oder deren Kombinationen kann Fieber entstehen, dass dann nach dem Absetzten wieder weggeht.

Was kann Fieber auslösen?

  • Erkältung
  • Grippe
  • Lungenentzündung
  • Covid-19
  • Streptokokken-Infektionen
  • Nierenbeckenentzündung
  • Eitrige Abszesse
  • Protheseninfektionen
  • Blutstrominfektionen
  • Lokale Entzündungen, die eine systemische Reaktion hervorrufen
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Allergien
  • Blinddarmentzündung oder andere Infektionen im Bauchraum
  • Thrombosen oder Thromboembolien
  • Schlaganfälle (vor allem im Bereich, wo Fieber entsteht, da es hierdurch zu einer Sollwertverstellung kommen kann)
  • Medikamente oder deren Kombinationen und vieles mehr

Fieber unbekannter Ursache (FUO)

„Hat ein Patient länger als drei Wochen eine Körpertemperatur über 38,2 Grad, ohne dass wir dafür eine Ursache finden, sprechen wir von Fieber unbekannter Ursache", so Dr. Irit Nachtigall.

Wird die Ursache des Fiebers doch noch gefunden, handelt es sich oft um eine bislang unentdeckte Infektion, Tumorerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, eine Autoimmunerkrankung oder auch HIV. Auch Medikamente, wie Antibiotika, Schmerzmittel oder harntreibende Medikamente, können FUO auslösen.

Symptome von Fieber

Diese können einzeln oder in Kombinationen auftreten und müssen nicht alle vorhanden sein:

  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • wenig bis gar kein Appetit
  • Schmerzen in Muskeln und Gelenken
  • trockene, heiße Haut
  • kalte Hände und Füße
  • glasige Augen
  • erhöhtes Durstgefühl
  • starkes Schwitzen
  • Frösteln oder Schüttelfrost
  • schnellere Atmung
  • eventuell Unruhe und Verwirrtheit (kommt besonders oft bei älteren Menschen vor, die noch nicht einmal so hohes Fieber haben müssen, aber trotzdem eine Entzündung mit systemischer Beteiligung haben können).

Diagnose und Untersuchungen bei Fieber

Falls es zu anhaltendem oder wiederkehrendem Fieber kommt, sollte eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache hinter dem Symptom zu finden. Zunächst erfolgt eine ausführliche Befragung (Anamnese) durch die Mediziner:innen. Durch diese lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen. Auch begleitende Symptome, wie etwa Hautausschlag oder Durchfall, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust, sollten betrachtet werden.

Auch die körperliche Untersuchung, wie das Abhören von Herz und Lunge, Blutdruck und Puls messen sowie das Abtasten von Bauch und den Hals-Lymphknoten, können weitere Hinweise auf den Fieberauslöser geben. Auf jeden Fall sollte der ganze Körper untersucht werden, um nichts zu übersehen. Auch das Abklopfen der Wirbelsäule und der Nieren sollte erfolgen.

Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob es im Körper aktuell eine Entzündung gibt. In einem solchen Fall sind die Entzündungsparameter, wie CRP, erhöht. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, welches bei einer akuten Entzündung im Körper vermehrt ins Blut abgegeben wird. Andere Parameter können helfen zu untersuchen, welches Organ betroffen ist.

Hat die Ärztin oder der Arzt einen dringenden Verdacht, zum Beispiel auf eine Lungenentzündung, dann kann sie/er auch weitere Untersuchungen, wie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes, veranlassen.

Nicht zuletzt lässt auch die Art des Fiebermusters Rückschlüsse auf eine mögliche Erkrankung zu.

Behandlung von Fieber

Wie Fieber behandelt wird, richtet sich nach der Ursache. So gibt es die rein symptomatische Behandlung, bei der oft fiebersenkende Mittel, die auch entzündungshemmend wirken, zum Einsatz kommen. Erwachsene sollten diese jedoch erst nehmen, wenn die Temperatur bei über 39 Grad liegt, da Fieber grundsätzlich sinnvoll ist und im Kampf gegen die Erreger hilft.

Bei anhaltendem Fieber sollte die hausärztliche Praxis aufgesucht werden, um die Ursache herauszufinden und zu behandeln. Bei bakteriellen Infektionen helfen oft Antibiotika – ihr Einsatz sollte jedoch nicht überstürzt erfolgen, sondern erst nach entsprechender Untersuchung.

Richtiges Verhalten bei Fieber

Folgende Maßnahmen können helfen, das Fieber zu senken.

Bettruhe: Bei Fieber ist es wichtig, dem Körper Erholung zu gönnen. Wer sich trotzdem anstrengt, kann dem Herzen schaden und verzögert zusätzlich den Genesungsprozess.

Ausreichend Trinken: Wer Fieber hat, sollte mehr Flüssigkeit als gewöhnlich zu sich nehmen. Einerseits aufgrund der vorhandenen Infektion, aber auch, weil der Körper durch das Schwitzen viel Flüssigkeit verliert. „Bei jedem Grad, das über 37 Grad Celsius steigt, sollte etwa ein halber Liter zusätzlich getrunken werden. Mindestens zwei Liter am Tag sind hier das Minimum", so Dr. Irit Nachtigall. Am besten eignen sich Wasser, ungesüßte Tees und verdünnte Fruchtsäfte.

Fiebersenkende Tees: Zum Flüssigkeitsausgleich, aber auch um die Temperatur zu senken, eignen sich Teesorten, die eine schweißtreibende Wirkung haben, etwa Lindenblüten- oder Holunderblütentees. Diese können den Körper durch das Schwitzen herunterkühlen.

Leichte Kost und Suppen: Leichte Speisen belasten die Verdauung weniger, was gerade bei Fieber optimal ist, da so weniger Energie für den Verdauungsprozess genutzt wird. Suppen sind ein zusätzlicher Flüssigkeitslieferant und können den Verlust von Mineralien durchs Schwitzen ausgleichen. Dazu sollten die Suppen am besten leicht gesalzen sein.

Wadenwickel: Mit Wadenwickeln kann man die Temperatur um circa ein Grad Celsius senken. Dazu werden saubere Tücher mit lauwarmen Wasser (16 bis 20 Grad) befeuchtet und um die Waden gewickelt. Die Gelenke werden dabei frei gelassen werden. Über die feuchten Tücher wird noch ein trockenes Tuch gewickelt. Die angefeuchteten Tücher am besten alle zehn Minuten erneuern. Wadenwickel sollten zweimal täglich für 30 Minuten angewendet werden. Zudem sollten sie nur zum Einsatz kommen, wenn die Hände und Füße warm sind und die betroffene Person nicht friert oder fröstelt.

Lüften: Frische Luft tut der Genesung gut. Dazu sollte am besten stoßgelüftet werden. Zugluft sollte vermieden werden.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

„Die Körpertemperatur normalisiert sich bei unkomplizierten Erkältungen in der Regel binnen einiger Tage wieder. Bei anhaltendem Temperaturen, Temperaturen über 39 Grad oder einem erneuten Fieberanstieg sollte man zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen", sagt Dr. Irit Nachtigall.

Ein Besuch in der hausärztlichen Praxis ist auch sinnvoll, wenn …

  • es zu Bewusstseins- oder Sinnestrübungen kommt
  • ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl vorliegt
  • es zu Fieberkrämpfen kommt (sehr selten und eher bei Kindern).
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