In erster Linie versuche ich stets, mir selbst treu zu bleiben.
Frauen in Führung

In erster Linie versuche ich stets, mir selbst treu zu bleiben.

Berlin

Jana Reese ist Chefärztin der Zentralen Notaufnahme des Helios Klinikums Uelzen. Gemeinsam mit ihrem interdisziplinären Team aus Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften stellt sie sich den wachsenden Herausforderungen im Bereich der Notfallversorgung. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen als „Frau in Führung" und wodurch sich ihr Führungsstil auszeichnet.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Im Allgemeinen sieht man zunehmend mehr Frauen in Führungspositionen. Ich glaube nicht, dass dieser Weg Männern leichter fällt als Frauen. Wichtig ist meines Erachtens, durch Fokussierung, Tatkraft und Willensstärke Projekte umzusetzen, um so die notwendige Akzeptanz im Kollegenkreis zu erhalten.
Jede Frau, die Karriere und Beruf versucht zu vereinen, kann sich glücklich schätzen eine starke Partnerin/einen starken Partner an ihrer Seite zu haben. Bei dem nach wie vor mangelnden Betreuungsangebot für Kinder ist dies eine Grundvoraussetzung. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich gefühlt in Schubladen gesteckt wurde, weil ich als berufstätige Mutter täglich arbeiten ging.
Als man mir vor einigen Jahren meine heutige Position angeboten hat, habe ich mir den Wechsel in die Führungsposition lange überlegt. Die Möglichkeit, etwas zu verändern, neue Strukturen aufzubauen, mich einbringen und mitgestalten zu können, haben letztendlich zu der Entscheidung geführt. Leicht war es nicht immer, und auch heute noch habe ich manches Mal das Gefühl, dass mir nicht jeder Kollege auf Augenhöhe gegenübersteht.

Wichtig ist meines Erachtens, durch Fokussierung, Tatkraft und Willensstärke Projekte umzusetzen, um so die notwendige Akzeptanz im Kollegenkreis zu erhalten.

Jana Reese, Chefärztin Zentrale Notaufnahme, Helios Klinikum Uelzen

Inwieweit unterschiedet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

In erster Linie versuche ich stets, mir selbst treu zu bleiben.
Authentisch und verbindlich mit den Kolleg:innen zu arbeiten, dabei aber gleichzeitig sozialkompetent und empathisch zu bleiben, ist mir ein großes Anliegen. Ich versuche, Leute ins Boot zu holen, ihnen Aufgaben zu übertragen, um ihnen eine Identifikation mit dem Team zu ermöglichen. Mitarbeitende, die mitgestalten und Prozesse definieren können, bringen sich meines Erachtens engagierter ein, als Mitarbeitende, die nur ausführen. Dabei ist es wichtig, sowohl die beruflichen als auch die privaten Umstände zu beachten. Ich versuche, jederzeit ein offenes Ohr für die Mitarbeit:innen zu haben; gleichzeitig ist es mir wichtig, mit Überzeugung und Durchsetzungskraft zu agieren, wenn es notwendig ist.

 

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Als Ruderin habe ich gelernt, nicht aufzugeben, immer dran zu bleiben. Man sollte sich Ziele setzen, die realistisch zu erreichen sind und die verschiedenen Charaktere von Menschen beobachten, um am Ende seinen eigenen Weg zu finden. Sein eigenes Ding machen, dabei die Rahmenbedingungen beachten, sich Vorbilder suchen und auch mal Hilfe annehmen. In Sachen Karriere gibt es kein universelles Rezept, aber man sollte versuchen, aus den zur Verfügung stehenden Zutaten das Beste zu machen.