Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?
Einen Wendepunkt gab es, als ich mit 32 Jahren schwanger wurde und kurz vorher eine Beförderung in Aussicht gestellt bekam. Ich habe es meiner damaligen Chefin zu verdanken, die mir beides – erstmalig Teamleitung und Baby – zugetraut hat. Bedingung für die Beförderung war, dass ich nach sechs Monaten in Vollzeit wieder gekommen bin. Ich durfte viel Homeoffice machen, was den Wiedereinstieg erleichtert hat. Dennoch war es für mich persönlich ein schwieriger Moment, weil ich mich ein Stück weit früh von meinem Baby lösen, und die Care-Arbeit zum größten Teil meinem Mann übertragen musste. Beruflich hat es sich gelohnt, ich wollte immer gerne ein Team führen. Ansonsten habe ich bisher, toi toi toi, keine Nachteile erfahren. Zumindest keine für mich Offensichtliche.
Inwieweit unterschiedet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?
Ich arbeite seit vielen Jahren mit meinem Chef zusammen und habe mir von ihm einiges Abgucken können, dazu gehört: in Stresssituationen nicht die Sachebene zu verlassen oder zu emotional zu reagieren, Freiheiten zu lassen und den Output zu beurteilen statt darauf zu achten, wie viele Stunden jemand „schrubbt“. Daher fällt es mir eher schwer hier zwischen weiblichem und männlichen Führungsstil zu unterscheiden. Was mir persönlich wichtig ist: Jeder Mitarbeitende hat ein Privatleben und hier gibt es Umstände und Wünsche, auf die eine Führungskraft eingehen muss, gerade, wenn er gute Leute in einem Arbeitnehmermarkt halten möchte. Das nicht auszuklammern, könnte ich mir vorstellen, machen eher weibliche Führungskräfte. Zudem ist es mir wichtig, gerade junge Frauen zu ermutigen sich etwas zu zutrauen – und auch mal die berufliche Komfortzone zu verlassen.