Ernährung bei Niereninsuffizienz

Welche Aufgaben haben meine Nieren eigentlich?

Die Nieren haben grob gesagt die Aufgabe unser Blut mittels Filtration und Urinbildung zu säubern. Sie regulieren dabei gleichzeitig unseren Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt, sowie den Blutdruck und greifen dabei auch in den Hormonhaushalt ein.

Wenn die Nieren streiken

Zuerst einmal wird zwischen akutem und chronischen Nierenversagen, auch Niereninsuffizienz genannt, unterschieden. Es gibt zahlreiche Ursachen für akute und chronische Nierenerkrankungen (schlecht eingestellter Diabetes, Vergiftung, Traumen, etc.).

Das chronische Nierenversagen wird in 5 Stadien eingeteilt. Das hilft dem behandelnden Personal ohne viele Worte den Zustand des Patienten einzuschätzen. Zum Beispiel weiß die Diätassistentin welche Ernährungsempfehlungen sie geben kann.

Spätestens ab einer Niereninsuffizienz Stadium 4 sollte die Ernährung angepasst werden. Zum einen weil die Nieren sonst immer weiter und schneller Schaden nehmen; zum anderen weil durch die unzureichende Filtration, die im Körper angesammelten Stoffe Symptome wie Übelkeit, Herzrhythmusstörungen, Ödeme und weitere verursachen.

Ab dem 5. Stadium der Niereninsuffizienz hat die Niere ihre Funktion bereits so stark eingestellt, dass der Patient eine Nierenersatztherapie benötig. Er bekommt mehrmals in der Woche eine Dialysebehandlung. Diese können ganz unterschiedlich gestaltet sein.

Es gibt die Hämodialyse und die Bauchfelldialyse

Bei der Hämodialyse wird der Patient in der Regel drei Mal in der Woche für ca. 4 Stunden an ein Gerät angeschlossen mit dessen Hilfe das Blut von einem Dialysator gefiltert wird. Die harnpflichtigen Stoffe gehen dabei in eine Flüssigkeit über, dem sogenannten Dialysat.

Bei der Bauchfelldialyse wird das Dialysat in die Bauchhöhle geleitet und verbleibt dort einige Stunden. Das Bauchfell übernimmt hierbei die Aufgabe des Dialysators. Anschließend wird es abgelassen und neues Dialysat wird eingeleitet.

In beiden Fällen muss die Ernährung angepasst werden.

So können sich, die verschieden Nährstoffe beim Nierenkranken auswirken

Folgende Nährstoffe sind beim Nierenkranken im Hinblick auf die Ernährung kritisch zu betrachten: Kalium, Natrium, Eiweiß, Phosphat, Kalzium und Vitamin D.

Zu viel Kalium im Blut kann unter anderem zu Herzrhythmusstörungen führen. Zu viel Natrium führt unter anderem zu arteriellem Bluthochdruck und Ödemen. Eiweiß hat immer Harnstoff als Stoffwechselendprodukt. Harnstoff der sich im Blut ansammelt verursacht viele Symptome wie Übelkeit und Juckreiz der Haut. Phosphat lagert sich mit Kalzium verbunden in den Gefäßwänden ab. Diese verlieren an Elastizität und dies führt zusammen mit hohem Blutdruck zu Komplikationen wie Calciphylaxie (Einblutungen in die Haut) und erhöhtem Schlaganfallrisiko. Bedingt durch zu viel Phosphat im Blut (Komplexbildung mit Kalzium) und zeitgleichem Mangel an Vitamin D kommt es zum vermehrten Kalziumabbau aus den Knochen. Das hat Osteoporose und somit eine höhere Anfälligkeit für Knochenbrüche zur Folge.

Bei der Niereninsuffizienz im 4. Stadium ist eine eiweißarme, kaliumarme, kalziumeiche phosphatarme Ernährung mit zusätzlicher Gabe von Vitamin D3 empfohlen.

Bei der Dialyse hingegen ist der Eiweißbedarf wiederum erhöht. Die anderen Empfehlungen bleiben bestehen.

Wie die jeweiligen Zufuhrempfehlungen sind hängt von Gewicht, Größe, Geschlecht und Blutwerten der Patienten ab. Bitte lassen sie sich von Ihrem behandelnden Arzt, einer Diätassistentin oder Dialyseschwester/-pfleger beraten.

Worin stecken all die kritischen Nährstoffe?

Zucchini sind ein kaliumarmes Gemüse

Was kann ich essen mit einer Chronischen Niereninsuffizienz Stadium4?

Eiweiß, Kalzium und Phosphat sind in Molkereiprodukten. Nun ist es schwierig den Kalziumbedarf, wenn wenig Eiweiß bei einer Niereninsuffizienz im 4. Stadium empfohlen wird. Eine gute Quelle können Kalziumreiche Mineralwasser sein. Der Gehalt steht auf dem jeweiligen Etikett.  Außerdem ist es ratsam Vitamin D als Nahrungsergänzung zu nehmen.

Kalium steckt in Obst und Gemüse, sowie Vollkornprodukten. Damit die Patienten nicht auf diese verzichten müssen, kann das jeweilige Obst klein geschnitten in reichlich Wasser über mehrere Stunden gelegt und anschließend abgegossen werden. Dadurch entweicht das Kalium. Leider gehen auch viele Vitamine mit dieser Methode verloren. Es ist also ratsam generell Sorten zu wählen die ohnehin eher weniger Kalium enthalten.  Zum Beispiel ist die Banane sehr reich an Kalium, der Apfel hingegen deutlich kaliumärmer. Kaliumreiche Gemüse sind z.B.  Brokkoli, Kartoffeln, Spinat, Rosenkohl, Grünkohl, Hülsenfrüchte und Blumenkohl. Diese Gemüsesorten in reichlich Wasser gekocht sind kaliumärmer als gedämpftes. Wichtig ist das Kochwasser wegzuschütten und nicht etwa für Soßen zu verwenden.

Kaliumarme Gemüse sind wasserreiche Sorten wie z.B. Eisbergsalat, Gurken und Zucchini.  Tomaten enthalten viel Wasser, jedoch sind daraus hergestellte Soßen und Ketchup oder ähnliches wesentlich reicher an Kalium.

Weitere Lebensmittel mit hohem Kaliumgehalt sind unter anderem Kakao, mageres rotes Fleisch, Gorgonzola, Kondensmilch und Trockenobst bzw. getrocknetes Gemüse. Eine genaue Auflistung finden Sie in entsprechender Literatur oder fragen Sie ihren Arzt, Diätassistentin oder anderes involviertes Personal.

Natürlich können Sie nicht auf alles verzichten. Jedoch können Sie bewusst auf Ihre Lebensmittelauswahl achten. Wenn Sie Spaghetti Bolognese essen möchten, dann verzichten Sie an diesem Tag möglichst auf weitere kaliumreiche Speisen, um nicht zu viel aufzunehmen.

Auch wenn Vollkornprodukte reich an Kalium sind, Sie sollten dennoch das Croissant nur gelegentlich essen und eher auf Mischbrot zurückgreifen. Dialysepatienten mit Diabetes sollten darauf achten, dass sie gut eingestellt sind.

Natrium nehmen wir größtenteils über Speisesalz auf. Mit Kräutern und Gewürzen können die Speisen schmackhaft gestaltet werden, um salz zu sparen Generell ist es ein erster guter Schritt den Salzstreuer vom Tisch zu verbannen.

Auch in Mineralwasser kann viel Natrium sein. Achten Sie auf die Angaben des Etikettes oder die Aufschrift „für Säuglingsnahrung“ geeignet.

Mit selbst gekochten Speisen können Sie am besten den Gehalt von Salz, Kalium und Phosphat bestimmen. Denn in den meisten Fertigprodukten stecken viel Salz und Zusatzstoffe die phosphathaltig sind.

Wenn diese Empfehlungen weitestgehend berücksichtigt werden, dann kann die Dialyse oftmals noch lange hinausgezögert werden.

Ein Dialysepatient braucht plötzlich mehr Eiweiß

Wenn nun die Dialyse unumgänglich wird, dann erhöht sich der Bedarf an Eiweiß drastisch.

Um diesen decken zu können eiweißreiche Lebensmittel mit einer hohen biologischen Wertigkeit empfohlen. Das sind unter anderem Hühnerei, Quark, Kuhmilch, Sojamehl, Rindfleisch, Kartoffel, Mais, Bohnen. In Kombination erreicht man eine Verbesserung der biologischen Wertigkeit z.B. bei Ei und Kartoffeln; Milch und Weizenmehl; Ei und Weizenmehl; Milch und Kartoffeln.

Eiweißreiche Lebensmittel enthalten jedoch viel Phosphat. Damit das viele Phosphat nicht aufgenommen wird verschreibt der Nephrologe sogenannte Phosphatbinder. Diese müssen mit der eiweißreichen Mahlzeit (z.B. ein Bauernfrühstück, Quarkkuchen oder Steak) eingenommen werden und binden das in den Speisen enthaltene Phosphat an sich und somit wird es ungenutzt ausgeschieden.

Auch der Energiebedarf bei Dialysepatienten ist höher. Daher ist es ratsam sich kalorienreich, jedoch mit einer gesunden Lebensmittelauswahl zu ernähren.  Die richtige Auswahl der Fette (z.B. Rapsöl zum Braten, Olivenöl an den Salat) ist dabei wichtig.

Falls die verzehrten Speisen nicht reichen, um den Bedarf gut zu decken ist es ratsam auf sogenannte Zusatznahrung zurückzugreifen. Da gibt es die unterschiedlichsten Produkte, wie Drinks, Suppen oder Süßspeisen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.

Weil bei Dialysepatienten die Ausscheidung von Urin sehr gering bis gar nicht mehr vorhanden ist, ist es ganz wichtig auf eine bedarfsdeckende, jedoch stark eingeschränkte Trinkmenge zu achten. Als Faustregel gilt die Menge der Ausscheidung + 500ml bzw. 800 ml an wärmeren Tagen. Im Krankheitsfall (Durchfall, Erbrechen oder starkes Schwitzen bei Fieber) sind die Mengen, die getrunken werden dürfen natürlich höher.

Empfohlen sind hier Wasser und ungesüßter Tee.

Fazit:

Bleiben sie nicht allein! Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ihrer Diätassistentin oder anderem Personal.

Essen kann Medizin sein!!!

Es ist immer ratsam zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Empfehlungen anzunehmen, um die Folgen des Nierenversagens zu mildern bzw. deren Risiko zu senken.