Stillen, Flasche, Beikost: Worauf Eltern achten sollten

Anlässlich der Weltstillwoche haben wir in der Helios Mariahilf Klinik Hamburg nachgefragt. Dort macht deutlich: Ernährung im ersten Lebensjahr ist so viel mehr als nur die Aufnahme von Nährstoffen – es ist Nähe, Schutz, Gesundheit und vieles mehr.

Warum empfehlenden Sie werdenden Müttern, ihr Neugeborenes zu stillen? Es gibt ganz viele Argumente, die fürs Stillen sprechen. Zunächst einmal hat es ganz praktische Gründe: Muttermilch ist immer verfügbar, sie hat immer die richtige Temperatur und ist hygienisch einwandfrei. Stillen spart Arbeit und Zeit, kostet nichts und ist umweltfreundlich. Zudem hat Muttermilch immer genau die richtige Zusammensetzung und Menge, die der Säugling für seine Entwicklung und das Wachstum braucht.

Muttermilch ist also das Beste für ein Neugeborenes? Ja, definitiv. Stillen fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind, beide lernen voneinander: Das Baby merkt, dass seine Signale ernst genommen werden, es fühlt Geborgenheit und Sicherheit, und die Mutter lernt, die Bedürfnisse ihres Kindes zu sehen und zu erfüllen. Stillen ist für Säuglinge genau das Richtige. Und hat auch gesundheitliche Vorteile: Über die Muttermilch erhalten die Kinder wichtige Abwehr- und Schutzstoffe, die seine eigenen Abwehrkräfte stärken und Muttermilch ist leicht verdaubar. Zudem hat das Stillen auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Mutter – so bildet sich durchs Stillen die Gebärmutter nach der Geburt schneller zurück und verringert dadurch den Blutverlust. Gleichzeitig kann Stillen für die Mutter das Risiko vermindern, an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken.

Doch manchmal ist stillen nicht möglich, Eltern müssen dann das Fläschchen geben. Schadet das dem Baby? Nein. Definitiv nicht. Wichtig ist nur, dass in den ersten Monaten Milch die einzige Nahrung ist, die Säuglinge zu sich nehmen. Gott sei Dank, ist die Industrie mittlerweile so weit, dass sie die Eigenschaften der Muttermilch gut auf ihre Säuglingsnahrung übertragen kann. Bei Schluckbeschwerden des Säuglings, einer zu geringen Milchbildung bei der Mutter oder anderen Stillschwierigkeiten ist die Flasche ein guter Ersatz, der das Baby ebenfalls prima gedeihen lässt. Auch hier spürt das Kind Geborgenheit und Aufmerksamkeit, wenn man sich zum Füttern aus dem Alltag rausnimmt und Nähe erzeugt.

Und wie lange sollte man stillen bzw. die Flasche geben? Dafür gibt es keine Faustregel. Gerade beim Stillen bestimmen Mutter und Kind gemeinsam, wann die Stillzeit zu Ende ist – wenn einer von beiden nicht mehr möchte. Das kann schon im ersten Lebensjahr der Fall sein. In der Regel stillen Mütter mindestens sechs Monate. Die WHO empfiehlt hingegen ein Weiterstillen bis mindestens zum zweiten Lebensjahr. Hier muss jede Familie ihren eigenen Weg finden und auf ihr Gefühl hören.

Zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat reicht Milch allein als Nährstofflieferant allerdings meist nicht mehr aus – dann entwickelt sich die Essfähigkeit der Kinder und man sollte zur Beikost übergehen.

Das bedeutet? Die Kinder bekommen jetzt nach und nach auch Brei, werden aber weiterhin noch gestillt oder bekommen das Fläschchen. Man beginnt mit wenigen Löffeln Brei und steigert sich so von einer Mahlzeit zur nächsten, bis eine vollständige Milchmahlzeit durch Brei ersetzt wird. Dann folgen weitere Mahlzeiten. In dieser Zeit verringert sich der Saugreflex und das Kind kann den Löffel greifen, Breinahrung mit der Zunge nach hinten schieben und schlucken. Nach Einführung der dritten Breimahlzeit braucht das Kind zusätzlich etwas zu trinken – am besten Wasser aus dem eigenen Becher oder einer Tasse.

Und wie geht es dann weiter? Im Alter von etwa sechs bis acht Monaten brechen meist die ersten Zähne durch, dann kann das Kind auch auf Brotrinde kauen und verträgt auch etwas gröbere Speisen. Mit acht, neun Monaten kann das Kind in der Regel schon alleine Fingerhäppchen mit Daumen und Zeigefinger aufnehmen, halten und essen. Ab dem zehnten Monat kann das Baby dann langsam an die Familienkost herangeführt werden, also dasselbe wie Mama und Papa essen. Dabei sollten Mahlzeiten weiterhin Momente des Miteinanders und des Austauschs sein. Familien sollten also versuchen, so oft wie möglich gemeinsam zu essen.

Das klingt ziemlich ausgeklügelt. Ja, das hat die Natur gut eingerichtet. Die kindlichen Entwicklungsschritte und das Essverhalten sind genau aufeinander abgestimmt. Erst wenn die kognitiven und motorischen Fähigkeiten ausgebildet sind, wird das Kind zu festerer Nahrung greifen und sich für die Teller seiner Eltern interessieren.

Und der beschriebene Ablauf der einzelnen Ernährungsphasen ist bei jedem Kind gleich? Wie bei allen anderen Dingen auch, muss man verstehen, dass jedes Kind anders ist. Und das ist auch gut so! Im ersten Lebensjahr lernen die Kleinen so viel, dass nicht immer alles nach dem Lehrbuch geschieht. Eltern sollten also Geduld haben, wenn nicht alles bei Ihrem Baby sofort auf Anhieb klappt. Sie sollten ihrem Kind für jeden Entwicklungsschritt die Zeit lassen, die es für sich braucht, und darauf achten, wann es hierzu von sich aus bereit ist.