Einnässen bei Kindern: Tipps zum Trockenwerden

Einnässen bei Kindern: Tipps zum Trockenwerden © Foto: Jörg Lantelme von Adobe Stock

Schon wieder ist es in der Nacht passiert – die Matratze ist nass. Dann stellt sich oftmals für Eltern die Frage: Ist es normal, dass mein Kind nachts noch nicht trocken ist? Die Antworten kennt die Kinderchirurgin Dr. med. Beate Schwarz, Leitende Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Neonatologie im Helios Klinikum Bad Saarow.

Problematisch wird es, wenn das Einnässen eine Belastung für die Familie und das Kind darstellt. Auch Kinder, die bereits zehn Jahre und älter sind, können nachts noch einnässen. Durch das Schamgefühl wird das soziale Leben oftmals stark eingeschränkt - beispielsweise werden Übernachtungen bei Freunden deshalb abgesagt.   

Laut Weltgesundheitsorganisation spricht man erst von „Einnässen“ (Enuresis), wenn die Kinder fünf Jahre alt und noch nicht trocken sind. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.

„Die häufigste Ursache für das Bettnässen ist auf eine verzögerte Reifung der Blasenkontrolle im Gehirn zurückzuführen. Meistens sind Kinder im Alter von fünf Jahren nachts trocken bzw. wachen auf, wenn die Blase drückt. Doch es kann auch vorkommen, dass die Kinder erst zu spät wach werden, wenn das Laken bereits nass ist“

erklärt die Oberärztin.  

Was sind die Ursachen?

Die Entwicklung der Blasen- und auch der Darmkontrolle ist ein sehr komplexer 

Reifungsprozess, an dem neben den Nerven, die die Blase versorgen, auch

zahlreiche Steuerungszentren im Gehirn beteiligt sind. Bei einem Teil der betroffenen Kinder hat sich der Rhythmus von Tag und Nacht in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) noch nicht voll ausgebildet. Daher wird in der Nacht zu wenig von dem Hormon gebildet, welches die Flüssigkeiten aus dem Harn bildenden Apparat in der Niere zurückresorbiert. Somit werden auch nachts große Urinmengen produziert. Tief und fest schlafende Kinder spüren den Harndrang nicht und die Blase entleert sich unbemerkt.   

Der Zeitraum des Trockenwerdens ist individuell verschieden. „Auch, wenn die Kinder tagsüber trocken sind, kann es sein, dass das nächtliche Einnässen noch andauert. Diese Kinder sind fast immer organisch gesund, aber die Reifung und Entwicklung der Blasenkontrolle ist noch nicht abgeschlossen. Hier hilft oftmals nur Geduld - die Kinder werden dann meistens von ganz alleine trocken“, fügt die Kinderchirurgin hinzu.

Die Veranlagung zum Bettnässen kann auch erblich bedingt sind. Außerdem können auch psychosoziale Einflüsse, wie die Trennung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisterkindes, Auslöser sein. Kinder, die eigentlich schon trocken waren, nässen dann wieder ein. Man spricht hier von einer sekundären Enuresis.

Wie erfolgt die Diagnostik?

Es wird zunächst untersucht, ob eine Fehlbildung im Urogenitaltrakt oder andere medizinische Ursachen vorliegen. Mit einer Untersuchung des Urins kann ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Infektion der Harnwege handelt. Durch eine Ultraschalluntersuchung von Blase und Niere können nicht nur Fehlbildungen festgestellt werden, sondern auch, wie viel Restharn sich noch nach dem Besuch auf der Toilette in der Blase befindet. Mit der Uroflowmetrie wird der Harnfluss während des Wasserlassens untersucht und gleichzeitig die Aktivität des muskulären Beckenbodens gemessen. Weitere Fragebögen zur Trink- und Urinmenge ergänzen oftmals die Diagnostik. Ergeben die Untersuchungen Hinweise auf eine organische Ursache, so können weitere diagnostische Schritte nötig sein. 

gluehbirne

Tipps für Eltern:

  • Auf größere Trinkmengen vor dem Schlafengehen verzichten.  
  • Vor der Nachtruhe sollte unbedingt die Toilette aufgesucht werden.
  • Koffeinhaltige Getränke, wie z.B. Cola, sind nicht nur anregend, sondern wirken auch harntreibend und begünstigen das Einnässen. Daher sollte bei Kindern darauf ganz verzichtet werden.
  • Die Matratze durch eine Gummimatte schützen und frische Bettwäsche griffbereit lagern.
  • Auf planmäßiges Aufwecken in der Nacht und nächtliches „Abhalten“, wobei das schlafende Kind zur Toilette getragen wird, lieber verzichten.
  • Nach Rücksprache mit dem Kinderarzt/Kinderchirurgen können z.B. elektronische Wecksysteme - wie eine Klingelhose oder Klingelmatte, die über einen Feuchtigkeitsfühler einen Alarm auslösen - beim Trockenwerden helfen.
  • Manchmal sind auch Medikamente hilfreich, um die Kinder beim Trockenwerden zu unterstützen.