Kleiner Stich, große Gefahr.

Was Eltern bei einer Wespenallergie wissen müssen

Was Eltern bei einer Wespenallergie wissen müssen

Die Temperaturen erklimmen langsam unsere Thermometer, die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf der Haut. Das frühlingshafte Summen und Brummen aktiv gewordener Wespen lässt sich bereits erahnen. Wer denkt dabei schon an Gefahr?

Doch der unerwartete Stich der flinken Insekten kann lebensbedrohlich werden. Leidet dein Kind an einer Wespen- oder Bienengiftallergie, ist schnelles Handeln erforderlich.
Wie du eine allergische Reaktion erkennst, was du im Akutfall tun solltest und ob du dein Kind zuverlässig schützen kannst, erfährst du in unserem Eltern-FAQ.

Mein Kind wurde von einer Wespe gestochen. Muss ich mir nun ernste Sorgen machen?

Nein. Erstmal gilt es, Ruhe zu bewahren. Der Stich des flinken Insekts ist nämlich nicht per se bedrohlich. Gefährlich wird es nur, wenn dieser „tiersiche Überfall“ eine stark allergische Reaktion bei deinem Kind auslöst. Natürlich tut ein Stich weh und kann zu Hautirritationen, Juckreiz und der einen oder anderen Träne führen. Deswegen ist es im ersten Moment oft gar nicht so leicht, die Ernsthaftigkeit der Situation klar einzuschätzen. Aus diesem Grund haben wir dir eine kleine Symptom-Checkliste zur Orientierung zusammengestellt.

Wenn du diese Reaktionen bei deinem Sprössling wahrnimmst, kannst du deine innere Alarmglocke guten Gewissens auf „lautlos“ stellen. Die folgenden Zeichen fungieren nämlich als natürliches Schutzschild des Körpers:

  • Juckreiz
  • Austretende Flüssigkeit an der Einstichstelle und/ oder
  • Lokale Rötungen/ Schwellungen unter 10 cm Durchmesser

(*Symptome können einzeln/ unabhängig voneinander auftreten)

  • Betroffene Stelle mit kalten Tüchern kühlen
  • Linderung mit Zwiebelsaft verschaffen
  • Anliegenden Schmuck entfernen (es kann zu Schwellungen kommen)
  • Bei lokalen Rötungen über 10 cm Durchmesser solltest du einen Kinderarzt aufsuchen

Doch das gestreifte Tierchen wird in einigen Situationen auch zum tückischen Spielverderber. Nämlich dann, wenn dein Kind an einer Wespenallergie leidet. Schon wenige Minuten nach dem Stich sind starke (anaphylaktische) Reaktionen möglich, die bei ausbleibender oder verspäteter Behandlung lebensbedrohlich werden können. Wirf dazu einen Blick in unsere Checkliste:

Was du beobachtest:

  • Schwindel
  • Starke Schwellungen/ Rötungen am gesamten Körper
  • Schluck- und Sprechbeschwerden
  • Atemnot
  • Herzrasen
  • Magen-/ Darmbeschwerden und/ oder
  • Verlust des Bewusstseins

(*Symptome können einzeln/ unabhängig voneinander auftreten)

Was du jetzt tun solltest:

  • Kontaktiere schnellstmöglich den Rettungsdienst oder Suche ein nahgelegenes Krankenhaus auf
  • Kühle die Einstichstelle bis zum Eintreffen der Sanitäter
  • Bei einem Stich im Mund kann Eis gelutscht werden
  • Nutze das Allergie-Notfallkit, falls Allergie schon im Vorfeld bekannt ist

Bestandteile eines Notfallsets:

  • Adrenalin-Autoinjektor
  • H1-Antihistaminikum (flüssig oder als Tablette)
  • Ein Atemspray bei Luftnot (Salbutamol)
  • Glukokortikoid (flüssig oder als Tablette)
  • schriftliche Anleitung zur Anwendung

Ein Notfall-Set stellt der Kinderarzt zusammen, wenn es bei deinem Sprössling nach einem Allergenkontakt, wie z.B. einem Insektenstich, zu einer allergischen Allgemeinreaktion kam.
Zusätzlich erhält der kleine Patient eine Anaphylaxie-Schulung, um sich im Notfall die Medikamente selbst verabreichen zu können.

Mein Kind erlitt eine schwere allergische Reaktion. Müssen wir nun für immer auf der Hut vor Wespen sein?

Wurde die Wespenallergie deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt mittels eines Bluttests bestätigt, hast du verschiedene Möglichkeiten, dem Schreckensszenario einer erneuten anaphylaktischen Reaktion vorzubeugen.
Als besonders effektiv gilt hier die Methode der Rush-Hyposensibilisierung. Der Vorteil liegt, wie das Wort bereits vermuten lässt, in der schnellen Wirkung des Verfahrens.
In den wärmeren Monaten ist die Gefahr eines Wespenstiches allgegenwärtig. Ob beim Grillen, Spazieren oder Outdoor-Sport: das kleine Insekt wartet nicht auf deine Einladung. Es kommt besonders gern als ungebetener Gast und mit ihm die Gefahr.

Deswegen empfehlen wir eine Rush-Hyposensibilisierung. So kann das Kind eine sichere Toleranz aufbauen, bevor der nächste Stich und dessen bedrohliche Auswirkungen befürchtet werden müssen“

, rät die leitende Ärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Annette Günther.

Wie läuft eine Rush-Hyposensibilisierung ab? Muss mein Kind dafür ins Krankenhaus?

Diese beschleunigte Form der Hyposensibilisierung setzt einen Aufenthalt im Klinikum voraus.
Natürlich ist dies in vielen Fällen mit einem scheinbar höheren Aufwand für dich und deine Familie verbunden. Aber bedenke: je schneller eine Toleranz gegen die stichelnden Plagegeister aufgebaut wird, desto unbeschwerter könnt ihr euch im Sommer bewegen. Auch das Notfallkit, welches bei einer bestehenden Allergie immer von deinem Kind mitgeführt werden muss, ist dann passé. Eine echte Entlastung für euren Alltag also.

Deinem Kind wird dafür über einen Zeitraum von mehreren Tagen eine kontinuierlich ansteigende Dosis an Wespengift verabreicht.

„Unseren kleinen Patientinnen und Patienten wird das gereinigte Insektengift stationär in zunächst stark verdünnter Form unter die Haut injiziert. Die Menge des Wespengiftes wird mit jeder Gabe gesteigert, bis eine sogenannten Erhaltungsdosis erreicht wird, die der Giftmenge eines Wespenstiches entspricht“, erklärt Dr. Annette Günther.

Um das Schutzschild langfristig zu sichern, wird die Therapie über einen Zeitraum von 3 Jahren fortgeführt. Aber keine Sorge: das bedeutet keinen Klinik-Marathon für euch. Dein Kind erhält lediglich 1 Mal pro Monat eine Erhaltungsdosis von eurem Kinderarzt.

Und wie erfolgsversprechend ist dieses Verfahren für mein Kind?

Gute Nachrichten: Bei einer Wespengiftallergie liegt die Erfolgsrate nach drei Jahren bei etwa 95% (Gesamtanzahl Kinder & Erwachsene). Die Rush-Hyposensibilisierung bietet vergleichbar positive Resultate bei einer Bienenallergie. Erfolgreich Behandelte zeigen keine oder nur noch geringe Reaktionen auf den Giftstoff und auch die Angst vor schwerwiegenden oder gar lebensbedrohlichen Symptomen gehört der Vergangenheit an. Den Schmerz beim Stich des kleinen Wespenstachels können wir mit dieser Methode aber nicht gänzlich wegzaubern. Also gilt weiterhin: Augen auf, wenn es summt.

Gewusst?

Die Blutuntersuchung allein reicht nicht aus, um eine Allergie zu bestätigen.
Bei einem Großteil der Bevölkerung ist im Blut eine Sensibilisierung gegenüber verschiedenen Allergenen nachweisbar, ohne dass eine tatsächliche Überempfindlichkeit vorliegt.
Entscheidend ist, wie im direkten Kontakt auf den Reiz reagiert wird (anaphylaktische Reaktion).

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