Herzinfarkt! – Warnsignale erkennen und richtig handeln

Herzinfarkt! – Warnsignale erkennen und richtig handeln

Bei einem Herzinfarkt ist schnelle Hilfe gefragt. Das gut ausgebaute Notfallversorgungsnetz bietet uns hier in Deutschland beste Voraussetzungen. Doch wann wähle ich die Notrufnummer und wann warte ich bis zur nächsten Sprechzeit meines Hausarztes? Die Herzexperten aus Leipzig geben euch hierzu Tipps.

Verschließt sich ein Blutgefäß des Herzmuskels (Herzkranzarterie), kann dieser seine Arbeit nicht mehr verrichten. Man spricht von einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Da dieser lebensbedrohlich sein kann, ist es wichtig, die die Herzinfarkt-Symptome so früh wie möglich zu erkennen.

Nicht immer muss es dem Patienten dabei dramatisch schlecht gehen, manchmal können die Beschwerden auch harmloser ausfallen. Durch eine genaue Befragung und Abklärung der Symptome können wir aber sehr schnell einschätzen, wie gefährdet der Patient ist.

Professor Dr. Holger Thiele, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig.

Bei folgenden Warnzeichen empfiehlt der Experte, sofort den Notarzt zu rufen:

  • starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die fünf Minuten oder länger anhalten und gegebenenfalls ausstrahlen in beide Arme, in Hals, Kiefer, Schulterblätter, Oberbauch oder Nacken
  • Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb
  • Blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe
  • Atemnot, Unruhe
  • eventuell Übelkeit, Erbrechen
  • Schwindel, Schwächegefühl, mitunter Bewusstlosigkeit

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen

Prof. Dr. Sandra Eifert, Oberärztin in der Universitätsklinik für Herzchirurgie, richtet einen wichtigen Hinweis speziell an das weibliche Geschlecht:

Die Symptome des Herzinfarktes sind bei Frauen häufig nicht so eindeutig, sodass ein Infarkt nicht immer sofort erkannt wird.

Prof. Dr. Sandra Eifert Oberärztin in der Universitätsklinik für Herzchirurgie

Während Männer bei einem Herzinfarkt meist die oben genannten typischen Beschwerden haben, kündigt sich ein Herzinfarkt bei einem Teil der Frauen mit Übelkeit und allgemeinem Unwohlsein an. Zwar ist das Herz der Frauen über viele Jahre gut durch das Hormon Östrogen geschützt, wodurch Frauen eine Herzkranz-Gefäßerkrankung im Schnitt zehn Jahre später als Männer entwickeln. Doch erleiden sie dennoch einen Herzinfarkt, vor allem bevor sie das Alter von 60 Jahren erreichen, weisen sie teilweise trotz Behandlung ein höheres Sterberisiko als Männer auf. „Durch Differenzierung genderspezifischer Aspekte in Diagnostik und Therapie können wir heute die speziellen Bedürfnisse unserer Patienten und Patientinnen gezielt ausrichten“, erklärt die Ärztin. Hierfür wurde im Herzzentrum Leipzig eigens eine Frauenherzsprechstunde etabliert.

Anzeichen ernst nehmen und erste Hilfe leisten

In einem unterscheiden sich die Geschlechter allerdings nicht: Herzinfarkte sind lebensbedrohlich! Hier sind die wichtigsten Punkte für die erste Hilfe bei einem Herzinfarkt noch einmal zusammengestellt.

  • Rufe schon bei dem kleinsten Verdacht auf einen Herzinfarkt den Notarzt (Telefon: 112)!
  • Lagere den Patienten mit erhöhtem Oberkörper, indem du ihn zum Beispiel an eine Wand anlehnst.
  • Öffne enge Kleidung, zum Beispiel Kragen und Krawatte.
  • Beruhige den Patienten und bitte ihn, ruhig und tief zu atmen.
  • Lasse den Patienten nicht allein!

Wenn der Patient bewusstlos wird, keine Atmung und kein Puls erkennbar ist, liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor. Dann musst du rasch handeln und mit der Wiederbelebung beginnen. Dies ist in allererster Linie die Herz-Druck-Massage. Geübte können auch abwechselnd Herz-Druck-Massage und Mund-zu-Mund-Beatmung (im Wechsel 30-mal drücken und 2-mal beatmen) durchführen. Setze die Wiederbelebungsmaßnahmen so lange fort, bis der Rettungsdienst eintrifft oder der Patient wieder selbstständig atmet.

notfall

Du hast Brustschmerzen und möchtest diese abklären lassen?

Hierfür kannst du jederzeit eine sogenannte Brustschmerzambulanz aufsuchen. Diese sind rund um die Uhr geöffnet. Von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie begutachtet, tragen sie das Gütesiegel „Chest Pain Unit – DGK-zertifiziert“ und garantieren allen Patienten mit unklaren akuten Schmerzen im Brustkorb (und davon ausstrahlend) eine sofortige Betreuung. Alle erforderlichen technischen Voraussetzungen werden hier bereitgehalten, zum Beispiel Echokardiographie, Herzkatheter, CT oder MRT. Eine notwendige Behandlung kann so unverzüglich eingeleitet werden.

Die Chest Pain Units der Helios Region Ost erreicht ihr unter diesen Telefonnummern:  
Helios Klinikum Aue (03771) 58-1473
Helios Klinikum Bad Saarow  (033631) 7-1111
Helios Klinikum Berlin-Buch (030) 94 01-52952
Herzzentrum Leipzig (0341) 865 252222

Die erwähnte Frauenherzsprechstunde ist unter der Telefonnummer (0341) 865 1021 montags bis freitags von 08:00–16:00 Uhr zu erreichen.