Zum Teufel mit der Angst!

Zum Teufel mit der Angst!

Angst - allein schon der Gedanke daran treibt manch einem Zeitgenossen kalte Schauer über den Rücken. Zumal damit überwiegend negative Assoziationen verbunden sind. Dem Gemütszustand wird man so aber nicht ganz gerecht. Ängste begleiten die Menschheit bereits seit Jahrtausenden.

Durchaus auch zu ihrem Vorteil. Denn durch das Ausschütten von Stresshormonen ist der Körper in der Lage, bei erhöhter Belastung konzentrierter zu arbeiten. Man handelt instinktiver und ist befähigt, Gefahrensituation besser zu bewältigen. 

Dort, wo weder Krieg noch Gewalt herrschen, muss der Mensch nicht mehr täglich um sein Dasein fürchten. Viele Ängste, die ihn einst beim Leben in freier Natur zu erhöhter Achtsamkeit animierten, sind längst überflüssig geworden. Gänzlich verschwunden sind sie allerdings nicht. Sie haben lediglich Platz gemacht für neues Grausen. Heute belasten körperliche oder seelische Gewalt, sexueller Missbrauch, manchmal aber auch langanhaltender Stress die menschliche Seele. Betroffenen kreisen dann hunderte Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, sie grübeln, wägen ab, suchen nach Lösungen der anstehenden Probleme. Ein Strudel, der sie nicht zur Ruhe kommen lässt.

Liebevolle Warnsignale

Nicht immer müssen die Ursachen solcher Ängste gravierenden Ausmaßes sein. Mitunter reicht schon eine Kleinigkeit, um nervös oder panisch zu werden. Auch ein Blick aus schwindelerregender Höhe gen Boden, Arachnophobie, die Angst vor Spinnen, oder der Gedanke einen bevorstehenden Flug können Ängste auslösen. Doch ganz gleich welche Schrecken der oder die Betreffende ausstehen muss, der Körper regiert in diesen Situationen mit einer fast immer gleichen Schutzreaktion. Was er dabei in die Waagschale wirft, sind bekannte Symptome. Aus seiner Sicht “liebevolle Warnsignale”. Um diese Warnung deutlich anzuzeigen, produziert er Panikattacken, die mit Atemnot, Herzrasen oder unregelmäßigen Herzschlägen, heftigem Schwitzen oder einem Engegefühl im Hals, das auch Erstickungsgefühle auslösen kann, einhergehen. Aber auch weiche Knie, Schwindelgefühle und Übelkeit können „Ängstliche“ in solchen Momenten überkommen.

Panikattacken sind körperlicher Stress

Experten wie Dr. Christian Gerhardt, Ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde und Funktionsoberarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz im Helios Park-Klinikum Leipzig, schätzen, dass etwa elf Prozent aller Deutschen innerhalb eines Jahres mindestens eine Panikattacke erleiden. Die benannten Symptome, sagt er, steigerten sich dabei innerhalb weniger Minuten.

Panikattacken sind Phasen einer intensiven körperlichen Stressreaktion, die innerhalb weniger Minuten ihr Maximum erreichen. Danach klingen sie im Normalfall selbständig wieder ab.

Dr. Christian Gerhardt, Ärztlicher Leiter der Spezialsprechstunde und Funktionsoberarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz im Helios Park-Klinikum Leipzig

Ein Problem sei jedoch, dass ähnliche Symptome auch bei körperlichen Krankheiten auftreten, etwa einem Herzinfarkt. Von daher glauben viele Betroffene erst einmal an eine körperliche statt eine psychische Ursache ihrer Beschwerden. Der Weg zum Hausarzt oder in die Notfallambulanz erscheint dann natürlich logischer als die Abklärung psychischer Anlässe.

Angst akzeptieren

Warum der Körper in Stresssituationen, worunter übrigens auch der leidliche Liebeskummer zählt, so reagiert, hat ursprünglich nur einen Grund. „Eine Angst- oder Panikattacke soll uns schützen. Sie soll den Menschen flucht- oder auch kampfbereit machen“, erläutert Dr. Gerhardt. Insofern dieses Phänomen eine Ausnahme bleibt und sich keine körperlichen Ursachen finden, müsse sich niemand ernstere Gedanken machen. Kritisch werde es erst, wenn diese Fälle des Öfteren auftreten oder der Jeweilige bereits Angst vor der nächsten Angstattacke hat und beginnt, sein Leben aufgrund der Beschwerden einzuschränken. Psychologen sprechen dann von einer Panikstörung.

Manchmal jedoch hilft es schon, sich den „dunklen Gedanken“ selbstbewusst entgegenzustellen.

Ein erster Schritt könnte sein, den Gedanken zuzulassen, dass Angst kein zu fürchtender Feind ist. Betroffene können lernen, dass ihr Angsterleben in den eigenen Händen liegt,

erläutert Dr. Gerhardt.

Insofern dieses Phänomen eine Ausnahme bleibt und sich keine körperlichen Ursachen finden, müsse sich niemand ernstere Gedanken machen. Kritisch werde es erst, wenn diese Fälle des Öfteren auftreten oder der Jeweilige bereits Angst vor der nächsten Angstattacke hat und beginnt, sein Leben aufgrund der Beschwerden einzuschränken. Psychologen sprechen dann von einer Panikstörung.

Manchmal jedoch hilft es schon, sich den „dunklen Gedanken“ selbstbewusst entgegenzustellen. „Ein erster Schritt könnte sein, den Gedanken zuzulassen, dass Angst kein zu fürchtender Feind ist. Betroffene können lernen, dass ihr Angsterleben in den eigenen Händen liegt“, erläutert Dr. Gerhardt. Oft helfen bereits allgemeine Verhaltensregeln, etwa das Pflegen eines sinnvollen Wechsels aus Aktivität und Entspannung, ausreichend Schlaf, regelmäßiges Sporttreiben oder die genaue Beachtung von Medikamenteneinnahmen, um der Situation zu entfliehen.

Mit professioneller Hilfe der Angst entgegentreten

Bei wem sich die Stressattacken zur dauerhaften Panikstörung ausweiteten, benötigt professionelle Hilfe. „Hier findet man im Regelfall schwer allein heraus. Nicht selten ziehen sich die Patienten aus dem gesellschaftlichen Leben immer weiter zurück, büßen einen großen Teil ihrer Lebensqualität ein. Sie scheuen den Weg in die Öffentlichkeit, auch weil sie befürchten, unkontrolliert einen neuen Panikanfall oder in der Attacke keine Hilfe zu bekommen“, berichtet Dr. Gerhardt von den Erlebnissen seiner Klienten.

Panikattacken sind ein Phänomen, das jeden treffen kann. Größten Respekt habe ich deshalb vor denen, die ihrer Angst ins Auge blicken und nach Wegen zur Bewältigung suchen. Derart mutige Menschen treffe ich im Verlaufe meiner Therapiegespräche oft. Das zeigt mir, dass man vor Angst keine Angst haben muss,

betont Christian Gerhardt.