Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie

Informationen zu Kreuzbanddefekte

Auf dieser Seite erhalten Sie Informationen zu ausgewählten Erkrankungen, Therapiemöglichkeiten und Nachbehandlungen.

Kreuzbanddefekte

Allgemeines

Die Kreuzbänder sind die wichtigsten Stabilisatoren des Kniegelenks. Nach einem vorderen Kreuzbandriß entsteht eine Instabilität des Gelenks, die in der Regel bei normalem Gehen noch nicht deutlich wird. Erst bei sportlicher Belastung, bei Müdigkeit bzw. nachlassender Konzentration und bei “Fehltritten” kommt es zu einem “Verrutschen” des Oberschenkelknochens gegenüber dem Schienbeinknochen. Das vordere Kreuzband verhält sich somit wie ein “Sicherheitsgurt”, den man erst im Moment des Unfalls benötigt, dessen Bedeutung einem dann um so deutlicher wird. Durch das “Abrutschen” der Oberschenks gegenüber dem Unterschenkel kann es zu weiteren Verletzungen, vor allem des Gelenkknorpels, der Menisken und der Gelenkkapsel, kommen. Wann ein derartiges Ereignis auftritt, ist unvorhersehbar. Tritt es mit entsprechender Gewalt auf, kann dies das “Aus” für das Kniegelenk bedeuten. Auffassungen, wonach derartige Ereignisse durch ein gutes Muskeltraining vermieden werden können, sind falsch und entsprechen nicht der Erfahrung des Spezialisten. Es besteht daher heute die Auffassung, Kniegelenke mit vorderen Kreuzbandrissen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu stabilisieren. Wegen der Gefahr einer Arthrofibroseentwicklung (Gelenkeinsteifung) ist unter frühestmöglichem Zeitpunkt ein Abstand von etwa einigen Wochen zum Unfallzeitpunkt zu verstehen.

Wichtig ist es zwischen einer vorderen Kreuzbandverletzung, einer hinteren Kreuzbandverletzung oder Kombinationenschäden mit Einrissen weiterer Stabilisatoren zu unterscheiden. Dies bedarf einer ausführlichen Diagnostik. Leider werden oft noch hintere Kreuzbandverletzungen häufig übersehen und fälschlicherweise als “vordere”behandelt. Dies führt zu einer völligen Fehlfunktion des Kniegelenkes und zur Zerstörung des Knorpel nach ein paar Jahren.

 

Behandlungsprinzip

Bei einer vorderen Kreuzbandruptur kommt es darauf an, den verlorengegangenen “inneren Halt” des Gelenks wiederherzustellen. Hierzu muß das vordere Kreuzband so anatomisch wie möglich rekonstruiert werden. Dabei sollte das neue Kreuzband die Eigenschaften und die Funktion des natürlichen vorderen Kreuzbandes soweit wie möglich nachahmen. Als Ersatzmaterial haben sich vor allem folgendeTransplantate herauskristallisiert, die heute verwendet werden:

1. Die sogenannte Patellarsehne(Kniescheibensehne) mit Knochenblöcken aus Kniescheibe und Unterschenkelknochen.

2. Die Semitendinosussehne/Gracillessehne, die entweder in Zweifach-, Dreifach oder Vierfachtechnik verwendet wird.

3. Als Ausweichmöglichkeit stehen Anteile der Quadrizepssehne zur Verfügung.

Alle Kreuzbandplastiken werden in arthroskopischer Technik durchgeführt, wobei zum Gewinn der Kniescheibensehne in der Regel ein etwas größerer Schnitt benötigt wird als bei Verwendung der Semitendinosussehne. Welche Sehne im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zu denen das Alter des Patienten, Geschlecht des Patienten, sportliche Beanspruchung, Körpertypus, Körpergewicht, Körpergröße, Bindegewebseigenschaften und ähnliches zählen. Beide Verfahren erreichen nach ca. 1- 1,5 Jahren identisch gute Ergebnisse. Die Befestigung des Transplantates kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Auflösbare Schrauben (Polylactat) oder Stifte stehen ebenso zur Verfügung wie Fäden oder Miniplättchen. Welches Verfahren hier zum Einsatz kommen kann wird mit Ihnen vor der Operation besprochen, um die für Sie optimale Lösung zu finden.