Schritt für Schritt zurück ins Leben
Helios Kliniken Miltenberg-Erlenbach übernehmen Behandlungskosten für schwer verletzten Jungen aus Angola

Schritt für Schritt zurück ins Leben

Erlenbach

Von heute auf morgen verändert ein Sturz Kalupetecas (12) Leben. Ein gebrochener Oberschenkelknochen fesselt den Jungen aus Angola ab sofort ans Bett. Medizinische Versorgung? Fehlanzeige. Seine Zukunft? Ungewiss. Zusammen mit Friedensdorf International ermöglichen die Helios Kliniken Miltenberg-Erlenbach ihm die rettenden Operationen und übernehmen die Behandlungskosten.

Kinder toben, rennen und fallen auch häufiger einmal hin. Im Ernstfall führt der erste Weg für viele Eltern dann ins Krankenhaus. Aber was, wenn es kein Krankenhaus gibt, zu dem ich gehen kann? Was, wenn es an Verbandszeug und lebensrettenden Arzneien fehlt? Als Kalupeteca fällt, ahnt er von diesen Problemen noch nichts. Sein Oberschenkelknochen ist mehrfach gebrochen. Die verabreichten Antibiotika schlagen nicht an, die Wunde entzündet sich. Mehr als ein Jahr lang sieht Kalupeteca aus dem Bett heraus seinen Freunden beim Fußballspielen und Herumtollen zu.

Bereits seit mehreren Jahren kooperieren die Helios Kliniken Miltenberg-Erlenbach mit Friedensdorf International. Die Organisation fliegt viermal jährlich in Kriegs- und Krisengebiete und holt rund 400 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren für dringende medizinische Eingriffe nach Deutschland. Der südafrikanische Staat Angola, Kalupetecas Heimat, führt nach Afghanistan die Liste mit dem größten Bedarf an medizinischer Unterstützung an. Partner-Organisationen unterstützen vor Ort bei der Suche nach schwerkranken Kindern und treffen eine Vorauswahl. Aber nicht für alle gibt es Heilung: "Viele Eltern möchten ihre geistig behinderten Kinder nach Deutschland schicken, in der Hoffnung, dass wir sie hier heilen können", erklärt Nathalie Witté, Koordinatorin bei Friedensdorf International. Mit Unterstützung einer Ärztin wird entschieden, wem geholfen werden kann und wer die Reise nach Deutschland antreten darf. Zusammen mit 57 anderen erkrankten und schwer verletzten Kindern wird der Zwölfjährige schließlich nach Deutschland eingeflogen. Mit dem Rettungswagen wird Kalupeteca direkt nach seiner Ankunft am 10. Mai in die Helios Klinik Erlenbach gefahren.

"Eine gute, flächendeckende medizinische Versorgung wie wir sie haben, ist ein Luxus, den es nicht überall auf der Welt gibt."

Sven Axt, Klinikgeschäftsführer der Helios Kliniken Miltenberg-Erlenbach

Trotz Vorberichten war der Zustand des Jungen für die deutschen Ärzte ein Schock. Die Diagnose schien deutlich ernster als zunächst angenommen. Der Bruch hatte sich entzündet, Gewebe war bereits abgestorben. "Medizinisch betrachtet war das der absolute Super-GAU", erinnert sich Dr. Ralf Imig, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie. In mehreren Operationen stellte das unfallchirurgische Ärzteteam sein Bein wieder her. Mittlerweile kann Kalupeteca dank Gehhilfen wieder Laufen und sich frei bewegen. Bis zur vollständigen Genesung wird es allerdings noch einige Monate dauern. "Mit viel Glück braucht er keine weiteren Operationen", hoff der Arzt.

Gut versorgt: Kalupeteca zusammen mit Nathalie Witté (l.), Ermelinda Ebert, Dr. Ralf Imig und dem Stationsteam.

Insgesamt drei Monate wohnte der Junge aus Angola im Erlenbacher Krankenhaus. In dieser Zeit kümmerten sich ehrenamtliche Helfer wie Ermelinda Ebert aus Klingenberg um ihn. Die gebürtige Portugiesin unterstützt Friedensdorf International seit über 22 Jahren ehrenamtlich und ist mit ganzem Herzen dabei. Sie ist nicht nur Kalupetecas Sprachrohr und Dolmetscherin - er selbst spricht ausschließlich einen portugiesischen Dialekt - sie kümmert sich auch rührend und mit viel Erfahrung darum, dass er genug isst und trinkt. "Ohne sie wären wir aufgeschmissen", bringt es Dr. Imig auf den Punkt. Aber auch zahlreiche Pflegekräfte umsorgten den Jungen: Spielzeug, Malsachen, aber auch Bilderrahmen mit gemeinsamen Fotos zieren das Zimmer. Sogar ein Zirkusbesuch war dabei. "Er fühlt sich in der Klinik sehr wohl und hat überhaupt kein Heimweh", übersetzt Ermelinda Kalupetecas Worte.

Am vergangenen Freitag, den 9. August, hieß es Abschiednehmen. Für Kalupeteca geht es ins Friedensdorf zu den anderen Kindern. Hier wird er auf seine Heimreise im November vorbereitet. Ein paar deutsche Worte hat Kalupeteca in seiner Zeit in Deutschland schon gelernt. Zum Abschied heißt es deshalb mit einem strahlenden Lächeln "Danke!" an Chefarzt Dr. Imig, der stellvertretend für das ganze unfallchirurgische Team steht. "Wir alle sind sehr dankbar. Die Zahl der Kinder steigt, gleichzeitig nimmt die Bereitschaft vieler Klinikgeschäftsführer ab, die Kinder kostenfrei zu behandeln", erklärt Nathalie Witté. Nach über zwei Jahren ist Kalupeteca der erste Junge des Friedensdorfs, der in den Helios Kliniken Miltenberg-Erlenbach operiert wird. "Eine gute, flächendeckende medizinische Versorgung wie wir sie haben, ist ein Luxus, den es nicht überall auf der Welt gibt", so Klinikgeschäftsführer Sven Axt, "Wir können hier helfen und eine kleine Welt retten, also tun wir es."

Friedensdorf International
  • Friedensdorf International e.V. ist eine Hilfseinrichtung in Oberhausen und Dinslaken, die kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland holt. Nach Abschluss der Behandlung kehren die Kinder zu ihren Familien zurück.
  • Die Hilfsorganisation wurde 1967 als Bürgerinitiative gegründet.
  • Das Spendenkonto der Organisation lautet:
    Stadtsparkasse Oberhausen,
    KTN: 102400
    BLZ: 365 500 00
    IBAN: DE59 3655 0000 0000 1024 00
    BIC: WELADED1OBH
  • Website: www.friedensdorf.de 
  • Infoflyer: Friedensdorf International