Mit Achtsamkeit und gegenseitiger Rücksicht ans Ziel – © Foto: kichigin19 von adobe.stock.com
Stefan Ehrlich, Experte für Arbeitssicherheit der Helios Arbeitsmedizin Berlin Brandenburg, weiß wie es geht.

Mit Achtsamkeit und gegenseitiger Rücksicht ans Ziel –

Bonn

Schnell noch den Bus bekommen oder aufs Rad springen, damit man den Termin noch rechtzeitig schafft. Das kommt Ihnen bekannt vor? Weshalb Sie im Winter im Straßenverkehr einen Gang runter schalten sollten, erklärt Ihnen unser Experte.

Frühe Dunkelheit, Nässe und Kälte, eingeschränkte Sicht – unter diesen Umständen bedarf die Teilnahme am Straßenverkehr besonderer Vorsicht.

Laut ADAC lag die Zahl der Verkehrstoten 2022 in Deutschland bei rund 2770 und ist damit im vergangen Jahr um 8,1 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr, gestiegen. (Verkehrstote 2022: Mehr tödliche Verkehrsunfälle in Deutschland | ADAC)

Diese Zahlen sollten wachrütteln und zum Anlass genutzt werden, um sein eigenes Verhalten im Straßenverkehr zu überprüfen.

Was es als Verkehrsteilnehmer:in in dieser Jahreszeit zu beachten gibt, verrät Ihnen Stefan Ehrlich, Experte für Arbeitssicherheit der Helios Arbeitsmedizin Berlin Brandenburg.

Worauf sollten Verkehrsteilnehmer:innen im Straßenverkehr im Winter achten?

Es gibt einige Regeln, an die sich alle Beteiligten halten sollten, nämlich:

  • Achten Sie stets auf die Verkehrstauglichkeit und Fahrtauglichkeit Ihres Verkehrsmittels.
  • Beobachten Sie die Wetterverhältnisse und achten auf Wetterwarnungen (z.B. Glatteiswarnungen) mit Hilfe von Wetter-Apps.
  • Passen Sie Ihr Zeitmanagement und Ihre Tagesplanung an die Wetterbedingungen an und machen sich rechtzeitig auf den Weg.
  • Nehmen Sie Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer:innen.
  • Seien Sie konzentriert und vorausschauend unterwegs.
  • Gewährleisten Sie eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr, seien Sie achtsam und aufmerksam.

Welche Schutzmaßnahmen empfehlen Sie Verkehrsteilehmer:innen konkret?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich zunächst die Frage stellen, welche Rolle man im Straßenverkehr einnimmt. Ist man Radfahrer, Autofahrer, Fußgänger oder fährt man E-Scooter? Je nachdem, wie Sie im Straßenverkehr unterwegs sind, fallen die Schutzmaßnahmen unterschiedlich aus.

Radfahrern empfehle ich stets das Tragen eines Helms sowie reflektierender Kleidung in dieser dunklen Jahreszeit. Die Nutzung des Smartphones sowie das Hören von Musik ist während der Fahrt untersagt, da dies die Achtsamkeit im Straßenverkehr massiv beeinträchtigt. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass Radwege korrekt genutzt werden und nicht in entgegen der Fahrtrichtung gefahren wird. Prüfen Sie, ob es angesichts der Wetterlage besser ist auf ein anderes Transportmittel umzusteigen.

Viele Leute erzählen mir: „Ich fahre doch nur Fahrrad“ – Nur? Gerade als Radfahrer, Fußgänger, Rollerfahrer oder auch E-Scooter-Fahrer ist man immer das schwächere Verkehrsmitglied, da man keine Knautschzone hat. Daher sollte man außerordentlich vorsichtig sein!

Fußgänger sollten helle, gut sichtbare und auffällige Kleidung tragen, da sie sonst in der Dunkelheit für andere Verkehrsteilnehmer:innen nicht zu erkennen sind. Tragen Sie bei Glatteis festes Schuhwerk und Spikes mit Metallspitzen im Fersenbereich und passen Ihren Gang an. Beachten Sie den Straßenverkehr und überqueren Sie die Fahrbahn erst dann, wenn alles frei ist.

„Sorgen Sie für mehr Ruhe und Geduld im Alltag und achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit.“

Als Autofahrer dürfen Sie ausschließlich die Freisprechanlage zum Telefonieren nutzen und sollten sich unbedingt anschnallen. Denken Sie an den Schulterblick sowie einen Rundumblick. Ziehen Sie Ihre schwere Winterjacke aus, bevor Sie sich ans Steuer setzen. Denn sonst haben Sie keinen sicheren Halt im Auto und sind in Ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Achten Sie auch auf angemessenes Schuhwerk, das eine Haftung an den Pedalen ermöglicht. Lassen Sie einen extra großen Sicherheitsabstand bei Glätte oder Nässe, da sich der Bremsweg verdoppeln oder sogar verdreifachen kann.

Was sehen Sie als Hauptgrund für Verkehrsunfälle?

Ganz klar: Das Hauptproblem ist die Ablenkung. Mal „schnell“ die WhatsApp checken auf dem Handy oder während der Fahrt etwas aus der Tasche holen. Ob hinterm Steuer, auf dem Rad, E-Scooter oder auch zu Fuß, hierdurch passieren immer noch die meisten Unfälle, die ganz einfach verhindert werden könnten. Durch diese Ablenkungen gefährden Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer:innen.

„Durch die Nutzung von Smartphones und anderen Ablenkungen im Straßenverkehr ist die aktive Teilnahme stark eingeschränkt, wodurch die meisten Unfälle entstehen.“

Eine Ablenkung kann bereits darin bestehen für einen Beifahrer ein Taschentuch aus dem Handschuhfach zu holen und dies an einen Beifahrer auf der Rückbank weiterzureichen. Ein Test des ADAC ergab, dass zwei Drittel der Fahrzeugfahrer hierdurch für 1,5 bis 2,6 Sekunden auf die Gegenfahrbahn gerieten und ihren Blick für ca. drei Sekunden von der Fahrbahn abwendeten, wodurch sie rund 35 Meter blind zurücklegten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, das verdeutlicht, wie gefährlich bereits harmlos scheinende Aktivitäten hinterm Steuer sind.

Welche Verkehrsteilnehmer:innen sind Ihrer Meinung nach besonders gefährdet?

Besonders achtsam sollten Sie im Straßenverkehr mit Kindern und älteren Personen umgehen, da diese eine längere Reaktionszeit haben.

Was würden Sie Verkehrsteilnehmer:innen mit auf den Weg geben?

Man hat nur ein Leben und das sollte man schützen. Es geht um gegenseitige Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Am Ende des Tages wollen wir alle gesund am Ziel ankommen.