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Piriformis Syndrom – der unbekannte Verursacher von Rückenschmerzen

Schmerzen im Gesäß, Ischias-Beschwerden – nicht immer muss ein Bandscheibenvorfall Ursache starker Rückenschmerzen. Unsere Expertin erklärt Ihnen, was das sogenannte Piriformis-Syndrom genau ist, und verrät, welche Übungen Sie zu Hause machen können.

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Was genau ist das Piriformis-Syndrom?

Obwohl auf MRT-Bildern Bandscheibenvorfälle häufig zu sehen sind, kann die Ursache der Beschwerden auch eine andere sein: Der Piriformis-Muskel. Dieser birnenförmige Muskel liegt verborgen unter dem großen Gesäßmuskel (Musculus Gluteus) und verbindet Kreuzbein und Oberschenkel. Normalerweise ist er wie alle Muskeln weich und dehnbar. Verspannt er jedoch und verkürzt sich, wird er dick und hart und übt so Druck auf den direkt darunterliegenden Ischiasnerv aus.

„Die Schmerzen beim Piriformis-Syndrom können durchaus einen Bandscheibenvorfall vortäuschen. Eine umfassende Anamnese und Untersuchung des Patienten ist hier für die exakte Diagnose besonders wichtig“, weiß Désirée Meinl, Ärztin in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin und Wirbelsäulenerkrankungen in der Helios Klinik Zerbst/Anhalt. „Wir arbeiten hierfür eng mit unseren Kolleg:innen in der Physiotherapie zusammen, um die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten zu erzielen.“

 

Frauen und Jogger häufiger betroffen

Die Verkürzung des Piriformis-Muskels wird durch eine einseitige Belastung verursacht, beispielsweise durch dauerhaftes Sitzen (Büroarbeit). Werden beim Sitzen die Beine übereinandergeschlagen, verstärkt sich der Effekt zusätzlich.

Aber auch falsche Bewegungsmuster, etwa die falsche Technik beim Joggen oder das falsche Schuhwerk, verhärten den Muskel. „Und die Brieftasche sollte man(n) auch nicht in der Gesäßtasche tragen“, rät Désirée Meinl schmunzelnd.

 

Piriformis-Syndrom – was nun?

Ist der Piriformis-Muskel als Verursacher der Schmerzen diagnostiziert, helfen manuelle Therapie und ergänzend Ultraschallbehandlungen, um den Muskel wieder zu entspannen. Physiotherapeut:innen behandeln dabei neben dem Piriformis-Muskel auch Gelenke und weitere Muskelgruppen wie den Musculus Gluteus.

Sind die Schmerzen stärker, können auch Schmerzmittel, muskellockernde Medikamente (Muskelrelaxantien) oder eine lokale Injektion in den Muskel kurzfristig Linderung schaffen. Einseitige Belastungen sollten jedoch künftig vermieden und falsche Bewegungsmuster korrigiert werden.

„Am wichtigsten ist es, den Muskelbereich regelmäßig zu entspannen, um einer Verkürzung und Verhärtung frühzeitig entgegenzuwirken. Hierfür gibt es einige einfache, aber effektive Übungen, die jeder zuhause durchführen kann“, empfiehlt die erfahrene Orthopädin.

Übungen für Zuhause

Anna aus dem Team der Physiotherapie stellt Ihnen einige Übungen vor, mit denen Sie den Piriformis-Muskel und benachbarte Muskelgruppen entspannt und elastisch halten können.

Übung 1 – entspannt den Piriformis-Muskel

Ausgangslage: Legen Sie sich in Seitenlage auf das Bett, der Kopf liegt auf dem Kissen, das obere Bein hängt entspannt über der Bettkannte, das untere Bein ist angewinkelt.

Nun drehen Sie das obere Bein nach außen und halten diese Position zehn bis 15 Sekunden. Lassen Sie dann das Bein wieder locker hängen. Drei bis fünf Wiederholungen.

 

Übung 2 – entspannt Gesäßmuskel und Piriformis-Muskel

Ziehen Sie in Rückenlage ein Bein angewinkelt in Richtung Bauchnabel. Umfassen Sie mit der Hand das Knie. Drücken Sie nun Hand und Knie leicht gegeneinander und halten Sie diese Position zehn bis 15 Sekunden. Atmen Sie dabei tief ein und wieder aus. Lassen Sie wieder locker und bewegen Sie das Knie noch ein Stück näher Richtung Bauchnabel. Drei bis fünf Wiederholungen.

Ziehen Sie in Rückenlage ein Bein angewinkelt in Richtung gegenüberliegender Schulter. Umfassen Sie mit der Hand das Knie. Drücken Sie nun Hand und Knie leicht gegeneinander und halten Sie diese Position zehn bis 15 Sekunden. Atmen Sie dabei tief ein und wieder aus. Lassen Sie wieder locker und bewegen Sie das Knie noch ein Stück näher Richtung Schulter. Drei bis fünf Wiederholungen.

Ziehen Sie in Rückenlage ein Bein angewinkelt in Richtung Schulter. Umfassen Sie mit der Hand das Knie. Drücken Sie nun Hand und Knie leicht gegeneinander und halten Sie diese Position zehn bis 15 Sekunden. Atmen Sie dabei tief ein und wieder aus. Lassen Sie wieder locker und bewege das Knie noch ein Stück näher Richtung Schulter. Drei bis fünf Wiederholungen.

Übung 3 – entspannt Gesäßmuskel und Piriformis-Muskel

Setzen Sie sich gerade hin und legen Sie einen Ihrer Knöchel auf das Knie. Beugen Sie sich nun mit gestrecktem Oberkörper langsam nach vorne bis zum Schmerzpunkt. Halten Sie die Dehnung ein bis zwei Minuten und atmen Sie dabei tief ein und aus.

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